Politik

Russland wappnet sich gegen Ausschluss aus SWIFT-System

Russland will unter Anwendung der Blockchain-Technologie verhindern, dass der Finanzsektor vom SWIFT-System ausgeschlossen wird.
18.04.2018 01:24
Lesezeit: 2 min

Die russische Zentralbank erwägt die Verwendung der Etherchain-Blockchain-Technologie der Masterchain, die von der FinTech Association zusammen mit der russischen Zentralbank und der Regulierungsbehörde entwickelt wurde, um einen einheitlichen Zahlungsraum in der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU) zu schaffen. Das auf Blockchain basierende System der Finanznachrichtenübermittlung soll zur Übermittlung der SWIFT-Finanzkommunikation dienen. In der ersten Phase wird die Plattform innerhalb des Landes betrieben, später plant die Regulierungsbehörde laut TASS, diese Technologie als Grundlage für die systemübergreifende Zusammenarbeit zwischen den EAEU-Mitgliedstaaten zu nutzen. Anfang April sagte die erste stellvertretende Vorsitzende der Zentralbank, Olga Skorobogatova, dass die Regulierungsbehörde plant, Optionen für den Einsatz von Masterchain durch Finanzinstitutionen der EAEU-Mitgliedsstaaten zu diskutieren.

Der Vorstandsvorsitzende der russischen Sberbank Herman Gref glaubt nicht, dass Russland vom internationalen System der Übertragung von Finanznachrichten (SWIFT) abgeschnitten wird. Er sagte laut TASS auf einer Pressekonferenz nach den Ergebnissen der Sitzung des Aufsichtsrates der Bank: "Sag niemals nie, aber ich hoffe wirklich, dass die Geopolitik diese Extreme nicht erreichen wird. Es scheint mir, dass wir von dem pragmatischsten Szenario mit den besten Chancen ausgehen sollen."

Mehr als 11.000 Finanzinstitute sind in mehr als 200 Ländern der Welt über das SWIFT-System verbunden. Die Möglichkeit einer Abschaltung Russlands von SWIFT wird seit 2014 diskutiert, als die ersten Sanktionen gegen Russland wegen der Ukraine-Krise eingeführt wurden. Später hatte das EU-Parlament eine Entschließung angenommen, in der es unter anderem den Ausschluss Russlands von SWIFT gefordert hat. Das Management von SWIFT stellte jedoch fest, dass solche Empfehlungen die Rechte verletzten und SWIFT als unabhängigem Unternehmen Schaden zufügen würden.

Das Weiße Haus hat neue Sanktionen gegen Russland noch nicht ausgelöst. Die Situation werde noch bewertet, "und im Moment haben wir noch nichts anzukündigen", sagte Präsidentensprecherin Sarah Sanders am Montag in Washington. Damit widersprach sich den Äußerungen der UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley, vom Vortag: Haley hatte angekündigt, dass das US-Finanzministerium noch am Montag neue Sanktionen gegen Russland verkünden werde.

Nach Haleys Angaben sollten die Strafmaßnahmen russische Unternehmen treffen, die mit der syrischen Regierung Geschäfte machen und zur Entwicklung der syrischen Chemiewaffenproduktion beitrügen. Auch die russischen Unternehmen müssten "den Schmerz spüren", den der angeblich Giftgasangriff in Syrien verursacht habe, sagte Haley.

Für die Verkündung solcher Sanktionen ist das Finanzministerium in Washington zuständig. Nach Haleys Ankündigung verwies das Ministerium dann auf Anfrage lediglich ans Weiße Haus, das US-Außenministerium reagierte ähnlich.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...