Politik

Toronto: Lieferwagen rast in Menschenmenge

In der kanadischen Stadt Toronto wurden mindestens zehn Menschen getötet, nachdem ein Lieferwagen in eine Menschenmenge raste.
24.04.2018 09:29
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach der Amokfahrt von Toronto herrscht weiter Unklarheit über das Motiv des mutmaßlichen Täters. In der kanadischen Metropole hatte ein Mann am Montag einen Lieferwagen vorsätzlich in eine Menschenmenge gesteuert und mindestens zehn Menschen getötet, wie die Polizei mitteilte. 15 weitere wurden verletzt. Der Fahrer wurde festgenommen. Es handelt sich um den 25-jährigen Alek Minassian aus dem Norden Torontos.

„Diese Tat scheint eindeutig vorsätzlich gewesen zu sein“, sagte Torontos Polizeichef Mark Saunders vor Journalisten. Rätselraten herrschte jedoch weiter über das Motiv. Der für die öffentliche Sicherheit zuständige Minister Ralph Goodale sagte, „auf der Grundlage aller verfügbaren Informationen“ sei nicht davon auszugehen, dass eine Gefahr für die nationale Sicherheit bestehe. „Ein schrecklicher Tag in Toronto, sinnlose Gewalt mit vielen Opfern“, hatte er zuvor im Kurzbotschaftendienst Twitter geschrieben. Minassian sollte laut kanadischen Medienberichten am Dienstagnachmittag (MESZ) einem Richter vorgeführt werden.

Regierungschef Justin Trudeau erklärte, er sei „zutiefst betrübt“, dass sich in Toronto „ein tragisches und sinnloses Attentat“ ereignet habe. Seine Regierung erklärte später, der Begriff „Attentat“ bedeute nicht, dass es eine „terroristische Verbindung dahingehend gibt, dass die nationale Sicherheit bedroht“ sei. Trudeau sprach den Betroffenen sein Mitgefühl aus. Am Dienstag rief Trudeau bei einer Kabinettssitzung seine Landsleute auf, „nicht in Angst zu leben“.

Die Tat ereignete sich gegen 13.30 Uhr (Ortszeit, 19.30 Uhr MESZ) auf der belebten Yonge Straße in Kanadas größter Stadt. Der Fahrer lenkte den Lieferwagen von der Straße mit voller Geschwindigkeit auf den Gehsteig.

„Ich saß im Auto, als ich plötzlich einen weißen Lieferwagen sah, der auf den Gehweg fuhr und die Menschen niedermähte“, sagte der Augenzeuge Alex Shaker dem Fernsehsender CTV. Die Fußgänger seien durch die Luft geschleudert worden. Der Fahrer sei im „Zickzackkurs“ über den Gehweg gefahren, sagte Rocco Cignielli der Nachrichtenagentur AFP. Ein anderer Augenzeuge sagte dem örtlichen Fernsehsender CP24, der Lieferwagen sei „in alles hineingerast“.

Der Wagen wurde schließlich auf dem Gehweg gestoppt, die Frontstoßstange war stark beschädigt. Polizeifahrzeuge umringten den Wagen. In sozialen Netzwerken war der mutmaßliche Fahrer zu sehen, ein korpulenter Mann, der sich einem Polizisten aggressiv in den Weg stellte. Der Mann richtete offenbar ein Objekt auf den Polizisten, er war aber entgegen ersten Berichten nicht bewaffnet, wie Polizeichef Saunders feststellte. Er wurde festgenommen.

Ein AFP-Reporter sah nach der Tat mindestens drei Leichen unter orangefarbenen Decken. Ein Großteil der Straße war abgesperrt. Unter den Toten waren nach Angaben des südkoreanischen Außenministeriums zwei Südkoreaner, zwei weitere Südkoreaner seien lebensgefährlich verletzt worden.

Der Vorfall ereignete sich kurz nach einem Treffen der G7-Außenminister in Toronto, an dem auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) teilgenommen hatte, bevor er weiter nach New York reiste. Derzeit tagen in Toronto außerdem die Minister für öffentliche Sicherheit der sieben führenden Industrienationen. Das G7-Treffen werde aber wie geplant fortgesetzt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...