Finanzen

EU-Staaten wollen Konten einfrieren, wenn Bank-Run droht

Lesezeit: 1 min
01.08.2017 17:29
In der EU gibt es Überlegungen, die Konten der Bank-Kunden einzufrieren, wenn eine Bank vom Zusammenbruch bedroht ist.
EU-Staaten wollen Konten einfrieren, wenn Bank-Run droht

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die EU-Staaten beraten über die europaweite Einfrierung von Konten im Falle eines drohenden Ansturms von Sparern auf Banken (Bank-Run), berichtet der englischsprachige Dienst von Reuters. So sollen Repräsentanten der Mitgliedsländer bereits seit Jahresbeginn darüber nachdenken, wie mehrtägige Auszahlungs-Stopps von Bargeld praktisch umgesetzt werden können, um Notmaßnahmen für Banken in Schieflage zu beschließen.

Die Pläne sehen vor, dass Auszahlungen in einem Basisszenario für bis zu fünf Werktagen ausgesetzt werden können. Komme es zu „außergewöhnlichen Umständen“, könne die Periode bis auf 20 Tage ausgeweitet werden, zitiert Reuters aus einem Brief der estnischen Regierung. Zuletzt kam es in Spanien im Zuge der Abwicklung der Banco Popular zu einem Bank-Run. Auch in Griechenland fanden in den vergangenen Jahren mehrere Bankruns sowie Abhebebeschränkungen statt.

Gegenwärtig herrscht unter den Regierungen in der EU noch keine Einigkeit hinsichtlich der Überlegungen. Allerdings würde die Bundesregierung entsprechende Schritte begrüßen, berichtet Reuters. „EU-Länder, die bereits Gesetze über Konteneinfrierungen im Falle drohender Bankpleiten haben, wie Deutschland, unterstützen die Forderungen, sagen Beamte.“ Reuters zitiert eine nicht namentlich genannte Quelle aus dem Umfeld der Bundesregierung: „Der Wunsch besteht darin, einen Bank-Run zu verhindern, damit eine Bank, die sich in einer kritischen Phase befindet, nicht zusammenbricht.“

Die estnische Regierung – welche gegenwärtig die Ratspräsidentschaft innehat – hat die Auszahlungsblockaden in einem Schreiben als „machbare Optionen“ bezeichnet. Allerdings sollte den Bürgern die Möglichkeit gegeben werden, „zumindest einen Minimalbetrag“ abheben zu können.

Vertreter der Bankenbranche befürchten, dass die Einführung von Auszahlungsstopps dazu führen, dass ein Bank-Run noch viel schneller entsteht, weil Bankkunden schon bei kleineren Anzeichen von Schwierigkeiten ihr Geld abziehen, um Beschränkungen zu entgehen. „Wir glauben fest daran, dass dies dazu führen würde, dass Kunden schon sehr früh den Banken mit ihrem Geld den Rücken kehren werden“, sagt Charlie Bannister von der Lobbygruppe Association for Financial Markets in Europe.

Die bestehenden EU-weiten Regelungen sehen Auszahlungsstopps für bis zu zwei Tage vor – sie betreffen allerdings nicht Spar- und Girokonten, sondern nur andere Formen von Konten und Auszahlungen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handel warnt vor „Geisterstädten“ - tausende Geschäftsschließungen
23.04.2024

Seit Jahren sinkt die Zahl der Geschäfte in Deutschlands Innenstädten - auch weitere Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen bald...

DWN
Technologie
Technologie Ocean Cleanup fischt 10.000 Tonnen Plastikmüll aus Ozeanen und Flüssen
23.04.2024

Ein Projekt fischt Tausende Tonnen Plastik aus dem Meer und aus Flüssen. Eine winzige Menge, weltweit betrachtet. Doch es gibt global...