Die deutsche Wirtschaft hat schon vor der Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China deutlich an Schwung verloren. Die Unternehmen des Landes drosselten ihre Produktion im Februar so kräftig wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr, berichtet Reuters.
Industrie, Bau und Versorger stellten zusammen 1,6 Prozent weniger her als im Januar, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag mitteilte. Das größte Minus seit August 2015 kommt überraschend: Von Reuters befragte Ökonomen hatten ein Wachstum von 0,3 Prozent vorhergesagt, nachdem es zum Jahresauftakt ein Mini-Plus von 0,1 Prozent gegeben hatte.
Die Industrieproduktion nahm im Februar um 2,0 Prozent ab. Die Baubranche meldete ein Minus von 2,2 Prozent. Die Energieerzeuger kamen auf ein Plus von 4,0 Prozent. „Damit zeichnet sich für das erste Quartal allenfalls ein leichtes Plus bei der Produktion ab, nach mehreren Quartalen mit sehr deutlichen Zuwächsen“, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. „Folglich dürfte auch die Gesamtwirtschaft weniger zugelegt haben als im Verlauf von 2017.“ Das Bruttoinlandsprodukt dürfte allenfalls um 0,5 Prozent zulegen, nach Zuwachsraten zwischen 0,6 und 0,9 Prozent im vergangenen Jahr.
Gestern wurde bekannt, dass die Anzahl der Aufträge in der Industrie im Februar stagnierte.
„Die Industrieproduktion hat an Schwung verloren“, erklärte das Wirtschaftsministerium. „Die gute Auftragslage und die positive Stimmung bei den Unternehmen sprechen aber dafür, dass die Industriekonjunktur weiter aufwärtsgerichtet bleibt.“ Die Wachstumsdynamik dürfte jedoch schwächer als im zurückliegenden Jahr ausfallen.
Der derzeit eskalierende Handelskonflikt dürfte sich noch nicht in den Daten widerspiegeln. „Das Risiko ist aber relativ groß, dass das auf die Stimmung der Unternehmen durchschlägt“, sagt ein von Reuters befragter Analyst. „Eine ruckartige Verschlechterung der Fundamentaldaten wie Produktion und Aufträge ist dagegen nicht zu erwarten.“ Der Konflikt zwischen den beiden wichtigen Handelspartnern birgt enorme Risiken. „Werden durch die Zölle weltweite Wertschöpfungsketten gekappt oder behindert, könnte sich das mittelfristig auch auf die Absatzmöglichkeiten deutscher Unternehmen auswirken“, warnte Sophia Krietenbrink vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK).