Technologie

Google will mit künstlicher Intelligenz den Tod vorhersagen

Google entwickelt Software, die Krankheiten diagnostizieren kann.
18.06.2018 23:26
Lesezeit: 1 min

Google entwickelt künstlich intelligente (KI) Software, die Krankheiten diagnostizieren und vorhersagen kann, wie lange ein Patient noch im Krankenhaus bleiben muss, so Bloomberg. Die Technologie soll so weit gehen, dass die Erfolge der Behandlung prognostiziert werden können und sogar der Zeitpunkt des Todes eines Patienten vorhergesagt wird.

Google hat seine Überlegenheit über ärztliche Prognosen laut Bloomberg bereits unter Beweis gestellt: Eine Frau mit Brustkrebs im Spätstadium kam in ein städtisches Krankenhaus, nachdem sich bereits Flüssigkeiten in ihre Lungen gesammelt hatte. Sie wurde von zwei Ärzten untersucht und bekam einen radiologischen Scan. Die Computer des Krankenhauses analysierten ihre Werte und schätzten eine Wahrscheinlichkeit von 9,3 Prozent, dass sie während ihres Aufenthalts sterben würde. Das Google von Google war deutlich präziser. Eine neue Art von Algorithmus, die von der Firma erstellt wurde, analysierte  175.639 Datensätze von der Patientin und bewertete ihr Todesrisiko mit 19,9 Prozent. Sie starb innerhalb von wenigen Tagen.

Nigam Shah von der Stanford Universität sagte, dass Google zu besseren Ergebnissen käme als das klassischen Modell der traditionellen Medizin. In einer Studie zeigte Shah, dass in Ärzten 80 Prozent der Zeit einer Prognose aufgewendet würden, um die Datenflut überhaupt erst zu ordnen und zu verstehen.

Google hat sich von zwei großen Universitäts-Krankenhäusern in San Francisco und Chicago insgesamt 46 Milliarden anonyme Einzelinformationen über Patienten geben lassen und in die Software eingespeist. Darüber hinaus wertet die Software Informationen aus weiteren Quellen unterschiedlichster Art aus, unter anderem der Wettervorhersage, dem Verkehrsdienst und Android Phones, wobei letztere der Software ein Verständnis des alltäglichen menschlichen Verhaltens liefern. Laut Medizinern sind die Vorhersagen der Software weitaus präziser als die Prognosen der Ärzte. Außerdem gelangt die Software viel schneller zu ihren Ergebnissen als der Mensch.

Google plant, für unterschiedliche Krankheiten unterschiedliche Algorithmen zu entwickeln. Bisher existieren Varianten für Radiologie, Kardiologie sowie Augenkrankheiten; eine Variante für Hautkrankheiten befindet sich in der Entstehung. Die bisherige Entwicklung diente Forschungszwecken. In Zukunft könnte Google mit dem Verkauf seiner künstlich intelligenten Diagnose-Software an Kliniken jedoch Geld verdienen.

Datenschützer sehen die neue Software kritisch. Letztes Jahr sanktionierte die britische Aufsichtsbehörde das von Google übernommene KI-Unternehmen „Deep Mind“ für die Entwicklung einer Software, für die Patientenakten ausgewertet wurden, ohne dass die Patienten um Erlaubnis gefragt worden wären. Andere Kritiker bezeichnen es als gefährlich, dass einige ganz wenige Unternehmen die Fähigkeit besitzen, das weltweit gesammelte Datenmaterial für ihre Zwecke zu verwenden. Das verschaffe ihnen eine bedenkliche Monopolstellung.

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