Politik

Israel will zehntausende Migranten aus Afrika zurückschicken

Israel beginnt mit der Umsetzung eines Plans, demzufolge 38.000 illegal eingereiste Afrikaner das Land verlassen sollen.
03.01.2018 21:58
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Israel will in den kommenden Monaten zehntausende afrikanische Einwanderer zur Ausreise zwingen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte am Mittwoch bei einer Kabinettssitzung in Jerusalem laut AFP einen Plan an, nach dem rund 38.000 illegal nach Israel eingereiste Afrikaner bis Ende März das Land verlassen sollen. Wer sich weigert, soll festgenommen werden. Betroffen sind vor allem Eritreer und Sudanesen, deren Heimatländer für massive Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gemacht werden.

"Jedes Land muss seine Grenzen aufrecht erhalten", verteidigte Netanjahu den Plan. Seine Grenzen vor illegalem Eindringen zu schützen, sei das Recht und die Pflicht eines souveränen Staates.

Der Plan sieht vor, dass jeder Ausreisepflichtige ein Flugticket und umgerechnet 2.900 Euro erhalten soll. Ab April nimmt dieser Betrag stetig ab und diejenigen, die sich weigern zu gehen, werden verhaftet. Holot, eine halboffene Flüchtlingseinrichtung in der südisraelischen Wüste, soll geschlossen werden. Die fast 1500 dort lebenden Bewohner dürfen die Unterkunft tagsüber zum Arbeiten verlassen.

Israel erkennt stillschweigend an, dass Sudanesen und Eritreer nicht in ihre Ursprungsländer zurückkehren können. Daher hat die israelische Regierung mit anderen afrikanischen Ländern, allen voran Ruanda und Uganda, die Aufnahme von Migranten vereinbart, die der Abmachung zustimmen.

Die Alternativen könnten für die Migranten ausgesprochen harsch sein: Haaretz berichtet, dass Netanjahu einen Vorschlag seines Ministers für Öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, prüfe, wonach nicht Ausreisewillige in Handschellen in Flugzeuge gesetzt und abschoben werden sollen. Zuvor hatte Erdan vorgeschlagen, die illegal Eingewanderten unbefristet in Haft zu nehmen. Allerdings wurde dieser Plan wieder verworfen, weil dies das israelische Gefängniswesen überfordern würde.

Die Vereinten Nationen werfen der Regierung in Eritrea "systematische" Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Gegen den sudanesischen Präsident Omar al-Baschir gibt es einen Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie Völkermords.

Als die israelischen Pläne im November letzten Jahres erstmals bekannt geworden waren, hatte das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) Bedenken geäußert. Israel habe rechtliche Verpflichtungen hinsichtlich des Schutzes von Flüchtlingen, hieß es damals.

Seit 2007 waren vermehrt Einwanderer über die Landgrenze zwischen Israel und der ägyptischen Halbinsel Sinai gekommen. Die israelische Regierung hat seitdem die Befestigung der Grenze abgeschlossen. Im ersten Halbjahr 2017 gab es keine Übertritte.

Laut offiziellen Zahlen haben bereits 4012 illegale Einwanderer Israel 2017 verlassen, davon 3332 aus Subsahara-Afrika.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...