Weltwirtschaft

Deutschland startet Bauarbeiten für Nord Stream 2

Lesezeit: 2 min
04.05.2018 23:53
Die Bauarbeiten für Nord Stream 2 in Deutschland haben begonnen. Die Bundesregierung erwartet keine größere Gas-Abhängigkeit von Russland.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Für den Bau der umstrittenen Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 haben am deutschen Anlandepunkt Lubmin die ersten Bauarbeiten begonnen. Wie ein Sprecher der Gazprom -Tochter der dpa sagte, starteten auf einer Fläche von rund sechs Hektar Tiefbau- und Fundamentarbeiten für die Gasempfangsstation und das Betriebsgebäude. "Wir bewegen uns damit im Rahmen des Planfeststellungsbeschlusses." Neben Deutschland hat auch Finnland den Bau der 1200 Kilometer langen Pipeline schon genehmigt. Sie soll von Ende 2019 an jährlich rund 55 Milliarden Kubikmeter russisches Erdgas von Russland nach Deutschland transportieren.

Die Entscheidungen von Schweden, Russland und Dänemark über den Bau des Neun-Milliarden-Euro-Projekts stehen noch aus. In Deutschland klagt zudem der Umweltverband Nabu gegen die Erlaubnis für den Pipeline-Bau in den küstennahen Gewässern.

"Wir sind zuversichtlich, dass wir alle entsprechenden Genehmigungen erhalten werden", sagte der Nord-Stream-Sprecher. In Dänemark soll die Pipeline parallel zur bereits bestehenden, ersten Nord-Stream-Trasse südlich der Insel Bornholm durch die 12-Seemeilen-Zone verlaufen.

Nach Angaben des Unternehmens wurde die Route für die erste Pipeline damals auf ausdrücklichen Wunsch Dänemarks gewählt. Deshalb sei man optimistisch, dass auch die zweite Pipeline auf diesem Korridor Zustimmung finden werde. Dennoch bereitet sich Nord Stream 2 auf Alternativen für den Trassenverlauf vor, um die 12-Seemeilen-Zone Bornholms zu umgehen.

Die Bundesregierung will sich nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen dafür einsetzen, dass ein internationales Investorenkonsortium das ukrainische Gas-Pipeline-Netz modernisiert. Man sei zusammen mit der EU-Kommission dabei, der Ukraine bei der Modernisierung zu helfen, sagte ein Regierungsvertreter am Donnerstag in Berlin mit Blick auf das bevorstehende Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit US-Präsident Donald Trump am Freitag. Hintergrund ist die amerikanische Kritik an dem Nord Stream2-Pipeline-Projekt, das zusätzliches russisches Gas durch die Ostsee nach Westeuropa bringen soll. Auch Merkel hatte gesagt, dass die Ukraine dann ihre Transiteinnahmen durch das bisher durch Land-Pipelines gepumpte russische Gas nicht verlieren dürfe. Deutschland setze sich für einen russisch-ukrainischen Gasliefervertrag ab 2019 ein, hieß es deshalb am Donnerstag in Regierungskreisen.

Zudem wurde die US-Kritik zurückgewiesen, dass Deutschland zu 60 Prozent von russischen Gas abhängig sei. Der russische Anteil an dem in Deutschland verbrauchten Gas betrage vielmehr 37 Prozent. Es gebe mittlerweile große Kapazitäten für Flüssiggas in Europa, die allerdings wegen der höheren Kosten für LNG-Gas nicht voll genutzt würden. Die Sorge von einer russischen Gas-Abhängigkeit sei aber übertrieben. Wenn künftig mehr Gas durch die Nord Stream 2-Pipeline kommen werde, liege dies auch am wachsenden Gasverbrauch in Europa. "Wir machen uns nicht abhängiger von Russland", sagte der Regierungsvertreter laut Reuters.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Raumsonde übersteht nahen Vorbeiflug an der Sonne
27.12.2024

"Die Sonnensonde hat nach Hause telefoniert!", schreibt die US-Raumfahrtbehörde Nasa aufgeregt. Das bedeutet: Der Hitzeschild hat die...

DWN
Politik
Politik Nato in der Krise: Wie sichern wir Frieden und Stabilität in Europa?
27.12.2024

Viele Deutsche sorgen sich angesichts der Lage in der Ukraine vor einer Ausweitung des Krieges. Der neue Nato-Generalsekretär hält dies...

DWN
Finanzen
Finanzen Notenbanker durch und durch: Ex-Bundesbankpräsident Schlesinger zum Gedenken
27.12.2024

Zeit seines Lebens hat sich Helmut Schlesinger für eine stabile Währung eingesetzt. Dabei scheute er auch nicht den Konflikt. Nun ist der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Reformen 2025: Steuererhöhungen, Mindestlohnerhöhung und neue Gesetze im Überblick
27.12.2024

Die Reformen 2025 bringen eine Reihe bedeutender Änderungen für Bürgerinnen und Bürger: vom neuen Mindestlohn über die Einführung der...

DWN
Politik
Politik Jetzt auch amtlich: Steinmeier macht Weg für Neuwahlen frei
27.12.2024

Die Ampel-Koalition zerbrochen, keine neue, stabile Mehrheit in Sicht, Deutschland in der Regierungskrise. Für den Bundespräsidenten gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Als der Tiger noch im Tank war: Warum sich ExxonMobil von Europa distanziert
27.12.2024

Exxon mit Sitz ist Houston ist eine halbe Billion Dollar wert und damit der größte Mineralöl-Konzern der Welt. 20 Prozent der 62.000...

DWN
Politik
Politik Studie: Elterngeld seit Einführung deutlich weniger wert
27.12.2024

Die Kaufkraft des Elterngelds sei seit 2007 um 38 Prozent gesunken, schreibt das Institut der deutschen Wirtschaft in einer aktuellen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Flugsicherung erhöht Gebühren: Gründe, Auswirkungen und Forderungen
27.12.2024

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat angekündigt, zum Jahreswechsel die Gebühren für Fluggesellschaften deutlich zu erhöhen. Während...