Politik

Bosch will Amerikanern und Asiaten den Halbleiter-Markt nicht überlassen

Lesezeit: 2 min
21.05.2018 19:20
Bosch will Amerikanern und Asiaten den Halbleiter-Markt nicht überlassen.
Bosch will Amerikanern und Asiaten den Halbleiter-Markt nicht überlassen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bosch hat in Dresden mit dem Bau eines neuen Halbleiterwerks begonnen. Das berichtet das Unternehmen in einer Presse-Erklärung. Die Halbleiter werden für die Auto-Industrie sowie das Internet der Dinge (Industrie 4.0) produziert. Die Herstellung geschieht auf Scheiben (sogenannten Wafers) mit einer Größe von 300 Millimetern, was dem gegenwärtig höchsten technischen Standard entspricht (üblich ist derzeit noch die Fertigung auf 200-Millimeter-Scheiben). Das Werk entsteht auf einem rund zehn Hektar Quadratmeter großen Grundstück nahe des Flughafens und soll bis zu 700 Arbeitsplätze schaffen. Der Bau soll Ende 2019 abgeschlossen sein, die Halbleier-Produktion 2021 beginnen. Die Kosten belaufen sich auf eine Milliarde Euro, von denen 200 Millionen der Bund übernimmt. Für Bosch ist es die größte Investition in der Firmengeschichte.

Bei dem Projekt handelt sich um den ersten Bau eines Halbleiterwerks in Deutschland seit 1999. Damals eröffnete der US-Chip-Hersteller „Advanced Micro Devices“ (AMD) ebenfalls in Dresden für 3,2 Milliarden D-Mark das damals modernste Halbleiterwerk der Welt. In den letzten Jahren entstanden Halbleiter-Werke vor allem in Asien und den USA. Dabei wurden zum Teil weitaus höhere Summen investiert als die eine Milliarde Euro, die in das Bosch-Werk fließt. Samsung (weltweit die Nummer eins auf dem Halbleiter-Markt) gab sechs Milliarden Dollar für eine neue Fabrik in Süd-Korea aus, TSMC (die Nummer drei) sogar 17,5 Milliarden Dollar für den Bau eines Werks in Taiwan. Und Intel (die Nummer eins) ließ sich die Aufrüstung seines Werks in Israel 4,5 Milliarden Dollar kosten.

In den letzten Jahren haben sich eine ganze Reihe von Großunternehmen wie Siemens und Philips von ihren Halbleitersparten getrennt. Bosch glaubt allerdings offensichtlich an die Zukunft der Chip-Produktion. Laut Jens Fabrowsky, Mitglied des Vorstands für den Bereich Bosch Automotive Electronics, könne „heute kein Auto mehr ohne Halbleiter fahren“ und seien Halbleiter eine „Schlüsseltechnologie für die vernetzte Welt“.

Bei der Standortentscheidung konnte sich Dresden gegen New York und Singapur durchsetzen. Weil die Stadt ein so „einmaliges Mikroelektronik-Cluster“ biete, sei nirgendwo sonst eine so enge Zusammenarbeit mit anderen Halbleiter-Firmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen möglich, so ein Bosch-Sprecher.

Dresden und seine Umgebung konstituieren einen der weltweit führenden Standorte für die Halbleitertechnik und Mikroelektronik. Rund 60.000 Mitarbeiter arbeiten in mehr als 2000 Unternehmen, darunter vielen Start-ups, aber auch Mittelständlern sowie Branchenriesen wie Infineon und Globalfoundries, dessen Halbleiterwerk im Norden der Stadt das größte in Europa ist. Der Branchenverband „Silicon Saxony“ ist Europas größter Mikroelektronik- und Halbleiter-Verband und der fünftgrößte der Welt. Seine Mitgliedsunternehmen erwirtschaften einen Gesamtumsatz von 14 Milliarden Euro.

Der Großraum Dresden ist traditionell einer der wichtigsten Industrieregionen in Deutschland. Er war auch zu DDR-Zeiten eine der führenden Hochtechnologie-Zentren des Landes. Aufgrund des hohen Ausbildungsstands der Bevölkerung und der hohen Akademiker-Dichte errichteten nach der Wende viele westliche Unternehmen Werke in der Region. Darüber hinaus sind führende Forschungseinrichtungen wie die Max-Planck-Gesellschaft, die Helmholtz-Gesellschaft, die Wissenschaftsgesellschaft Gottfried Wilhelm Leibniz sowie das Fraunhofer-Institut prominent in der Stadt vertreten. Die Technische Universität Dresden (TUD) ist eine von bundesweit elf Exzellenz-Hochschulen und auf einer Reihe von natur- und ingenieurwissenschaftlichen Gebieten eine der weltweit führenden Forschungs-Universitäten.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Wann kommt das Vermögensregister - und muss man wirklich davor Angst haben?
11.10.2024

Das EU-Vermögensregister ist eines der heißesten Themen des Jahres 2024 und verursacht bereits große Wellen – obwohl es noch gar nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Cybersicherheit: KMU als Sorgenkinder - Bedrohung durch Russland und China wächst
11.10.2024

Die Digitalisierung in Deutschland ist ein Dauerbrenner – leider oft aus den falschen Gründen. Während andere Nationen ihre digitalen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Konzern kämpft mit Absatzrückgang - und senkt Absatzprognose
11.10.2024

Der VW-Konzern leidet zunehmend unter der geringen Nachfrage. In den letzten drei Monaten sind die Verkaufszahlen merklich gesunken. Durch...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie sparen: 10 Tipps, um Strom, Gas und damit bares Geld zu sparen
11.10.2024

In Zeiten hoher Energiekosten wird es für Unternehmer immer wichtiger, ihre Betriebsausgaben zu senken. Deutschland ist noch immer in...

DWN
Politik
Politik Deutscher Nato-General fordert höhere Verteidigungsausgaben
11.10.2024

Angesichts der erweiterten Militärplanungen fordert der deutsche Nato-General Christian Badia eine deutliche Erhöhung der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Inflation sinkt auf niedrigsten Stand seit 2021: Energie sorgt für Inflationsrückgang
11.10.2024

Im September haben sich Waren und Dienstleistungen nicht mehr so stark verteuert wie in vielen vorherigen Monaten. Eine bestimmte...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt Ost-West: Warum der Traum vom Eigenheim für viele unerreichbar bleibt
11.10.2024

Der Immobilienmarkt in Deutschland ist tief gespalten – und die Ursachen liegen nicht nur in der Gegenwart. Besonders im Osten, wo der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla-Robotaxi Cybercab und autonomer Bus Robovan - eine Wette, die nicht aufgeht?
11.10.2024

Tesla-Chef Elon Musk setzt stark auf die Zukunft der Mobilität mit einem Tesla-Robotaxi und einem selbstfahrenden Bus. Das Modell...