Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere in Brüssel versammelte Regierungschefs über die Hauptrisiken aufgeklärt, die die aus seiner Sicht günstigen Wirtschaftsaussichten gefährden, berichtet Bloomberg.
Draghi sagte in einer Präsentation, dass die Lage eigentlich sehr positiv sei: Die Investitionen seien auf ein Niveau gestiegen, das seit mindestens einem Jahrzehnt nicht mehr zu beobachten sei. Die Schulden des privaten Sektors sinken und die Kapitalquoten gesunder Banken seien fast 50 Prozent höher als zu Beginn der Krise.
Dennoch sieht Draghi neue Risiken für die Euro-Zone. Er nannte Handelsprotektionismus und eine Schwächung der multilateralen Institutionen, die Streitigkeiten beilegen, als die größten potenziellen Risiken. Zölle und Vergeltungsmaßnahmen würden das Vertrauen untergraben.
Angesichts der noch immer lockeren Geldpolitik könnte ein potenzieller Vorstoß zur Deregulierung der Finanzindustrie zu einer toxischen Mischung führen.
Eine potenzielle Neubewertung von Vermögenswerten in den USA hätte einen Dominoeffekt. Ein Warnschuss wurde zu Beginn des Jahres abgefeuert, als die US-Märkte kurzzeitig abstürzten.
Risiken sieht Draghi auch in der Finanzpolitik der Staaten. Erhöhungen der öffentlichen Ausgaben könnten in den USA und in der EU zu einer Überhitzung führen. Dies gelte auch für Steuersenkungen in den USA.