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Italien und Frankreich lehnen einem Bericht des Spiegel zufolge gegen Bundesbank-Präsident Jens Weidmann als Nachfolger von Mario Draghi an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) ab. Vertreter beider Staaten hätten dies Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und seinen Beamten zu verstehen gegeben, berichtete der Spiegel. Sie hätten zwar nichts gegen einen Deutschen an der EZB-Spitze, nur sollte es nicht Weidmann sein. Um wen es sich bei diesen Leuten handelt ist unklar - sie werden vom Spiegel nicht namentlich angeführt.
Die Befürchtung der Länder sei, dass mit Weidmann "eine flexible und pragmatische Krisenpolitik, etwa der massenhafte Ankauf von Staatsanleihen, nicht zu machen sei", berichtet der Spiegel. Demnach wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) hart bleiben. "Wir haben nur einen qualifizierten Kandidaten im Angebot, und das ist Weidmann", zitierte das Magazin Regierungskreise.
Allerdings hatte sich Weidmann in den vergangenen Jahren in der EZB nie durchgesetzt, weil das Mehrheitsprinzip gilt und Weidmann bei mehreren Entscheidungen überstimmt wurde. Bei anderen geldpolitischen Lockerungen hatte die Bundesbank zugestimmt, obwohl diese den deutschen Sparern erheblichen Schaden zugefügt haben. Es ist unklar, ob die nun über den Spiegel lancierten Vorbehalte aus Südeuropa wirklich existieren. Die Debatte könnte auch dazu dienen, Weidmann für die deutsche Öffentlichkeit als Hardliner zu positionieren, dessen Berufung an die EZB-Spitze am Ende der Durchsetzungskraft von Merkel und Schäuble zuzurechnen wäre.
Ein Bundesbank-Sprecher hatte dem Magazin "Focus" gesagt, Weidmann stehe für eine zweite Amtszeit als Bundesbank-Präsident zur Verfügung, wenn er gefragt werde. "Herr Weidmann hat große Freude an seinem Job."
Der 49-jährige Weidmann steht seit Mai 2011 an der Bundesbank-Spitze, seine Amtszeit endet regulär am 30. April 2019. Auch EZB-Präsident Draghi ist bis 2019 im Amt.
Weidmann hatte kurz vor der Meldung des Widerstands aus Südeuropa bekanntgegeben, dass er gerne Chef der Bundesbank bleiben würde. Er habe "große Freude an seinem Job, und wenn er gefragt wird, steht er selbstverständlich für eine zweite Amtszeit zur Verfügung", sagte ein Bundesbank-Sprecher dem Focus.