Gemischtes

Peugeot drängt Opel zu Massen-Entlassungen

Lesezeit: 2 min
04.11.2017 17:32
Der neue Eigner PSA wird Opel zu einem umfangreichen Stellenabbau drängen.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In einer interessanten Meldung beschreibt Jan Schwartz von der Nachrichtenagentur Reuters den wachsenden Druck bei Opel zu Stellenstreichungen:

Opel hat in seiner wechselvollen Geschichte mehrfach Erfahrung mit schmerzhaften Sanierungen gemacht. Der nächste Einschnitt steht am Donnerstag bevor, wenn der neue Opel-Chef Michael Lohscheller im Beisein von PSA-Boss Carlos Tavares den mit Spannung erwarteten „Zukunftsplan“ verkünden will. Lohscheller soll die Rüsselsheimer Traditionsmarke auf Geheiß von PSA Peugeot Citroen möglichst rasch aus den roten Zahlen führen, in denen sie in den vergangenen Jahren unter der Regie des früheren US-Mutterkonzerns General Motors steckte. Die Franzosen haben Opel zum 1. August übernommen. Nun soll Opel auf PSA-Technik umgestellt werden, um die Kosten zu senken. Opelaner rechnen damit, dass dies mit einem weiteren massiven Personalabbau und Werksschließungen einhergeht. Schon unter GM waren tausende Stellen abgebaut und die Opel-Werke in Bochum und Antwerpen geschlossen worden.

„PSA wird natürlich versuchen, das Beste aus dem Kauf von Opel herauszuholen. Dass dazu auch harte Sanierungs-Einschnitte zum Repertoire des Managements gehören werden, versteht sich von selbst“, sagt Richard Fudickar von der Personalberatung Boyden. „Wir wissen, dass PSA gerade beim Personal erhebliches Einsparpotenzial sieht – auch weil bis 2023 vier von fünf Modellen elektrisch sein sollen.“ Beim Bau von Elektroautos werden weniger Arbeitskräfte benötigt als für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.

Auch Autoexperte Stefan Bratzel rechnet damit, dass Opel Federn lassen wird. „PSA wird die Verluste nicht lange hinnehmen“, sagt der Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. „Die Frage ist nur, wie scharf der erste Schnitt ausfallen wird.“

Verstärkt wurde die Sorge vieler Opelaner durch Äußerungen von Tavares, der Opel in einem Interview vorwarf, zu teuer zu produzieren. „Mein Eindruck ist, viele Probleme rühren daher, dass Dinge bei Opel überdimensioniert sind“, sagte der Portugiese der Tageszeitung Die Welt. Opel weiter schlank zu sparen und Arbeitsplätze abzubauen, sei dabei kein Patentrezept. Opel müsse allerdings Schlüsse daraus ziehen, dass die Produktionskosten mindestens 50 Prozent über denen in den französischen PSA-Werken lägen, fügte er hinzu. Wie die Schlüsse aussehen sollen, ließ Tavares offen. Er ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass sich Opel komplett umstellen muss.

Tavares hat Lohscheller 100 Tage Zeit gegeben, um einen Plan zur Wiederbelebung von Opel vorzulegen. Die Frist läuft nächste Woche aus. Ein Sprecher sagte, Lohscheller werde am Donnerstag einen Plan vorlegen, um die von PSA vorgegebenen Ertragsziele zu erreichen. Tavares will, dass die Marke mit dem Blitz im Logo in drei Jahren eine operative Rendite von zwei Prozent erreicht, 2026 sollen es sechs Prozent sein.

Experten schätzen, dass Lohscheller zunächst keine größeren Stellenstreichungen verkünden wird, sondern die technologische Zusammenarbeit mit PSA sowie neue Fahrzeuge in den Vordergrund seiner Präsentation stellt. Opel und Peugeot haben in der vor einigen Jahren noch unter GM gestarteten Kooperation bereits die SUV-Modelle Crossland X und Grandland X gemeinsam entwickelt. Im kommenden Jahr soll der Nachfolger des Stadtlieferwagens Combo von Opel auf einer PSA-Plattform folgen, ein Jahr später der neue Opel Corsa. Durch den gemeinsamen Unterbau sollen die Kosten deutlich sinken.

Unternehmenskenner rechnen zudem damit, dass das Opel-eigene Entwicklungszentrum mit 7000 Beschäftigten schrumpfen dürfte, weil PSA Doppelarbeiten vermeiden will. Weitere Kostensenkungen werden durch die Zusammenlegung des Einkaufs erwartet. Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer vermutet, dass bei Opel und ihrer britischen Schwester langfristig mehr als 6000 Arbeitsplätze auf der Kippe stehen.

Die mehr als 19.000 Arbeitsplätze in Deutschland sind allerdings noch bis Ende kommenden Jahres vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. PSA könnte höchstens Abfindungen oder großzügige Vorruhestandsregelungen anbieten, um Mitarbeitern ein freiwilliges Ausscheiden zu versüßen. Das ist jedoch teuer. PSA werde den Personalabbau daher „scheibchenweise“ vornehmen, vermutet Dudenhöffer.


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Immobilien
Immobilien Haus & Grund rät zu Geduld: Bei Grundsteuer auf neuen Bescheid warten
21.12.2024

Im Durchschnitt sollte es nicht teurer werden, das war das Versprechen der Grundsteuer-Reform. Doch noch immer wissen viele nicht, wie viel...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...