Politik

Polen kürzt Politikern das Gehalt

Die polnische Regierungspartei wird Parlamentariern und Ministern das Gehalt kürzen.
05.04.2018 23:13
Lesezeit: 1 min

Polens Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) hat Gehaltskürzungen für Minister und Parlamentarier beschlossen.

PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski sagte am Donnerstag nach einer Sitzung des Leitungsgremiums seiner Partei, die Minister und Staatssekretäre hätten beschlossen, ihre Gehaltszulagen bis Mitte Mai der Caritas, einer Wohlfahrtsorganisationen der römisch-katholischen Kirche, zukommen zu lassen. "Vox populi, vox Dei" (Volkes Stimme ist Gottes Stimme), fügte Kaczynski hinzu. Die lateinische Sentenz bedeutet im übertragenen Sinn soviel wie "Die öffentliche Meinung hat großes Gewicht".

Die Partei entschied zudem, im Sejm umgehend einen Gesetzentwurf einzubringen, wonach die Diäten der Abgeordneten und Senatoren um ein Fünftel gekürzt werden. Außerdem sollen für Bürgermeister und andere Regional- und Lokalverantwortliche, die mitunter besser verdienen als Regierungsmitglieder, Einkommensobergrenzen eingeführt werden.

Kaczynski führte ferner aus, dass Chefs von Unternehmen im Besitz des Staates oder von Gebietskörperschaften sämtliche Zusatzvergütungen gestrichen werden sollen.

Im Februar war publik geworden, dass die Jahresboni, die sich die Regierung selbst auszahlt, im Jahr 2017 zwischen 15.000 und 19.000 Euro pro Person ausmachten. In einigen Teilen der polnischen Gesellschaft löste das einen Schock aus. Das Durchschnittsgehalt liegt in Polen bei 1000 Euro, doch viele Menschen liegen darunter.

Beata Szydlo, die bis zum vergangenen Dezember Ministerpräsidentin der Republik Polen war, schüttete noch Öl ins Feuer. Sie bezeichnete die Boni vor laufenden Fernsehkameras als vollkommen gerechtfertigt, denn schließlich hätten ihre Minister "hart gearbeitet". Ihre PiS geriet daraufhin immer mehr in einen Abwärtstrend. Einer Meinungsumfrage des Instituts Kantar MB zufolge wollten zuletzt nur noch etwa 28 Prozent der Stimmberechtigten die Regierungspartei wählen - ein drastischer Rückgang gegenüber den 40 Prozent zu Beginn ihres Mandats 2015.

Den 709 Bundestagsabgeordneten winkt zur Jahresmitte dagegen eine Diätenerhöhung von rund 2,5 Prozent. Grundlage ist der Anstieg des Nominallohnindexes um diesen Wert, wie die Bild-Zeitung berichtete. Demnach steigen die Bezüge um rund 240 Euro auf 9780 Euro brutto im Monat. Festgelegt wird die Erhöhung aber auf der Grundlage einer offiziellen Mitteilung des Statistischen Bundesamtes, die noch nicht vorliegt.

Nach derzeitiger Gesetzeslage werden die Diäten automatisch entsprechend der allgemeinen Gehaltsentwicklung erhöht, und zwar jeweils zum 1. Juli eines Jahres. Dem Abgeordnetengesetz zufolge muss das Statistische Bundesamt Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) bis 31. März offiziell über die Lohnentwicklung informieren. Auf dieser Grundlage wird dann die Anpassung festgelegt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Fallende Aktienmärkte: Wie eine sinnvolle Strategie aussehen kann
17.04.2025

Die jüngsten Kursverluste sind kein vorübergehendes Phänomen – der "Rote Donnerstag" Anfang April wurde vom "Roten Freitag" gefolgt,...

DWN
Politik
Politik Handelskrieg eskaliert: Chinas neuer Schritt könnte Produktion von Autos und Kampfjets lahmlegen
17.04.2025

Neben der Einführung drastischer Strafzölle haben die USA und China neue Wege gefunden, ihren Handelskonflikt weiter zu eskalieren –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betriebsprüfung droht? So schützen sich KMU mit Selbstanzeige
17.04.2025

Wenn das Finanzamt zur Betriebsprüfung ansetzt, ist der Schock oft groß. Wer dann steuerliche Altlasten zu bereinigen hat, sollte keine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Analyse Europäischer Binnenmarkt: zu schwach, zu bürokratisch und zu teuer
17.04.2025

Während der Blick vieler politischer Beobachter auf den eskalierenden Handelskonflikt zwischen den USA und China gerichtet ist, offenbaren...

DWN
Panorama
Panorama Die Macht der WHO: Internationaler Pandemievertrag kommt
17.04.2025

Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie haben sich die WHO-Mitgliedstaaten auf ein Pandemieabkommen geeinigt. „Ich habe keinen...

DWN
Politik
Politik Nächstes Flugzeug aus Afghanistan gelandet - Sachsens Innenminister gegen Baerbocks Aufnahmeprogramm
17.04.2025

Die weitere Aufnahme von Afghanen sorgt bei Sachsens Innenminister Armin Schuster für große Empörung: „Dass Außenministerin Annalena...

DWN
Panorama
Panorama Politiker aus Wachs: Scholz-Wachsfigur bleibt bei Madame Tussauds - Merz fehlt noch
17.04.2025

2022 bekam Kanzler Scholz seinen Doppelgänger aus Wachs. Sein wahrscheinlich künftiger Nachfolger muss sich aber noch etwas gedulden, bis...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vattenfall übernimmt Nordlicht-Projekt – BASF zieht sich überraschend aus deutscher Windenergie zurück
17.04.2025

Ein unerwarteter Rückzieher sorgt für Unruhe im europäischen Energiemarkt: Der Chemiekonzern BASF verkauft seinen Anteil am...