Die US-Notenbank hat gegen Ende der Ägide von Fed-Chefin Janet Yellen die Zinsen nochmals angehoben und will die Zügel unter ihrem Nachfolger weiter straffen. Die Währungshüter setzten den Schlüsselsatz am Mittwoch um einen Viertelpunkt hoch – auf die neue Spanne von 1,25 bis 1,50 Prozent. Es ist bereits die dritte Anhebung 2017. Im nächsten Jahr, wenn der langjährige Fed-Direktor Jerome Powell das Ruder übernimmt, sollen drei weitere Schritte nach oben folgen. Die mächtigste Notenbank der Welt reagiert damit auf die brummende Wirtschaft in den USA. Und sie könnte bald noch mehr Schub erhalten: "Die Änderungen in der Steuerpolitik werden der Wirtschaft in den kommenden Jahren wahrscheinlich Auftrieb geben", sagte Yellen.
Sie betonte zugleich, einen reibungslosen Wechsel an der Spitze der Notenbank ermöglichen zu wollen. Nach Ansicht von Ökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank gebührt ihr für die Abkehr von der jahrelangen Niedrigzinspolitik Respekt: "Die Grande Dame der Notenbank hat das geldpolitische Wendemanöver vollzogen, ohne die Märkte auf Talfahrt zu schicken. Diese Meisterleistung wird in die Geschichtsbücher eingehen."
Allerdings wollten ihr auf der jüngsten Sitzung zwei Führungsmitglieder auf dem Weg zur Zinserhöhung nicht folgen: Neel Kashkari und Charles Evans plädierten vergeblich für gleichbleibende Zinsen. Der Dollar gab nach dem Entscheid leicht nach. Im Gegenzug legte der Euro 0,5 Prozent auf rund 1,18 Dollar zu. Ein Analyst erklärte dies mit den beiden Gegenstimmen.
Nach der Zinserhöhung durch die US-Notenbank haben die New Yorker Börsen am Mittwoch kaum verändert geschlossen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging mit einem Plus von 0,3 Prozent bei 24.585 Punkten aus dem Handel. Im Verlauf hatte er den zweiten Tag in Folge ein Rekordhoch markiert. Der breiter gefasste S&P-500 trat bei 2662 Zählern auf der Stelle. Der Index der Technologiebörse Nasdaq legte 0,2 Prozent auf 6875 Punkte vor.
Yellen wird Anfang Februar nach vier Jahren an der Fed-Spitze abtreten. US-Präsident Donald Trump verwehrte ihr eine zweite Amtszeit und bestimmte den Republikaner Powell zum Nachfolger. Er gilt Investoren aber als Garant der Kontinuität, auch weil er unter Yellens Führung jede große Entscheidung mitgetragen hat – so auch die Zinserhöhungen im März und Juni 2017.
Mit weiteren Schritten nach oben unter Powell dürfte die Zinsschere zur Euro-Zone und Japan noch weiter auseinandergehen. Denn die Notenbanken in Frankfurt und Tokio werden den Finanzinstituten auf absehbare Zeit wohl noch Geld zum Nulltarif vergeben. Der Aufschwung in den USA hält nun bereits im achten Jahr an. Damit sind die Vereinigten Staaten Europa voraus, da hier die Erholung nach der Finanzkrise wesentlich später einsetzte.
Bei der am Donnerstag anstehenden EZB-Ratssitzung sind Zinserhöhungen aller Wahrscheinlichkeit nach kein Thema. Die Euro-Hüter werden vielmehr um die Details ihres langsamen Ausstiegs aus der ultra-lockeren Geldpolitik ringen. Sowohl Gegner als auch Befürworter des extrem billigen Geldes hoffen durch neue Konjunkturprognosen auf bessere Argumente für ihre Forderungen. Erstmals werden dabei die Volkswirte der Europäischen Zentralbank eine Vorhersage für das Wirtschaftswachstum und die Inflation im Jahr 2020 abgeben. Ob dann das seit Jahren verfehlte Inflationsziel von knapp zwei Prozent erreicht wird, dürfte den weiteren Kurs mitbestimmen.
Anders als die EZB soll die Fed nicht nur stabile Preise garantieren, sondern auch Vollbeschäftigung fördern. Letzteres kann sie bei einer Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent abhaken, bei den Preisen ist sie jedoch noch nicht soweit. Sie strebt eine Teuerung von 2,0 Prozent an, verfehlt dieses Ziel jedoch bereits seit fast fünfeinhalb Jahren, wenn in der Statistik Nahrungsmittel und Energiekosten ausgeklammert werden. Im Oktober lag dieser Wert nur bei 1,4 Prozent. Dennoch gehen die Währungshüter im Mittel davon aus, dass 2018 ihr Inflationsziel nur knapp verfehlt wird. Zugleich erwarten sie, dass die US-Wirtschaftsleistung nächstes Jahr um 2,5 Prozent zulegen dürfte. Im September hatten sie lediglich ein Plus von 2,1 Prozent veranschlagt.
Das erklärte Ziel des US-Präsidenten ist es, die Wachstumsrate mittelfristig auf drei Prozent hochzutreiben. 2016 lag das Plus bei 1,5 Prozent. Mit der Steuerreform hofft Trump, seinem Ziel näherzukommen. Einem führenden Senator zufolge einigten sich die beiden von Trumps Republikanern dominierten Kongresskammern bereits auf einen endgültigen Gesetzentwurf für das Vorhaben. "Ich glaube, dass wir eine ziemlich gute Vereinbarung haben", sagte der republikanische Finanzausschuss-Vorsitzende des Senats, Orrin Hatch. Details nannte er jedoch nicht. Es zeichnete sich ab, dass die Unternehmenssteuer auf 21 von bisher 35 Prozent gesenkt werden könnte. Die Einigung ebnet den Weg für eine abschließende Abstimmung im Kongress in der kommenden Woche.