Finanzen

Frankreich: Hohe Verschuldung reisst Lücken in den Staatshaushalt

Lesezeit: 1 min
01.07.2017 23:29
Der französische Haushalt gerät allmählich in Schieflage. Die hohe Verschuldung führt bereits im laufenden Jahr zu einem beträchtlichen Defizit.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat eine weitere Baustelle: Sein Land muss nach einem Medienbericht Milliardenbeträge sparen, um die ausufernde Neuverschuldung in den Griff zu bekommen, berichtet die dpa. Im laufenden Jahr gebe es eine Budgetlücke von neun Milliarden Euro, im kommenden Jahr gar von 17 Milliarden Euro. Das berichtete das Enthüllungsblatt Le Canard Enchainé am Mittwoch unter Berufung auf ein neues Rechnungshofgutachten.

Durch das klaffende Milliarden-Haushaltsloch steuert Frankreich auf eine erneute Überschreitung der EU-Defizitvorgaben zu. Ohne drastische Einsparungen werde das Defizit in diesem Jahr 3,2 Prozent betragen, warnte der französische Rechnungshof am Donnerstag in Paris. Die Finanzprüfer übten harsche Kritik an der Regierung von Ex-Staatschef François Hollande, der für dieses Jahr ein Defizit von 2,8 Prozent versprochen hatte – und offenbar Zahlen schönrechnete.

Die letzten Haushaltstexte unter dem Vorgänger von Präsident Emmanuel Macron seien von „Unehrlichkeiten“ durchzogen, erklärte der Rechnungshof in seinem Gutachten. Unter anderem seien die Ausgaben einiger Ministerien zu niedrig angesetzt worden. Der Regierung seien die Probleme schon im Herbst 2016 bekannt gewesen.

Der Rechnungshof schätzt, dass die Neuverschuldung ohne Haushaltskorrekturen insgesamt um acht Milliarden Euro höher ausfallen wird als anvisiert. Um die Haushaltsziele noch zu erreichen, seien „beispiellose“ Sparanstrengungen nötig.

Der im Mai gewählte Macron hatte im Wahlkampf zugesichert, dass Frankreich seine Budgetverpflichtungen einhält, um auf europäischer Ebene wieder glaubwürdig zu werden.

Dieses Versprechen Macrons wird nur durch massive Sparanstrengungen zu verwirklichen sein. Das Land verstößt seit Jahren gegen die Defizitkriterien aus dem Maastricht-Vertrag, welche eine jährliche Neuverschuldung von maximal 3 Prozent und eine Gesamtverschuldung von maximal 60 Prozent des des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vorsehen. Der französische Staat hatte Ende 2016 rund 2,15 Billionen Euro Schulden, was in etwa 96 Prozent der Wirtschaftsleistung entsprach, wie aus Daten des Portals Haushaltssteuerung. de hervorgeht. Das letzte Jahr, in dem die Gesamtschulden unter der Marke von 60 Prozent des BIP lagen, war 2002.

Von milliardenschweren EU-Strafen wurde das Land aber bisher verschont, denn es erhielt zwei Mal einen Sparaufschub. Paris verpflichtete sich im Gegenzug gegenüber den EU-Partnern, im laufenden Jahr wieder das Maastrichter Kriterium einzuhalten, wonach das jährliche Haushaltsdefizit nicht mehr als drei Prozent der Wirtschaftsleistung betragen soll.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...