Finanzen

Ruhiger Handel an der Börse in Frankfurt

Lesezeit: 2 min
25.09.2017 10:23
Auf die gestiegene Unsicherheit nach der Bundestagswahl reagiert der deutsche Aktienmarkt mit Stagnation.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Aussicht auf eine zähe Regierungsbildung in Berlin verunsichert die Finanzmärkte. "Die Deutschen haben den Schmusekurs abgewählt", urteilte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets. "Im Gegenzug bedeutet der Wahlausgang zumindest erst einmal eine harte und wohl sehr zähe Zeit der Verhandlungen zur Regierungsbildung." Vor allem der Euro geriet unter Druck, da mit der FDP eine Partei in die Koalition kommen könnte, die eine stärkere finanzpolitische Integration der Euro-Zone und einen Schuldenerlass für Griechenland kritisch sieht.

Die Gemeinschaftswährung rutschte um fast einen US-Cent auf 1,1865 Dollar ab. Dax und EuroStoxx50 notierten bei 12.624 und 3543 Punkten am Nachmittag leicht im Plus. An der Wall Street dürfte das Ergebnis die Anleger weitgehend kalt lassen. Die US-Futures signalisierten kaum veränderte Kurse zur Handelseröffnung.

Nach der Entscheidung der SPD, in die Opposition zu gehen, bleibt Kanzlerin Angela Merkel nur die Möglichkeit, ein "Jamaika"-Bündnis mit den Grünen und der FDP zu schmieden. "Obwohl der Wahlausgang in seinen Einzelheiten nicht wirklich überrascht – SPD deutlich schwächer, Union schwächer, AfD im Bundestag - ist das Gesamtbild doch irgendwie sehr überraschend", sagte Wolfgang Kuhn vom Vermögensverwalter Aberdeen Standard Investments. "Vielleicht, weil mit dem Rückzug der SPD die große Koalition als Notnagel ausfällt, und nur Jamaika bleibt, die man wohl auf dem Radar hatte, aber womit man doch nicht wirklich gerechnet hat."

Vor allem für den Euro kann eine Regierungsbeteiligung der Liberalen nach Ansicht von Experten zur Belastungsprobe werden. "Die FDP dürfte sich gegen die Vorschläge von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Richtung einer stärkeren fiskalischen Integration des Euro-Raums stemmen", sagte Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Dies belastete auch die Kurse der spanischen und italienischen Anleihen, die deutlich weniger als ihre deutschen Pendants anzogen. "Dem Süden Europas könnte mit dem Einzug der FDP in die Regierung wieder der Wind ins Gesicht blasen", sagte ein Börsianer.

Macrons Partei gewann unterdessen bei der Neuwahl eines Teils des Senats weniger Sitze als erwartet. Einige Anleger beschrieben zudem den Einzug der AfD als drittstärkste Kraft in den Bundestag als beunruhigendes Signal.

Die Aussicht auf eine Regierungsbeteiligung der Grünen stieß Anlegern von Energiewerten auf. Vor allem RWE mit seinen Kohlekraftwerken könnte deren energiepolitische Ideen zu spüren bekommen, sagte ein Händler. RWE sackten in der Spitze um fast fünf Prozent ab und waren mit Abstand schwächster Wert im Dax. Die Titel des Rivalen E.ON, der stärker auf erneuerbare Energien setzt, verloren mit bis zu 1,4 Prozent deutlich weniger. Derweil zogen die Aktien des Windturbinen-Herstellers Nordex um über vier Prozent an.

Größter Dax-Gewinner waren die Aktien der Lufthansa mit einem Plus von bis zu 2,7 Prozent. Sie stiegen auf den höchsten Stand seit fast 17 Jahren. Anleger spekulierten darauf, dass die Airline den Zuschlag für große Teile der insolventen Air Berlin bekommt.

In Kopenhagen schossen die Titel von Nets um 6,4 Prozent in die Höhe. Der Finanzinvestor Hellman & Friedman will den Zahlungsdienstleister für umgerechnet 4,4 Milliarden Euro übernehmen.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerungen 2024: Zahl stark gestiegen
15.01.2025

Deutlich mehr Immobilien zwangsversteigert: Die Wirtschaftskrise und steigende Zinsen hinterlassen Spuren, besonders bei Eigentümern. 2024...

DWN
Politik
Politik Wider den Hedonismus: Warum Wehrpflicht (und Zivildienst) Deutschland wieder auf Spur bringen
15.01.2025

Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), vom russischen Überfall auf die Ukraine richtig geschockt, die Zeitenwende für Deutschland ausrief,...

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...

DWN
Politik
Politik NATO-Gipfel: Schutz für Ostsee-Infrastruktur geplant
14.01.2025

Nato schützt sich künftig besser vor Sabotageakten gegen wichtige Infrastruktur wie Kabel und Pipelines. Deutschland steuert mit...