Finanzen

Aktien-Händler sichern sich gegen Dollar-Schwäche ab

Lesezeit: 2 min
02.09.2017 22:58
Aktienfonds sichern sich verstärkt gegen eine weitere Abwertung des US-Dollar ab.
Aktien-Händler sichern sich gegen Dollar-Schwäche ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Kursausschläge von Dollar, Pfund und Euro treiben Aktienanlegern immer mehr Sorgenfalten auf die Stirn. Währungsschwankungen könnten Gewinne schnell zunichtemachen, warnt Finanzmarkt-Experte Mark Richards von der Vermögensverwaltung der US-Bank JPMorgan. Daher greifen Investoren wieder verstärkt zu börsennotierten Fonds (ETFs) mit eingebauter Wechselkurs-Absicherung, berichtet Reuters.

Nachdem sie aus dieser Anlageklasse im vergangenen Jahr zwischen Januar und Juli noch 9,1 Milliarden Dollar abgezogen hatten, pumpten sie 2017 in dem Zeitraum 17 Milliarden Dollar hinein. „Dieser Trend wird in den kommenden Monaten anhalten“, sagt Simone Rosti, Chef des ETF-Vertriebs bei der Bank UBS. Insgesamt sind 127 Milliarden Dollar in sogenannte Hedged ETFs angelegt. Im Vergleich zum 3,3 Billionen Dollar schweren Gesamtmarkt börsennotierter Aktienfonds ist der Anteil dieser relativ neuen Produkte aber immer noch sehr gering. Einen ersten Boom hatte es bei Fonds mit Wechselkursabsicherung bereits im Jahr 2015 gegeben.

Bei ETFs handelt es sich um Aktienfonds, die einen Index wie den Dax eins zu eins abbilden. Das bedeutet, dass der Fonds stets die in dem Index notierten Aktien abhängig von der Gewichtung kauft oder verkauft. Dadurch sind die Gebühren deutlich niedriger als bei aktiven Fonds, wo Manager über jeden Wert einzeln entscheiden.

Zur Absicherung gegen Wechselkursschwankungen werden üblicherweise Terminkontrakte auf die Währung des jeweiligen Landes gekauft. Diese Futures werden dann nach ihrem Ablauf in neue Papiere umgeschichtet.

Jeremy Schwartz, Chef-Analyst des Vermögensverwalters Wisdom Tree, rät vor allem US-Anlegern, sich künftig gegen eine Aufwertung des Dollar abzusichern. Seit Jahresbeginn hat der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, rund zehn Prozent verloren. Börsianer gehen davon aus, dass er seine Talsohle erreicht hat, weil die US-Notenbank bereits mit Zinserhöhungen begonnen hat und den Abbau ihrer billionenschweren Wertpapierbestände ins Visier nimmt, während die anderen großen Notenbanken davon noch weit entfernt sind.

ETFs mit Absicherung speziell gegen Dollar-Schwankungen sind wieder stark gefragt. Zwischen Januar und Juli kauften Anleger für 5,9 Milliarden Dollar solche Finanzprodukte. Im gesamten Vorjahr waren es lediglich 5,3 Milliarden Dollar. Dabei sind US-Investoren bislang auch ohne Zusatzschutz gut gefahren. Denn dank der Schwäche des „Greenback“ stieg der Index MSCI Europe in Dollar gerechnet seit dem Jahreswechsel um 16 Prozent. In Euro beläuft sich das Plus auf gerade einmal 5,5 Prozent.

Aber auch gegen eine Abwertung des Euro, der in den vergangenen Monaten rund 14 Prozent zugelegt hat, wollen sich immer mehr Investoren wappnen. Seit Jahresbeginn flossen 1,3 Milliarden Dollar in ETFs, die dies versprechen. In unsicheren Zeiten springt die Nachfrage sprunghaft an: So flossen im April wegen Ängsten vor einem Sieg der Euro-Kritikerin Marine Le Pen bei der französischen Präsidentenwahl 638 Millionen Dollar in Euro-abgesicherte ETFs. Im Monat zuvor waren es gerade einmal sechs Millionen Dollar.

