Finanzen

Russland baut seine Dominanz als Weizen-Lieferant aus

Die russischen Weizenvorräte befinden sich auf einem Rekordstand. Russland versorgt etwa die Hälfte der aller Länder der Welt mit Weizen.
19.03.2018 23:17
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die russischen Weizenvorräte befinden sich seit den Sowjetzeiten auf dem höchsten Stand.

Obwohl Russland in den vergangenen 25 Jahren mehr Weizen exportiert hat als jedes andere Land, werden die russischen Lagerbestände nach Angaben der Moskauer Beratungsfirma SovEcon immer noch um fast 50 Prozent auf einen Rekordwert von 20,6 Millionen Tonnen steigen.

Dies könnte es für Frankreich, den größten Weizen-Exporteur der EU, schwieriger machen, den Anteil an den Übersee-Märkten wieder aufzubauen – sogar nachdem die russischen Preise auf ein Dreijahres-Hoch von 208 Dollar je Tonne gestiegen sind. Das sind vier Dollar mehr als französischer Weizen.

Ein hohes Niveau russischer Lagerbestände könnte die Preise in den kommenden Monaten niedrig halten, während der schwächere Rubel der vergangenen Wochen bedeutet, dass der Weizen des Landes in Dollar billiger ist.

„Hohe Lagerbestände und relativ niedrige Rubel-Preise werden dafür sorgen, dass Russland bis zum Saisonende gegenüber den EU-Exporten wettbewerbsfähig bleibt”, sagte Andrey Sizov Jr. von SovEcon Bloomberg.

Die EU-Bauern haben mit einer Flut von billigen russischen Exporten auf den Weltmärkten zu kämpfen. Die Auslieferungen des Handels-Blocks sind im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Fünftel zurückgegangen. Der Anstieg des Euro auf ein Dreijahres-Hoch gegenüber dem Dollar wirkte sich ebenfalls negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit aus.

Dies spiegelt sich in den Exporten nach Ägypten wider, das mit Indonesien als größtem Weizen-Käufer der Welt konkurriert. Nur eine 60.000-Tonnen-Ladung französischer Weizen wurde in Regierungs-Ausschreibungen der aktuellen Saison an das Land verkauft. Im Gegensatz dazu lag der russische Anteil an den importierten Getreide-Mengen bei 79 Prozent.

Das Moskauer Institut für Agrarmarktforschung (IKAR) hat in der aktuellen Woche seine Export-Prognose für die laufende Saison angehoben. IKAR sieht die russischen Export-Preise für Weizen auf einem niedrigeren Niveau, da die Aussichten auf eine weitere bevorstehende russische Ernte noch größer sind. In der Zwischenzeit senkte das französische Ernte-Büro FranceAgriMer seine Export-Schätzung für Frankreich. Strategie Grains tat dasselbe für die EU.

„Wenn die russischen Preise wieder fallen und wir in Marokko und Westafrika an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, wird das derzeitige Ziel von FranceAgriMer sehr, sehr schwer zu erreichen sein (...). Es ist gut, dass die französischen Preise unter den russischen Preisen liegen, aber wir werden noch drei bis vier Dollar pro Tonne mehr Wettbewerbsfähigkeit brauchen, um mehr Marktanteile zu gewinnen”, so Alexandre Boy, Analyst bei Agritel in Paris.

Im Februar 2018 berichtete Bloomberg, dass die russischen Nahrungsmittellieferungen im vergangenen Jahr um 25 Prozent – nach Angaben des russischen Export-Zentrums um 19 Prozent – auf einen Wert von 19 Milliarden Dollar gestiegen sind. Die Rekordmenge war hauptsächlich auf den Export von Weizen und gefrorenem Fisch zurückzuführen, während die Zucker-Exporte ebenfalls anstiegen.

Etwa die Hälfte der Länder der Welt kaufen Weizen aus Russland. Das Land versucht, seine Abhängigkeit von Agrar-Importen zu verringern, nachdem es den Kauf einiger westlicher Nahrungsmittel als Reaktion auf die europäischen und US-Amerikanischen Sanktionen verboten hatte. In der aktuellen Saison will Russland Weizen im Volumen von 36,6 Millionen Tonnen exportieren.

