Politik

Frankreich und Italien lehnen Weidmann als EZB-Chef ab

Lesezeit: 1 min
15.09.2017 19:53
Italiener und Franzosen positionieren sich für die Neubesetzung des EZB-Spitzenpostens.
Frankreich und Italien lehnen Weidmann als EZB-Chef ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Italien und Frankreich lehnen einem Bericht des Spiegel zufolge gegen Bundesbank-Präsident Jens Weidmann als Nachfolger von Mario Draghi an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) ab. Vertreter beider Staaten hätten dies Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und seinen Beamten zu verstehen gegeben, berichtete der Spiegel. Sie hätten zwar nichts gegen einen Deutschen an der EZB-Spitze, nur sollte es nicht Weidmann sein. Um wen es sich bei diesen Leuten handelt ist unklar - sie werden vom Spiegel nicht namentlich angeführt.

Die Befürchtung der Länder sei, dass mit Weidmann "eine flexible und pragmatische Krisenpolitik, etwa der massenhafte Ankauf von Staatsanleihen, nicht zu machen sei", berichtet der Spiegel. Demnach wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) hart bleiben. "Wir haben nur einen qualifizierten Kandidaten im Angebot, und das ist Weidmann", zitierte das Magazin Regierungskreise.

Allerdings hatte sich Weidmann in den vergangenen Jahren in der EZB nie durchgesetzt, weil das Mehrheitsprinzip gilt und Weidmann bei mehreren Entscheidungen überstimmt wurde. Bei anderen geldpolitischen Lockerungen hatte die Bundesbank zugestimmt, obwohl diese den deutschen Sparern erheblichen Schaden zugefügt haben. Es ist unklar, ob die nun über den Spiegel lancierten Vorbehalte aus Südeuropa wirklich existieren. Die Debatte könnte auch dazu dienen, Weidmann für die deutsche Öffentlichkeit als Hardliner zu positionieren, dessen Berufung an die EZB-Spitze am Ende der Durchsetzungskraft von Merkel und Schäuble zuzurechnen wäre.

Ein Bundesbank-Sprecher hatte dem Magazin "Focus" gesagt, Weidmann stehe für eine zweite Amtszeit als Bundesbank-Präsident zur Verfügung, wenn er gefragt werde. "Herr Weidmann hat große Freude an seinem Job."

Der 49-jährige Weidmann steht seit Mai 2011 an der Bundesbank-Spitze, seine Amtszeit endet regulär am 30. April 2019. Auch EZB-Präsident Draghi ist bis 2019 im Amt.

Weidmann hatte kurz vor der Meldung des Widerstands aus Südeuropa bekanntgegeben, dass er gerne Chef der Bundesbank bleiben würde. Er habe "große Freude an seinem Job, und wenn er gefragt wird, steht er selbstverständlich für eine zweite Amtszeit zur Verfügung", sagte ein Bundesbank-Sprecher dem Focus.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...