Der Brexit-Schock steckt Anlegern ebenfalls noch in den Knochen: Nach dem überraschenden Anti-EU-Votum der Briten im Sommer 2016 stürzte das Pfund Sterling um mehr als 20 Prozent ab und war so billig wie seit etwa 30 Jahren nicht mehr. ETFs mit Absicherung gegen Kursausschläge des Pfund seien derzeit sein bestverkauftes Produkt, berichtet ETF-Anlagestratege Eric Wiegand vom Vermögensverwalter Deutsche Asset Management.

Der Schutzschirm macht diese Aktienfonds allerdings auch teuer. Jährlich werden meist ein bis zwei Prozent der Anlagesumme fällig. Ohne Zusatzschutz liegen die Gebühren bei einem Bruchteil dessen. Vincent Deluard vom Brokerhaus INTL FCStone hält die Absicherung zudem für überflüssig. Sein Argument: In den Indizes, auf denen die ETFs basieren, tummelten sich meist internationale Großkonzerne, die sich bereits selbst gegen Wechselkurs-Schwankungen absicherten. Sie tun dies etwa durch die Verlagerung der Produktion in andere Länder oder durch Währungstermingeschäfte. „Doppeltes Hedging bringt nichts außer zusätzlichen Gebühren und Provisionen“, sagt Deluard.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Umweltbewusst und günstig: Hondas Leasing-Modell für die elektrifizierten Fahrzeuge von Honda

Der Managing Director der Honda Bank Volker Boehme spricht mit den DWN über die neuesten Entwicklungen im Leasinggeschäft für die...

DWN
Politik
Politik ZEW-Präsident: Haushaltskrise ist Einschnitt für Konjunktur
04.12.2023

"Der deutschen Wirtschaft geht es nicht gut", sagt ZEW-Präsident Achim Wambach. Und die aktuelle Haushaltskrise sei nun "sozusagen noch...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis steigt auf Rekordhoch, Kurssprung für Bitcoin
04.12.2023

Der Goldpreis in Dollar stieg am Montag so hoch wie niemals zuvor. Und auch Bitcoin hat seine Rally mit einem massiven Sprung fortgesetzt....

DWN
Ratgeber
Ratgeber Kündigung: Ein Leitfaden für Arbeitgeber
04.12.2023

Kündigen, gewusst wie. In diesem Leitfaden für Arbeitgeber beleuchten wir die wesentlichen Aspekte rund um das Thema Kündigung.

DWN
Finanzen
Finanzen Höhere Zinsen erreichen langsam auch die Lebensversicherten
04.12.2023

Die Policen von Lebensversicherungen werfen langsam wieder mehr Zinsen ab. Vorreiter ist die Allianz mit einem Anstieg der Verzinsung um...

DWN
Finanzen
Finanzen Creditreform: Insolvenzen steigen 2023 kräftig an
04.12.2023

Nach Angaben von Creditreform steigen die Firmen-Insolvenzen 2023 in Deutschland um 23,5 Prozent. Dafür nennt die Wirtschaftsauskunftei...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Wirtschaft erwartet Schlimmes
04.12.2023

Die deutsche Wirtschaft rechnet laut IW-Umfrage auch im kommenden Jahr nicht mit einem Aufschwung. IW-Konjunkturchef Michael Grömling...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Schwaches EU-Geschäft: Deutsche Exporte fallen unerwartet
04.12.2023

Die deutschen Exporte sind im Oktober wegen des mauen Europa-Geschäfts überraschend den zweiten Monat in Folge gesunken. Ökonomen hatten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ölgigant Exxon will Lithium abbauen
03.12.2023

Wohin nur mit all den Öl-Einnahmen, fragte sich wohl der größte Ölkonzern der USA. Die Antwort lautet: Diversifikation. Exxon plant nun...