Zu den größten Käufern russischer Nahrungsmittel gehörten im vergangenen Jahr Ägypten – gefolgt von China, der Türkei, Südkorea und Kasachstan.

Bei einem Weizen-Transport aus Russland in die Türkei wurde im Januar 2018 erstmals die digitale Währung Bitcoin eingesetzt. Prime Shipping Foundation transportierte von Rostov-on-Don 3.000 Tonnen in die türkische Küstenstadt Samsun. Die Transport-Gebühren der Prime Shipping Foundation wurden mit Bitcoins beglichen, berichtet die türkische Online-Zeitung Haberler.com. Das Blatt fügt hinzu, dass Bitcoin auch in Ländern wie Syrien eine wichtige Rolle beim Import von Nahrungsmitteln spielen könnte, da Syrien einen beschränkten Zugang zu Dollar-Reserven hat.

Russland will seine Abhängigkeit vom Erdöl reduzieren und plant außerdem, weniger Geld für Rüstung ausgeben zu wollen. Russland werde zwar weiter seine nationalen Interessen verteidigen, sagte Präsident Wladimir Putin am Montag. "Wir werden alles daran setzen, Streitigkeiten mit unseren Partnern über politische und diplomatische Kanäle zu lösen." Putin kündigte eine Reduzierung der Militärausgaben an. Es seien aber noch ausreichend Mittel vorhanden, neue Waffenprojekte zu finanzieren. "Niemand will, dass sich der Rüstungswettlauf beschleunigt", sagte der 65-Jährige. Putin hatte kurz vor der Wahl neue Atomwaffen vorgestellt, die im Westen die Sorge vor einem neuen Wettrüsten nährten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Finanzen
Finanzen Flat Capital-Aktie: Trotz Beteiligungen an OpenAI und SpaceX überbewertet?
04.07.2025

Flat Capital lockt mit Beteiligungen an OpenAI, SpaceX und Co. Doch die Risiken steigen, Insider warnen. Ist die Flat Capital-Aktie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromsteuersenkung: Wirtschaftsverbände kritisieren Merz für gebrochene Zusage
04.07.2025

Die Entscheidung der Bundesregierung zur Stromsteuersenkung sorgt für Aufruhr. Wirtschaftsverbände fühlen sich übergangen und werfen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China-Zölle auf EU-Weinbrand kommen nun doch – das sind die Folgen
04.07.2025

China erhebt neue Zölle auf EU-Weinbrand – und das mitten im Handelsstreit mit Brüssel. Betroffen sind vor allem französische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaspreise steigen wieder: Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet
04.07.2025

Nach einem deutlichen Preisrückgang ziehen die europäischen Gaspreise wieder an. Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet –...

DWN
Panorama
Panorama Schwerer Flixbus-Unfall auf der A19 bei Röbel: Was wir wissen und was nicht
04.07.2025

Ein Flixbus kippt mitten in der Nacht auf der A19 bei Röbel um. Dutzende Menschen sind betroffen, ein Mann kämpft ums Überleben. Noch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Solarausbauziel in Deutschland bis 2030 zur Hälfte erfüllt
04.07.2025

Deutschland hat bereits einen großen Schritt in Richtung Solarenergie gemacht – doch der Weg ist noch weit. Trotz beachtlicher...

DWN
Politik
Politik One Big Beautiful Bill: Das steckt hinter Trumps Steuererleichterungen
04.07.2025

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag setzt Donald Trump ein innenpolitisches Zeichen: Mit dem "One Big Beautiful Bill" will er seine...

DWN
Panorama
Panorama Waldbrand Sachsen: Gohrischheide - über 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz
04.07.2025

Hitze, Trockenheit und starker Wind: In Sachsen und Thüringen kämpfen Einsatzkräfte gegen massive Waldbrände. Besonders die...