Finanzen

Aktionäre empört: Deutsche Börse akzeptiert Millionenstrafe

Lesezeit: 2 min
14.09.2017 15:04
Aktionäre der Deutschen Börse sind über die freiwillige Strafzahlung an die Aufsichtsbehörden erbost.

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Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter ist in der Affäre um seine mutmaßlichen Insidergeschäfte noch lange nicht aus dem Schneider. Vorstand und Aufsichtsrat des Frankfurter Börsenbetreibers akzeptierten zwar die Zahlung eines Bußgeldes von 10,5 Millionen Euro, das die Staatsanwaltschaft Frankfurt für die Einstellung weiterer Ermittlungen gefordert hatte. Doch sowohl die hessische Börsenaufsicht als auch die Finanzaufsicht BaFin prüfen weiterhin, ob Kengeter aus ihrer Sicht noch als Börsenchef tragbar ist, berichtet Reuters.

„Erst im Anschluss daran wird sich der Aufsichtsrat der Deutschen Börse mit der Vertragsverlängerung von Carsten Kengeter befassen“, sagte Aufsichtsratschef Joachim Faber. Aktionäre kritisierten die Entscheidung des Konzerns scharf, das Bußgeld zu akzeptieren, obwohl er die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft weiterhin zurückweist. „Dieses Vorgehen ist inakzeptabel“, sagte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment.

Die Börse betonte, dass auch die Analysen externer Experten keine Anhaltspunkte für Verstöße ergeben hätten. Gleichwohl akzeptiere man die Strafe, um sich „schnellstmöglich wieder ausschließlich auf das Geschäft konzentrieren“ zu können. Vorstand und Aufsichtsrat zeigten sich zuversichtlich, dass auch das Ermittlungsverfahren gegen Kengeter gegen Auflagen eingestellt wird. Eine mit dem Vorgang vertraute Person sagte, Kengeter werde einen mittleren sechsstelligen Betrag zahlen. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt wollte sich dazu am Donnerstag nicht äußern.

Die Ermittlungsverfahren werden die Börse und Kengeter noch eine Weile belasten, ein Ende der Hängepartie ist nicht in Sicht. Dem Deal des Konzerns mit der Staatsanwaltschaft muss das zuständige Amtsgericht Frankfurt noch zustimmen, zudem nehmen sich die hessische Börsenaufsicht und die BaFin bei ihrer Zuverlässigkeitsprüfung des Firmenchefs Zeit. Sie warten den Abschluss des strafrechtlichen Verfahrens ab.

In Hessen hat sich Kengeter wegen der letztendlich gescheiterten Fusionspläne mit der Londoner Börse LSE zahlreiche Feinde gemacht. Viele fürchteten, der Finanzplatz Frankfurt könnte an Bedeutung verlieren.

Für Klaus Nieding, Vizepräsident der Aktionärsvereinigung DSW, ist keineswegs sicher, dass Kengeter die Prüfung durch die Aufseher besteht. „Wenn gegen den Vorstandschef der Deutschen Börse wegen Insiderhandel ermittelt wird, ist das ungefähr so, wie wenn gegen einen Bankvorstand wegen der Herstellung von Falschgeld ermittelt wird.“ Nieding kritisierte, dass die Aktionäre für das Fehlverhalten des Börsenchefs zahlen sollen. In die gleiche Kerbe schlug auch Fondsmanager Speich: „Der Reputationsschaden ist bereits immens. Die Aktionäre dürfen jetzt nicht noch zusätzlich zur Kasse gebeten werden.“

Kengeter wird vorgeworfen, dass er im Dezember 2015 für 4,5 Millionen Euro Aktien des Börsenbetreibers gekauft hat – zwei Monate, bevor die Fusionspläne mit der LSE öffentlich wurden. Diese hatten den Aktienkurs massiv nach oben getrieben. Der frühere Investmentbanker hatte die Aktien im Rahmen eines Vergütungsprogramms erworben, mit dem ihn der Aufsichtsrat langfristig an das Unternehmen binden wollte. Er hatte sich bei dem Kauf mit eigenem Geld verpflichtet, die Aktien mindestens bis Ende 2019 zu halten. Sein Vorgehen hat der Börsenchef wiederholt verteidigt. Wenn es ein Angebot des Aufsichtsrats an das Top-Management zum Kauf von Aktienoptionen des eigenen Unternehmens gebe, dann sei es die „moralische Pflicht, ein solches auch anzunehmen“, sagte Kengeter vergangene Woche.

Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft gab es zum Zeitpunkt des Aktienkaufs bereits Gespräche mit der LSE. Kengeter hat die Anschuldigungen wiederholt zurückgewiesen. Die Staatsanwaltschaft hatte von der Börse 5,5 Millionen Euro wegen des mutmaßlichen Insiderhandels und fünf Millionen Euro wegen der aus ihrer Sicht verspäteten Börsenpflichtmitteilung zur geplanten Fusion mit der LSE gefordert.


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