Finanzen

Rentenfonds machen Schulden, um gegen den Crash zu wetten

Auf der Suche nach Rendite wetten institutionelle Anleger wie Rentenfonds oder Versicherungen mit Schulden auf eine anhaltend niedrige Volatilität.
31.10.2017 17:27
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In ihrem Bemühen, möglichst hohe Renditen zu erzielen, wetten institutionelle Anleger wie Rentenfonds oder Versicherungen zunehmend auf eine anhaltend niedrige Schwankungsanfälligkeit (Volatilität) der Finanzmärkte. Wie die Financial Times berichtet, nehmen viele der Institutionen zu diesem Zweck neue Schulden auf. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erkennt in der Praxis einen möglichen Auslöser für eine neue Finanzkrise.

Dem Leiter des Bereichs Geld- und Kapitalmärkte beim IWF, Tobias Adrian, zufolge würden immer mehr Institutionen dem Druck zur Erwirtschaftung hoher Renditen nachgeben und in komplexe und riskante Finanzprodukte investieren. „Die Kombination niedriger Zinsen und geringer Volatilität ermöglicht den Gebrauch von Schulden, um die Gewinne zu erhöhen und wir haben bei zahlreichen der entsprechenden Finanz-Produkte ein starkes Wachstum verzeichnen können.“

Problematisch an den Wetten auf eine anhaltend niedrige Schwankungsanfälligkeit ist der Umstand, dass diese im langjährigen Vergleich bereits sehr niedrig ist und jederzeit Ausschläge nach oben stattfinden könnten. Der vielbeachtete CBOE Volatility Index (VIX) steht derzeit bei etwa 10 Punkten und damit so tief wie seit mindestens 10 Jahren nicht mehr.

„Einige der Fonds kaufen Versicherungen gegen einen Crash am Markt. Im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass der Rentenfonds des US-Bundesstaates Hawaii Verkaufsoptionen erwarb, um sein Einkommen zu steigern, während die Rentenfonds anderer Bundesstaaten wie beispielsweise die South Carolina Retirement System Investment Commission oder das Illinois State Universities Retirement System externe Manager anstellten, um an den Terminmärkten zu spekulieren“, schreibt die FT.

Der IWF schätzt, dass inzwischen etwa 500 Milliarden Dollar in Finanzprodukten stecken, die von der Entwicklung der Volatilität abhängen. In den vergangenen 3 Jahren soll dieser Betrag um etwa 50 Prozent gestiegen sein. Der Leiter der Abteilung für Derivate und quantitative Strategien bei der Großbank JP Morgan warnte kürzlich „vor Strategien, die auf Autopilot verkaufen“ und die trügerische Ruhe des VIX-Index nutzen, um Investoren anzulocken. „Sehr teure Wertpapiere haben oft eine sehr geringe Schwankung und werden von diesen Modellen dann trotz der hohen Risiken als sicher eingestuft.“

Die Vermögensverwaltung Artemis Capital Management schätzt, dass die impliziten und expliziten Wetten auf eine weiterhin geringe Volatilität – trotz er gegenwärtig zu beobachtender Risiken wie dem Konflikt um Nordkorea, der unsicheren Entwicklung in Katalonien oder den Schwierigkeiten bei der US-Steuerreform – mittlerweile insgesamt 2 Billionen Dollar umfassen, berichtet der Finanzblog Zerohedge. „Eine nachhaltiger Anstieg der Volatilität könnte dann zu einem Abverkauf der Wertpapiere führen, die diesen Finanzprodukten zu Grunde liegen und den Schock für die Märkte so noch verstärken“, wird Adrian zitiert.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie auf Höhenflug: Wie realistisch ist das 250-Dollar-Ziel?
08.07.2025

Die Nvidia-Aktie eilt von Rekord zu Rekord – doch Analysten sehen noch Luft nach oben. Wie realistisch ist das Kursziel von 250 Dollar?...

DWN
Politik
Politik NATO-Chef erwartet Doppelangriff: China greift Taiwan an, Russland die NATO
08.07.2025

Ein gleichzeitiger Angriff Chinas auf Taiwan und Russlands auf die NATO – ausgerechnet NATO-Chef Mark Rutte hält dieses...