Politik

US-Wirtschaft wächst wegen hoher Verschuldung zu wenig

Der Konsum in den USA gehört zu den stärksten Triebkräften der Weltwirtschaft. Die Überschuldung der Amerikaner wird ein stärkeres Wachstum jedoch künftig verhindern.
19.10.2017 17:06
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Wie Bloomberg berichtet, sollen etwa 18 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts auf den Konsum der US-Amerikaner entfallen. Die amerikanische Volkswirtschaft selbst ist zu etwa 70 Prozent vom Binnenkonsum abhängig. Die hohe Privatverschuldung der Amerikaner könnte in den kommenden Jahren aber dazu führen, dass die USA als Triebkraft des Weltwirtschaftswachstums ausfallen werden.

„Obwohl die amerikanischen Haushalte ihre Konsumausgaben trotz negativer Wachstumsaussichten ihrer Volkswirtschaft weiterhin halten können, so haben sie dies ausschließlich durch die Aufnahme neuer Schulden geschafft, welche sich schon bald als nicht nachhaltig erweisen könnten“, schreibt Bloomberg. „Die Wirtschaftsdaten und eine wachsende Angst der Banken weist darauf hin, dass sich Investoren auf einen unabwendbar scheinenden Abschwung des Wirtschaftswachstums einstellen sollten.“

Der Anteil der Schulden an dem verfügbaren Gesamteinkommen der US-Bürger ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen. In den 1960er Jahren lag er bei etwa 14 Prozent und in den 1980er und 1990er Jahren bei etwa 18 Prozent. Ab dem Jahr 2000 kam es zu einem deutlichen Anstieg auf durchschnittlich 24 Prozent. Heute liegt der Schulden-Anteil bei 26 Prozent. Rechnet man zu den Privatschulden noch staatliche Transferzahlungen hinzu, liegt die Quote bei 43 Prozent.

Damit entfallen rund ein Drittel der Konsumausgaben der Amerikaner auf Schulden. Andersherum bedeutet dies, dass das Bruttoinlandsprodukt der USA ohne die exzessive Schuldenaufnahme durch die Bürger wahrscheinlich rund 25 Prozent geringer ausfallen würde. Die Schuldenaufnahme von Unternehmen und des Staates ist hierbei noch gar nicht berücksichtigt.

Die auf die Schulden zu zahlenden Zinsen erschweren den Konsumenten jedoch mit jeder Erhöhung die Aufnahme weiterer Kredite. Zu bedenken ist, dass in den vergangenen zehn Jahren weltweit sehr günstige Finanzierungsbedingungen herrschten, weil die Zentralbanken durch eine expansive Geldpolitik das Wachstum stimulieren wollten. Die US-Zentralbank Federal Reserve jedoch hat inzwischen begonnen, die Leitzinsen wieder zu erhöhen, was die Kreditfinanzierung wieder verteuern wird.

„Durch Verschuldung auf persönlicher und staatlicher Ebene haben es die Haushalte in den USA geschafft, künftigen Konsum vorzuziehen. Das Gewicht dieser ausstehenden Obligationen wirkt auf das gegenwärtige und zukünftige Wirtschaftswachstum jedoch wie ein nasser Boden, auf dem man ausrutschen wird“, sagt Michael Liebowitz von 720 Global/Real Investment Advice.

Der Anteil des verfügbaren Einkommens, den die Amerikaner für Zinszahlungen und Schuldentilgungen verwenden, ist vor kurzem zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder angestiegen. Die Großbanken JP Morgan und Citigroup bauten daraufhin ihre Kapitalreserven für ausfallgefährdete Kredite aus. Insbesondere das starke Wachstum von Kreditkartenschulden, welches im August im Vergleich zum Juli um ganze 7 Prozent gestiegen war, macht den Banken sorgen. Die Citigroup schrieb in einem Bericht, dass der Anstieg schneller als erwartet eingetreten sei. Das Wachstum der Kreditkartenschulden übersteigt schon seit etwa 2 Jahren das Wachstum der Löhne.

Das alles findet vor dem Hintergrund rekordhoher Bewertungen an den Aktien- und Anleihemärkten und in einer alternden Expansion der Weltwirtschaft statt. Mehreren Studien zufolge ist ein großer Teil der US-Amerikaner zudem finanziell abgehängt und verfügt kaum noch über Ersparnisse.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...