Politik

Rüstungs-Ausgaben: Nato legt zu, Russland baut ab

Lesezeit: 2 min
02.05.2018 01:06
Der neue Sipri-Bericht zeigt: Die NATO-Staaten haben ihre Militär-Ausgaben deutlich gesteigert. Russland dagegen hat seine Ausgaben drastisch zurückgefahren.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die weltweiten Rüstungs-Ausgaben sind im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Insgesamt wurden 1,739 Billionen Dollar für Rüstungsgüter ausgegeben, wie das in Stockholm ansässige Friedensforschungsinstitut Sipri in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht bekannt gab. Im Vergleich zu 2016 war der Anstieg mit 1,1 Prozent zwar gering, verharrte aber auf hohem Niveau. Deutschland gab 44,3 Milliarden Dollar aus – das höchste Niveau seit 1999.

Russlands Militärausgaben fielen 2017 um 20 Prozent hinter die des Vorjahres (66,3 Milliarden Dollar) zurück. Moskaus Militär-Budget ist durch die wirtschaftlichen Probleme des Landes beschnitten, sagt Sipri-Experte Siemon Wezeman.

In Mittel- und Westeuropa werde Russland dennoch zunehmend als Bedrohung bezeichnet. Mit dieser Begründung sind die Rüstungsausgaben in Mitteleuropa um zwölf Prozent und in Westeuropa um 1,7 Prozent gestiegen. Viele dieser Länder sind NATO-Mitglieder, schreibt Sipri in seinem Bericht. Polen verzeichnete in Mitteleuropa die höchste Ausgabensteigerung.

Die Rüstungsausgaben aller 29 NATO-Staaten beliefen sich 2017 auf rund 900 Milliarden Dollar – das waren 52 Prozent der Ausgaben weltweit. Europa allein hat einen Anteil von rund 20 Prozent an den weltweiten Ausgaben. Unter den Top 15 liegen aus der EU Frankreich (6) mit 57,8 Milliarden und Großbritannien (7) mit 47,2 Milliarden vor Deutschland.

Die USA bleiben mit Abstand Spitzenreiter. Mit 610 Milliarden Dollar macht allein das US-Militärbudget ein Drittel der weltweiten Rüstungsausgaben aus. Es lag um das 2,7-Fache über dem des Zweitplatzierten – China.

Nach 13 Jahren der Ausgabensteigerung von 1999 bis 2011 und gleichbleibenden Rüstungsausgaben in den Jahren 2012 bis 2016 wurden im Jahr 2017 weltweit erstmals wieder höhere Rüstungs-Ausgaben verzeichnet. Der Sipri-Vorsitzende Jan Eliasson äußerte anlässlich der Vorstellung des Bericht "ernste Sorgen": Die stetig hohen Rüstungsausgaben "unterminieren die Suche nach friedlichen Lösungen für Konflikte in aller Welt".

Im vergangenen Jahr machten Rüstungsausgaben 2,2 Prozent vom weltweiten Bruttosozialprodukt aus. Demnach trug jeder Mensch im globalen Schnitt einen Anteil von 230 Dollar (190 Euro) an Militärinvestitionen – von Land zu Land variiert die Belastung dabei enorm.

So war die Last nach in Saudi-Arabien mit (geschätzt) zehn Prozent des Bruttosozialprodukts am höchsten, in Japan mit 0,9 Prozent am geringsten. Deutschland lag bei 1,2 Prozent. Angesichts der von den USA befeuerten Debatte um höhere Militärausgaben der NATO-Staaten und der Forderung, dass alle das Zwei-Prozent-Ziel erreichen sollen, zeichnet sich hier bereits eine Steigerung ab.

Besonders forciert wurde der Anstieg der weltweiten Rüstungsausgaben in den vergangenen Jahren durch einen überproportional starken Zuwachs in den Regionen Asien und Nahost, wie Sipri-Experte Nan Tian laut AFP sagte.

Mit China (Rang 2, plus 5,6 Prozent), Saudi-Arabien (Rang 3, plus 9,2 Prozent) und Indien (Rang 5, plus 5,5 Prozent) finden sich allein drei Mächte aus diesen Regionen unter den ersten sechs auf der Sipri-Liste der 15 Länder mit den größten Rüstungsausgaben. Deutschland bleibt auf Platz neun.

"Auf globaler Ebene verschiebt sich das Gewicht der Rüstungsausgaben eindeutig weg von der euroatlantischen Region", sagt Nan Tian. China gab 2017 228 Milliarden für sein Militär aus. Lag Pekings Anteil an den weltweiten Ausgaben 2008 bei 5,8 Prozent, waren es 2017 bereits 13 Prozent.

Vor allem die Spannungen mit China haben in der Region Asien zu einem Anstieg geführt. Die Gesamtausgaben dort legten im Zehn-Jahresvergleich (zu 2008) um 59 Prozent zu.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...