Gemischtes

EU will Vorherrschaft Chinas bei Lithium-Technologie brechen

Lesezeit: 2 min
03.05.2018 23:16
Das schwedische Start-up Northvolt baut ein Forschungszentrum und eine Fabrik für Lithium-Batterien.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Das schwedische Start-up Northvolt investiert 100 Millionen Euro in den Bau eines Forschungszentrums für Lithium-Batterien. Das berichtet das Unternehmen auf seiner Webseite. Realisiert wird das Projekt in der 117.000-Einwohner-Stadt Vasteras (100 Kilometer westlich von Stockholm). Ein Teil der Finanzierung übernimmt die EU. Im zweiten Halbjahr 2018 wird Northvolt mit dem Bau einer Fabrik beginnen, in der pro Jahr Batterien mit einer Gesamt-Kapazität von 32 Milliarden Wattstunden produziert werden können. Dafür benötigt das Unternehmen noch Kapital in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Gründer und CEO von Northvolt ist mit dem 47-jährigen Schweden Peter Carlsson ein ehemaliger hochrangiger Tesla-Manager.

Northvolt gehört der „Europäischen Batterie Vereinigung“ an, die im Oktober 2017 von der EU-Kommission gegründet wurde. Zu den insgesamt 80 Mitgliedern gehören Autobauer wie Daimler, BWM und VW, Zulieferer wie Continental, Chemie-Unternehmen wie BASF sowie Technologie-Konzerne wie Siemens. Ziel der Vereinigung ist es, den Aufbau von Produktionsanlagen für Elektroauto-Batterien in Europa voranzutreiben. „Wenn bisher der Motor das wertvollste Teil des Autos war, so wird es in Zukunft die Batterie sein“, sagt Maros Sefcovic, der EU-Kommissar für Energie. Die europäische Autoindustrie dürfe sich nicht von Lithium-Batterien aus dem Ausland abhängig machen. Doch genau das droht zu geschehen. Daher müssten die EU und die europäische Industrie rasch gemeinsam handeln, um den Vorsprung der Asiaten aufholen. Um das zu erreichen, bedürfe es des Baus von rund zehn bis 20 europäischer sogenannter „Giga-Fabriken“.

Inwiefern deutsche Unternehmen am Bau solcher Fabriken beteiligt sein werden oder sogar eigene Fabriken errichten, steht derzeit nicht fest. Bosch verkündete im Februar, aus Kostengründen auf den Bau von Batterien für E-Autos zu verzichten. Volkwagen erwägt die eigene Fertigung von Batteriezellen – im Werk Salzgitter wird bereits eine Zellforschung aufgebaut. Die Errichtung einer Fertigungsstätte, die groß genug wäre, um den Eigenbedarf des Konzerns zu decken, würde ihn weit mehr als zehn Milliarden Euro kosten.

Derzeit wird der Markt von Firmen aus Japan (Panasonic ist derzeit der größte Lithium-Batterien-Produzent der Welt), Südkorea und China dominiert. Im Reich der Mitte entstehen aktuell eine ganze Reihe von Lithium-Batterie-Fabriken. Sollten andere Länder nicht ebenfalls solche Fabriken bauen, werden sich in Kürze über die Hälfte aller weltweit existierenden Produktionsstätten für Lithium-Batterien in chinesischer Hand befinden. Marktbeobachter erwarten, dass China in Zukunft sowohl die Elektro-Mobilität als auch die dafür notwendige Batterie-Produktion dominieren wird.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik Die Rezession ist da: Bankrotterklärung Deutschlands?
09.10.2024

Schlechter als erhofft: Die Bundesregierung erwartet für 2024 eine Abnahme der Wirtschaftsleistung. Wie sollen wir da wieder herauskommen?

DWN
Panorama
Panorama Häufigste Ängste der Deutschen: höhere Preise und Migration
09.10.2024

Manche Menschen fürchten um ihren Job, andere machen sich Sorgen wegen steigender Kriminalität oder wachsenden islamistischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Fast jeder Zweite nur noch befristet angestellt. Sind Jobs auf Lebenszeit ein Auslaufmodell?
09.10.2024

Immer kürzer, immer schneller: Befristete Arbeitsverträge sind auch nach der Corona-Pandemie traurige Realität bei deutschen...

DWN
Panorama
Panorama Fußballchef bei Red Bull: Jürgen Klopp als Konzernstratege - kann er das?
09.10.2024

Es gibt verschiedene Management-Typen. Strategen, die von langer Hand planen und sich weder aus der Ruhe bringen noch in die Karten schauen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Wahl: Trump fordert Importzölle - Kanada und Mexiko wären stark betroffen
09.10.2024

Die von Donald Trump geforderten Importzölle der USA könnten Kanada und Mexiko besonders stark treffen. Ihre weltweiten Exporte würden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Selenskyj-Treffen wegen Bidens Absage in der Schwebe - ändert sich die Ukraine-Strategie?
09.10.2024

Der Hurrikan "Milton" in den USA und die Verschiebung des Deutschlandbesuchs von US-Präsident Joe Biden wirbeln die westlichen...

DWN
Politik
Politik Telegram kooperiert jetzt mit den russischen Behörden: Sollte man den Messenger bald verlassen?
09.10.2024

Der Gründer von Telegram hatte lange Zeit nicht vor, mit Russland zusammenzuarbeiten, aber jetzt sieht die Lage anders aus. Russische...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nahostkonflikt: Israel und libanesische Hisbollah im Eskalations-Modus - Vergeltungsschlag erwartet
09.10.2024

Auf Angriff folgt Vergeltung: Nahezu täglich beschießen sich die libanesische Hisbollah-Miliz und die israelischen Streitkräfte – ein...