Politik

23 Bewerberstädte für EU-Agenturen aus London

23 in der EU gelegene Städte buhlen um zwei im Zuge des Brexit aus Großbritannien abziehende Agenturen. Frankfurt macht sich große Hoffnungen um den Erhalt der Bankenaufsicht.
01.08.2017 17:26
Lesezeit: 1 min

Der Brexit führt auch zu einem Gerangel unter Europas großen Städten: 23 von ihnen bewerben sich darum, London als Sitz der EU-Arzneimittelbehörde (EMA) und der EU-Bankenaufsicht (EBA) zu beerben, wie der Rat der EU am Dienstag AFP zufolge mitteilte. 19 Städte gaben eine Bewerbung für die EMA mit knapp 900 Mitarbeitern ab – darunter Bonn. Acht Städte wollen künftig die EBA mit knapp 200 Beschäftigten beherbergen, darunter Frankfurt am Main.

Einige Städte bewarben sich für beide Agenturen. Jedes Land kann aber nur eine der Behörden bekommen. Die EBA und die EMA müssen wegen des EU-Austritts von Großbritannien in andere Mitgliedstaaten umziehen.

Um die Medikamentenbehörde bewarben sich neben Bonn auch Amsterdam, Athen, Barcelona, Bratislava, Bukarest, Kopenhagen, Helsinki, Lille, Mailand, Porto, Sofia, Stockholm, Malta sowie Zagreb. Für die Bankenaufsicht bewarben sich neben Frankfurt auch Prag, Paris und Luxemburg. Brüssel, Wien, Warschau und Dublin kandidierten jeweils für beide Agenturen.

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sieht gute Chancen für Frankfurt: Die Stadt „ist aufgrund der Kombination aus sehr guter Infrastruktur, den vielen internationalen Banken und Versicherungen sowie der bestehenden Struktur aus der Europäischen Zentralbank, der Versicherungsaufsicht Eiopa sowie der Deutschen Bundesbank, der BaFin, dem Europäischen Ausschuss für Systemrisiken und dem europäischen Aufsichtsmechanismus das bedeutendste Finanzzentrum in Kontinentaleuropa“, erklärte er. Die Ansiedlung der Bankenaufsicht sei da „der nächste logische Schritt“.

Das Bundesfinanzministerium machte es kürzer: „An Frankfurt führt kein Weg vorbei!“, twitterte das Ministerium von Wolfgang Schäuble (CDU).

Über den künftigen Sitz der Agenturen müssen die Mitgliedstaaten gemeinsam entscheiden. Bereits im Juni hatten sich die Länder auf ein Verfahren mit Punktevergabe nach verschiedenen Kriterien geeinigt, nach dem die Bewerberstädte bewertet werden sollen. Dazu gehören unter anderem die Verkehrsanbindung des Standorts, die Verfügbarkeit von Schulen für die Kinder der Beamten, der Zugang zum Arbeitsmarkt für die mit umgezogenen Familienmitglieder sowie die geografische Verteilung.

Die Frist für die Bewerbungen war Montag abgelaufen. Die Kommission will die Bewerbungen nun sichten und am 30. September einen Bericht vorlegen. Nach einer Debatte im Oktober werden die Europaminister der Mitgliedstaaten im November in einer Wahl über die neuen Standorte der beiden EU-Agenturen abstimmen.

Die Arzneimittelagentur EMA wurde 1995 gegründet und ist für die wissenschaftliche Überprüfung, Aufsicht und Überwachung von Medikamenten sowie deren Zulassung in der EU zuständig. Die Bankenaufsicht EBA gibt es seit 2011, sie soll die finanzielle Stabilität in der EU sicherstellen, analysiert Risiken und testet die Banken auf ihre wirtschaftliche Gesundheit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...