Finanzen

AfD stellt Antrag auf Klage gegen EZB

Die AfD drängt die Bundesregierung, aktiv gegen das Anleihe-Kaufprogramm der EZB vorzugehen.
30.10.2017 17:09
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die AfD-Bundestagsfraktion hat die Bundesregierung in einem Antrag aufgefordert, gegen sämtliche Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2015 zum Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen sowie von Derivaten vor dem Europäischen Gerichtshof zu klagen. Die Fraktion verweist in dem am Montag bekannt gewordenen Antrag darauf, dass die von den europäischen Verträgen und durch das Bundesverfassungsgericht aufgestellten Bedingungen durch die aktuelle Politik der Anleihekaufprogramme verletzt würden.

Die AfD-Fraktion bezieht sich darauf, dass selbst das „sehr Euro- und EU-freundliche“ Bundesverfassungsgericht gravierende Bedenken im Hinblick auf das deutsche Verfassungsrecht wie auch auf die europäischen Verträge von Maastricht und Lissabon geäußert habe. „Die EZB hat diese Anleihemärkte zugunsten der sogenannten Euro-Südländer und mit hohem Anteil zulasten künftiger deutscher Steuerzahler heute faktisch planwirtschaftlich monopolisiert und marktwirtschaftlich dysfunktionalisiert“, kritisiert die AfD in ihrem Antrag.

Die Bundesregierung solle in Absprache mit dem deutschen Vertreter im EZB-Rat das sofortige Auslaufen der Programme „unmissverständlich anmahnen“. Die EZB hatte 2015 mit den Anleihekäufen begonnen, um die Wirtschaft anzukurbeln und die Gefahr einer Deflation zu bekämpfen. Vergangene Woche hatte die EZB angekündigt, das Kaufprogramm von derzeit monatlich 60 Milliarden Euro ab Januar auf 30 Milliarden Euro zu halbieren. Das Kaufprogramm soll bis September verlängert werden.

Tatsächlich dürfte die EZB-Führung einen kompletten Ausstieg aus dem Programm unter allen Umständen verhindern wollen. Der Hauptgrund des Programms besteht nämlich darin, die Finanzierungszinsen der überschuldeten Eurostaaten an den globalen Kapitalmärkten zu senken. Indem die EZB als potentieller Helfer und Käufer der Schuldscheine mit praktisch unbegrenzter Liquidität in Erscheinung tritt, werden die Renditeforderungen der Geldgeber an den Anleihemärkten – die sich am Ausfallrisiko des Landes orientieren – gedrückt und die Regierungen der betroffenen Staaten können sich günstiger verschulden. Fällt diese Unterstützung durch die EZB weg, könnte der Ausbruch einer neuen Schuldenkrise in Europa das Ergebnis sein. Bereits mehrfach hatten Spekulationen über das Ende des Programms in der jüngsten Vergangenheit zu Verwerfungen an den Anleihemärkten geführt.

Die Vorstellungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron „für einen Kollektivhaushalt aller europäischen Länder samt EU-Finanzminister“ bezeichnet die AfD in dem Antrag als „absehbar rechtswidrige Zumutung“. Die Bundesregierung solle Frankreich signalisieren, dass Deutschland auch auf finanziellem Gebiet seine Souveränität künftig nicht mehr zu großen Teilen europäisieren und damit aufgeben werde, fordert die Fraktion.

Macron hatte im September weitreichende Vorschläge für die Reform der Währungsunion vorgelegt. Dazu gehört auch ein europäischer Wirtschafts- und Finanzminister und ein eigener Haushalt der Eurozone.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steht das Verbrenner-Verbot vorm aus? Europas Rechte bläst zum Gegenschlag gegen EU-Establishment
17.04.2025

Konservative und rechte Kräfte im EU-Parlament wollen das Aus für Verbrennungsmotoren kippen – mit wachsender Unterstützung auch aus...

DWN
Politik
Politik Geheime Chatgruppe: EU-Außenminister betreiben Diplomatie über Signal - auf Einladung Kaja Kallas
17.04.2025

Die Außenminister der Europäischen Union kommunizieren in einer privaten Chatgruppe der verschlüsselten App Signal. Dies bestätigte der...

DWN
Politik
Politik Zollschock aus Washington: Das kommt jetzt auf deutsche Unternehmen zu
17.04.2025

US-Präsident Donald Trump plant erneut drastische Abgaben auf Importe. Noch ist unklar, welche Branchen konkret betroffen sein werden –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitalisierung im Betrieb: Wie digitale Lösungen Zeit, Geld und Papier sparen
17.04.2025

Von der gesetzlich verpflichtenden Zeiterfassung über Lohnabrechnungen bis hin zu smarter Kommunikation: Unternehmen, die ihre...

DWN
Finanzen
Finanzen Fallende Aktienmärkte: Wie eine sinnvolle Strategie aussehen kann
17.04.2025

Die jüngsten Kursverluste sind kein vorübergehendes Phänomen – der "Rote Donnerstag" Anfang April wurde vom "Roten Freitag" gefolgt,...

DWN
Politik
Politik Handelskrieg eskaliert: Chinas neuer Schritt könnte Produktion von Autos und Kampfjets lahmlegen
17.04.2025

Neben der Einführung drastischer Strafzölle haben die USA und China neue Wege gefunden, ihren Handelskonflikt weiter zu eskalieren –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betriebsprüfung droht? So schützen sich KMU mit Selbstanzeige
17.04.2025

Wenn das Finanzamt zur Betriebsprüfung ansetzt, ist der Schock oft groß. Wer dann steuerliche Altlasten zu bereinigen hat, sollte keine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Analyse Europäischer Binnenmarkt: zu schwach, zu bürokratisch und zu teuer
17.04.2025

Während der Blick vieler politischer Beobachter auf den eskalierenden Handelskonflikt zwischen den USA und China gerichtet ist, offenbaren...