Politik

CSU eröffnet Debatte über Ablösung von Horst Seehofer

In der CSU hat die Diskussion um die Ablöse von Horst Seehofer begonnen. Bereits am Parteitag könnte es zu einem Machtwechsel kommen.
26.09.2017 15:30
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Als erster Landtagsabgeordneter forderte der CSU-Mann Alexander König am Dienstag Seehofers Rücktritt. "Ich glaube, wir brauchen einen anderen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl", sagte König im Bayerischen Rundfunk. Der "Frankenpost" sagte er, Seehofer habe viel für Bayern getan. "Doch nun ist es an der Zeit für einen Neuen."

Mit den Äußerungen Königs erreichte der seit dem Wahlsonntag in der CSU verbreitete Unmut über Seehofer nun direkt die bayerische Regierungsfraktion, Seehofer will am Mittwoch mit den Landtagsabgeordneten über das schlechte Abschneiden bei der Bundestagswahl diskutieren. Diese sind mit Blick auf die im kommenden Jahr stattfindende Landtagswahl stark verunsichert und fürchten den Verlust der absoluten Mehrheit.

Seehofer hatte zwar mehrfach Angela Merkel mit Konsequenzen gedroht, wenn die Union nicht auf den CSU-Kurs mit einer Obergrenze einschwenkt. Allerdings hatte Seehofer danach jedesmal Rückzieher gemacht. Am Ende fuhr die AfD in Bayern einen spektakulären Erfolg ein. Für die CSU ist diese Entwicklung besonders gefährlich, weil die gesellschaftspolitischen Positionen der AfD jenen der CSU sehr ähnlich sind. Im Wahlkampf zeigte sich, dass der Unmut über die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel in Bayern besonders groß ist, weil in vielen Grenzregionen Unsicherheit herrscht. So kam es auch in Unions-Städten wie Rosenheim zu wütenden Protesten gegen Merkel.

Merkels Verhältnis zu Seehofer ist gestört, seit Seehofer die CDU-Vorsitzende bei einem CSU-Parteitag auf offener Bühne gedemütigt hat. Nun könnte ihre Politik dazu geführt haben, dass nicht nur Seehofer sein Amt verliert, sondern die CSU ihre historische Vormachtstellung in Bayern auf Dauer verliert.

Nach der Wahl hatten verschiedene Orts- und Kreisvorsitzende bereits einen personellen Neuanfang gefordert, im CSU-Vorstand auch der ehemalige CSU-Generalsekretär und derzeitige Chef der bayerischen Seniorenunion, Thomas Goppel.

Der als möglicher Kronprinz Seehofers geltende bayerische Finanzminister Markus Söder erwartet nun länger anhaltenden hohen Druck auf den Parteichef. "Nach so einem Debakel eines Wahlergebnisses ist es doch selbstverständlich, dass die Basis rumort und dass die Leute verunsichert sind - das wird auch nicht die nächsten Tage vorbei sein." Söder sagte allerdings zu Rücktrittsforderungen, eine "Hauruckentscheidung" bringe nichts.

Bisher konzentriert sich die Kritik am CSU-Vorsitzenden auf Franken. Seehofer ist Mitglied des mit Abstand mitgliederstärksten CSU-Bezirks Oberbayern. Bei der Wahl am Sonntag hatte die CSU ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949 in Bayern geholt und noch stärker als die Schwesterpartei CDU an Zustimmung verloren.

Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer hat die an ihn gerichteten Forderungen nach Ablösung zurückgewiesen und auf den nächsten Parteitag verwiesen. "Wir haben in sieben oder acht Wochen einen Parteitag", sagte Seehofer am Dienstag in Berlin. "Das ist der richtige Ort, solche Debatten zu führen." Wenn die Delegierten dann meinten, es müsse eine Entscheidung getroffen werden, könne dies dort in "anständiger Weise" passieren.

"Da gehört das hin", fügte Seehofer hinzu. Alles andere sei "nicht hilfreich in dieser ungewöhnlich schwierigen Situation" und "schädlich" für die Stärke der CSU und ihre Position in der Öffentlichkeit. Zwar gehörten solche Debatten zur demokratischen Normalität, "aber mit dem richtigen Stil und am richtigen Platz: Parteitag", sagte der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident nach einem Treffen mit den Bundestagsabgeordneten seiner Partei.

Bei der Wahl am Sonntag hatte die CSU ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949 in Bayern geholt. Sie verlor noch stärker als die Schwesterpartei CDU an Zustimmung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...