Deutschland

NRW: Stromversorger missbrauchen Energiewende für massive Preisaufschläge

In Nordrhein-Westfalen gibt jeder zweite Grundversorger die Zusatzkosten für die Energiewende einfach an den Endverbraucher weiter. Massive, ungerechtfertigte Preise sind die Folge. RWE etwa nimmt ein Viertel mehr, als durch die gestiegenen Umlagen entstandenen zusätzlichen Kosten.
11.03.2013 15:36
Lesezeit: 1 min

In Nordrhein-Westfalen haben etliche Stromversorger ihre Preise im Zuge der Energiewende unverhältnismäßig angehoben, kritisiert die Verbraucherzentrale NRW. In einer Studie untersuchte die Verbraucherzentrale die Strompreiserhöhungen in NRW von Januar bis Mai 2013. Diese zeige, dass mindestens die Hälfte der Grundversorger die öffentliche Diskussion über die Energiewende und die steigende EEG-Umlage instrumentalisiert habe, um unangemessen hohe Aufschläge zu fordern. So gebe es landesweit 113 Grundversorger, die 3,5 Millionen Haushalte mit Strom beliefern.

„Jeder zweite Grundversorger wälzt seine Zusatzkosten komplett auf die Verbraucher ab – oder greift ihnen noch viel tiefer in die Taschen“, so das Ergebnis der Studie. RWE etwa versorgt 167 Kommunen und verlangt sogar Preise, die um ein Viertel höher sind als das, was durch die gestiegenen Umlagen und die Netzentgelte zu rechtfertigen wäre. „DEW21 Dortmund und die Kölner Rhenag schlagen mehr als das Anderthalbfache ihrer Zusatzkosten auf den Strompreis.“ Die Energieversorgung Beckum verlangt sogar Preise, die 2,5 Mal höher liegen, als die für das Unternehmen entstandenen Zusatzkosten, so die Verbraucherzentrale NRW.

RWE selbst weist die Vorwürfe der Verbraucherzentrale NRW auf Nachfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten zurück. Man könne die Beanstandung zu hoher Preise nicht nachvollziehen. Immerhin könne RWE die Erhöhungen "centgenau ausweisen" und sei mit einer Erhöhung um lediglich 10 Prozent zum 1. März dieses Jahres noch unter dem Durchschnitt.

Die Studie kritisiert auch die Informationspolitik der Grundversorger. 60 Prozent der über die Preiserhöhung informierenden Briefe seien „nicht transparent genug“. Manchmal fehle schon der Name des betreffenden Stromtarifs. „Oder es wird für die Verbraucher gar nicht deutlich, dass es in dem Schreiben um eine bevorstehende Preiserhöhung geht.“ Darüber hinaus weise jeder dritte Versorger die Kunden nicht auf ihr Sonderkündigungsrecht bei einer Preiserhöhung hin.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...