Politik

Zähe Brexit-Verhandlungen verunsichern deutsche und britische Wirtschaft

Lesezeit: 2 min
29.08.2017 01:17
Die Verhandlungen über den Brexit kommen nur ausgesprochen zäh in Gang. Wirtschaftsverbände in Deutschland und Großbritannien zeigen eine gewisse Unruhe.
Zähe Brexit-Verhandlungen verunsichern deutsche und britische Wirtschaft

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Mit gegenseitigen Vorhaltungen haben die EU und Großbritannien laut Reuters ihre dritte Runde der Austrittsverhandlungen begonnen. Großbritannien müsse zu allen Themenbereichen des angekündigten Brexit klare Positionen beziehen, damit konstruktive Gespräche beginnen könnten, sagte EU-Chefunterhändler Michel Barnier am Montag in Brüssel. Der britische Chefunterhändler David Davis forderte seinerseits von der Europäischen Union Fantasie und Flexibilität in den Austrittsgesprächen.

Großbritannien hatte vergangene Woche Strategiepapiere unter anderem zu Fragen der EU-Gerichtsbarkeit infolge des Brexit oder den Umgang mit der Grenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland vorgelegt. Barnier sagte, er begrüße die Papiere. "Und wir haben sie sorgfältig gelesen. Aber wir brauchen die Positionen des Vereinigten Königreiches zu allen Teilungsthemen, um ausreichend Fortschritte erzielen zu können". Die Zeit vergehe schnell, mahnte Barnier. Je schneller Doppeldeutigkeiten ausgeräumt seien, "umso schneller werden wir in der Lage sein, über die künftigen Beziehungen und eine Übergangsperiode zu sprechen". Großbritannien will am 29. März 2019 aus der EU austreten.

Der neben Barnier stehende Davis erklärte, seine Regierung wünsche sich "Fantasie und Flexibilität" auf beiden Seiten. Die Strategiepapiere seien das Ergebnis harter Arbeit. "Wir sind bereit, die Ärmel aufzukrempeln", sagte Davis vor Beginn der Verhandlungsrunde, die bis Donnerstag dauern soll.

Die Briten sind vor allem an Gesprächen über die künftigen Beziehungen zur EU interessiert. Die EU verlangt zuvor jedoch eine Einigung über die Trennungsregelungen, zu der auch gegenseitige finanzielle Verpflichtungen und der Status von Millionen Briten und EU-Bürgern im jeweils anderen Gebiet gehören.

Die irische Regierung forderte derweil von Großbritannien in der Frage der künftigen Grenze Realismus. Anders als von der Regierung in London angedeutet, könnten zahlreiche Grenzprobleme bereits vor einer Einigung über ein Freihandelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU gelöst werden, sagte der irische Außenminister Simon Coveney dem Sender RTE.

Bislang gibt es eine offene Staatsgrenze zwischen dem EU-Mitglied Irland und der britischen Provinz Nordirland. Die britische Regierung will, dass dies auch nach dem geplanten EU-Austritt so bleibt. Zugleich verlangt sie aber auch die vollständige Kontrolle über die Einwanderung nach Großbritannien.

Die schleppenden Brexit-Verhandlungen sorgen auch in der britischen und deutschen Wirtschaft zunehmend für Unruhe. Firmenverbände aus beiden Ländern forderten in einem gemeinsamen Appell an die Regierung in London und die EU-Kommission deutliche Perspektiven in wichtigen Handelsfragen. "Es geht darum, Klarheit und Planungssicherheit für die Unternehmen zu schaffen", hieß es in der Erklärung von Britischer Handelskammer (BCC) und Deutschem Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Als dringlich bezeichneten sie etwa die künftige Behandlung von Zöllen und Steuern.

Großbritannien ist der drittgrößte Exportmarkt für deutsche Waren. Deutschland wiederum ist für Großbritannien der zweitwichtigste Absatzmarkt für Güter und Dienstleistungen. Deutsche Unternehmen unterhalten 2500 Niederlassungen auf der britischen Insel mit annähernd 400.000 Beschäftigten


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
07.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freie Lehrstellen erreichen kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Der Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionsschreck Deutschland: Internationale Investoren meiden deutsche Projekte
07.05.2024

Ausländische Unternehmen haben im vergangenen Jahr immer weniger in Deutschland investiert. Die Anzahl der Projekte ausländischer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten lassen erneut Zinssenkungsfantasie aufkommen
07.05.2024

Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte verbleiben im Spannungsfeld wechselnder Indikatoren hinsichtlich des zukünftigen Zinspfads...

DWN
Politik
Politik Israels Armee nähert sich dem Grenzübergang von Rafah
07.05.2024

Israels Regierung bleibt bei der geplanten umfangreichen Offensive gegen Rafah bestehen, während die Hamas einer Waffenruhe zustimmt -...

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...