Finanzen

Chinas Bitcoin-Börsen stellen den Handel ein

Lesezeit: 2 min
16.09.2017 19:28
Die chinesischen Behörden haben Kryptowährungen zwar nicht ausdrücklich verboten. Doch sie setzen die Bitcoin-Börsen des Landes offenbar massiv unter Druck.
Chinas Bitcoin-Börsen stellen den Handel ein

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die chinesischen Behörden haben Kryptowährungen zwar nicht ausdrücklich verboten. Doch sie setzen die Bitcoin-Börsen des Landes offenbar massiv unter Druck. Daher hatte bereits am Donnerstag der Börsenbetreiber BTC China angekündigt, den Handel zum 30. September einzustellen.

Am Freitag folgte die Bitcoin-Börse ViaBTC, die den Handel in China ebenfalls einstellen will. „Am 4. September haben Chinas Zentralbank und sechs weitere Behörden eine Mitteilung zu regulatorischen Maßnahmen veröffentlicht und vor den Risiken von ICO-Projekten gewarnt“, erklärte ViaBTC seinen Handelsstopp zum Monatsende. Und weiter:

„Als eine verantwortungsvolle Handelsplattform für Kryptowährungen hat ViaBTC die schwierige Entscheidung getroffen, die Stimmung der Zentralbank-Maßnahmen auszuführen. Wir werden die Webseite Viabtc.com in China am 30. September offiziell für den Handel schließen.“

Der Bitcoin-Preis beschleunigte daraufhin seine Verluste. An der größten chinesischen Bitcoin-Börse OKCoin fiel der Kurs am Freitag vorübergehend auf 16.661 Yuan (2.547 Dollar). Das war gut halb so teuer wie noch vor zwei Wochen. So billig waren Bitcoin in China zuletzt am 26. Juli.

Aufgrund der geringen Nachfrage in China liegt der Bitcoin-Kurs dort aktuell zehn bis 20 Prozent niedriger als in anderen Teilen der Welt. An der weltgrößten in Dollar handelnden Bitcoin-Börse Bitfinex in Hongkong fiel der Kurs am Freitag nur knapp unter 3.000 Dollar.

Nachdem ViaBTC die Schließung des Bitcoin-Handels angekündigt hatte, folgte auch die Handelsplattform Yobtc. Auch sie erklärt diesen Schritt mit dem restriktiven Vorgehen der chinesischen Behörden. Als Schließungstermin nennt Yobtc bereits den kommenden Montag. Bis zu diesem Datum sollten die Kunden ihre Guthaben abgezogen haben.

Auch Chinas beiden größten Bitcoin-Börsen, Huobi und OKCoin, haben am Freitag ihre Schließung mitgeteilt. Nach Angaben von Litecoin-Gründer Charlie Lee hatten sich Vertreter der beiden Handelsplätze kurz zuvor mit den chinesischen Behörden getroffen.

Allerdings sagen Huobi und OKCoin in nahezu identischen Mitteilungen, dass den Handel erst zum 31. Oktober einstellen werden, also einen Monat später als BTC China und Via BTC. Mögliche Gründe für die längere Öffnung sind die große Nutzerzahl sowie die Tatsache, dass die beiden Plattformen nicht an ICOs beteiligt waren.

Die beiden Börsen sagen, dass es für Nutzer mit größeren Beträgen zu Wartezeiten kommen kann. Erstattungen könnten zehn bis 15 Tage dauern. Zudem verlangen sie wegen Chinas Geldwäscheregulierungen von allen Besitzern von Kryptowährungen nun Video-Authentifizierungen.

Nachdem BTC China, ViaBTC und Yobtc ihre Schließung mitgeteilt haben, gibt es bereits Insider-Gerüchte, wonach die chinesischen Bitcoin-Handelsplätze zur Fortsetzung ihrer Geschäfte lediglich eine Lizenz erwerben müssen. Anschließend würden sie wahrscheinlich den Handel wieder aufnehmen können.

Auch die Börse Huobi teilte mit, dass die aktuellen Vorgänge nicht das Ende der Blockchain-Technologie und Bitcoin in China seien. „Eine solche Entscheidung ist nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang. [...] Coins werden weitermachen unter der Voraussetzung von Ordnungsmäßigkeit.“

Tatsächlich gibt es in China nach wie vor kein offizielles Bitcoin-Verbot. Die Börsen begründen ihre Schließung lediglich mit der Mitteilung der chinesischen Zentralbank vom 4. September, worin sie Initial Coin Offerings für illegal erklärte und damit die Kurse der beiden größten Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum abstürzen ließ.

Bei einem ICO sammelt ein Start-up mithilfe von Kryptowährungen Geld ein. Wie bei einem Börsengang Aktien verkauft werden, so können Investoren bei einem ICO Einheiten einer Kryptowährung (Tokens) erwerben, die speziell für dieses ICO geschaffenen wurde. Sie bezahlen für gewöhnlich mit Bitcoin oder Ethereum.

Aufgrund des ICO-Verbots in China ist der für den 17. September in Shanghai geplante Token Economy Summit  abgesagt worden. Die Konferenz wurde von der Fintech Blockchain Group organisiert, einem Hedgefonds im Bereich der Kryptowährungen.

Ein Sprecher der Konferenz erklärte die Absage damit, dass die Veranstaltung in der aktuellen Lage „zu riskant“ wäre. Zu der Konferenz in Shanghai waren mehr als 1.000 Teilnehmer aus der ganzen Welt für Gesprächsrunden und ICO-Workshops erwartet worden.

Wegen der stärkeren Regulierung ist Chinas Anteil am weltweiten Bitcoin-Markt zuletzt deutlich zurückgegangen. Doch der Preiseinbruch infolge der Unsicherheiten in China hat Vorteile für neue Interessenten in aller Welt. So kostete ein Bitcoin am Freitagabend rund 3.000 Euro. Das ist so billig wie zuletzt Anfang August.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Menge sichergestellten Kokains im Hamburger Hafen verdreifacht
06.05.2024

Im Hamburger Hafen werden alle nur erdenklichen Waren umgeschlagen - auch Drogen. Immer mehr Kokain findet durch das Tor zur Welt seinen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Der internationale Handel und Kriege im Fokus bei Xi-Besuch in Frankreich
06.05.2024

Auf gute Stimmung machen in Europa: Chinas Staatspräsident Xi besucht seit fünf Jahren mal wieder Frankreich und lächelt, als ihn...

DWN
Politik
Politik Neues Gesicht in der CDU: Helmut Kohl-Enkel will in Bundesvorstand gewählt werden
06.05.2024

Die Kinder von Helmut Kohl haben auf eine Karriere in der Politik verzichtet. Jetzt versucht der Enkel des früheren Bundeskanzlers,...

DWN
Politik
Politik Friedrich Merz bleibt Parteichef: CDU zur sofortigen Regierungsübernahme bereit
06.05.2024

Die CDU trifft sich zum dreitägigen Bundesparteitag in Berlin. Es geht um die Verabschiedung des neuen Parteiprogramms der Union und auch...

DWN
Politik
Politik Scholz zu Besuch in Litauen: „Jeden Zentimeter ihres Territoriums verteidigen"
06.05.2024

Mit der anlaufenden Stationierung einer gefechtsbereiten Brigade an der Nato-Ostflanke geht Deutschland im Bündnis voran. Der...

DWN
Politik
Politik Über Fidschi nach Down under: Annalena Baerbock an der Frontlinie der Klimakrise
06.05.2024

Sie zählen zu den kleinsten Klimasündern, haben aber am stärksten unter den Folgen der Erderwärmung zu leiden. Baerbock ist um die...