Finanzen

Weniger Liquidität beim Dollar: Aktien-Fonds geraten unter Druck

Lesezeit: 3 min
25.06.2018 01:01
Beobachtern zufolge blenden viele Investoren erhebliche Risiken aus, welche zu Einbrüchen bei den Unternehmensgewinnen führen könnten.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Zuge der anstehenden Berichtssaison in den USA rechnen die meisten Beobachter mit steigenden Gewinnen der Unternehmen. Die derzeit bestehenden, signifikante Risiken in der Weltwirtschaft werden dabei aber nicht ausreichend eingepreist.

Den Analysten von Palisade Research zufolge gibt es derzeit eine Vielzahl von Faktoren, die zu sinkenden Gewinnen der Unternehmen – einer sogenannten Gewinn-Rezession – führen könnten. „Es ist nicht schwer zu erkennen, dass die Märkte überhaupt keine potentiellen Ertragsprobleme in ihre Entscheidungen einpreisen. Und das ist verwunderlich, da die Anzahl der Risiken weiter zunimmt“, schreiben die Analysten.

Zu diesen Faktoren gehören unter anderem die abnehmenden Wachstumsraten im globalen Güterhandel ebenso wie die Zinswende der US-Zentralbank Federal Reserve und der sich anbahnende Handelskrieg zwischen den USA, Europa und China.

Erste Anzeichen weisen bereits auf eine Abkühlung der Weltwirtschaft und damit zusammenhängende Ertragsprobleme bei den Unternehmen hin. Beispielsweise ist das Wachstum der Exporte Südkoreas – ein wichtiges Indiz für die künftige Entwicklung der durchschnittlichen Gewinne pro Aktie – nicht nur zum Erliegen gekommen, sondern die Exporte gehen inzwischen zurück.

Auch die Mehrheit der Anleihe-Investoren scheint mittelfristig mit einer Rezession und einer dazugehörigen Deflation zu rechnen. Als Folge davon ist die Renditekurve bei Unternehmensanleihen in den USA unter den Wert 0 gesunken. Unternehmensanleihen mit kurzer Laufzeit weisen damit nun durchschnittlich höhere Renditen auf als jene mit langen Laufzeiten, was auf deflationäre Erwartungen der Geldgeber auf lange Sicht hindeutet. „Diese Inversion zeigt bevorstehende Probleme für die Aktienmärkte an. Es bedeutet, dass die Kapitalkosten für Unternehmen nun höher sind als die Rendite auf das eingesetzte Kapital“, heißt es in der Analyse von Palisade Research.

Die Nedbank weist in einer Studie auf den Rückzug von Dollar-Liquidität aus den Schwellenländern hin. Dadurch ausgelöste Schuldenkrisen würden sich auch erheblich negativ auf die US-Aktienmärkte auswirken:

„Die Verknappung der Dollar-Liquidität seit März hat zu einem stärkeren Dollar geführt und Carry Trades erschwert. Wir glauben, dass die globalen Kapitalströme am besten durch die Linse der Dollar-Liquidität und des US-Dollars erklärt werden können. In einer Welt, in der die Zentralbanken sowohl den Umfang des verfügbaren Geldes (beispielsweise durch Anleihe-Kaufprogramme) als auch den Preis des Geldes (über Leitzinsen) bestimmen können müssen wir dem Leser raten, die Veränderungen der globalen Makro-Liquidiätä im Auge zu behalten. (…) Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Aktienmärkte nicht durch den höheren Preis des Geldes beeinträchtigt werden. Es geht nicht darum, ob, sondern wann die Aktienmärkte darauf reagieren und wir glauben, dass diese Entwicklung unmittelbar bevorsteht.“

Wie die Financial Times berichtet, haben Investoren in der vergangenen Woche große Summen aus global orientierten Aktienfonds abgezogen. Aus Daten von EPFR geht demnach hervor, dass mit 8,1 Milliarden Dollar soviel Kapital abfloss wie nie zuvor in einer Woche. Aus Aktienfonds, die auf Schwellenländer spezialisiert sind, wurden mit Abflüssen von rund 6 Milliarden Dollar ebenso ein neuer Rekord aufgestellt.

Die eskalierenden Handelskriege zwischen den USA, der EU und China sind ein weiterer Faktor, der künftig direkt auf den Unternehmensgewinnen lasten könnte. Die Investmentbank Goldman Sachs schätzt, dass ein Strafzoll-Niveau in Höhe von 10 Prozent auf alle Importe und Exporte zwischen den USA und ihren Handelspartnern die Reingewinne der im S&P 500-Index vertretenen Unternehmen um etwa 11 Prozent schmälern dürfte.

Die globalen Aktienmärkte verzeichnen bereits seit 2 Wochen eine negative Tendenz. Am Freitagmorgen lag der MSCI All-Country World Index – welcher Aktien aus 47 Staaten listet – auf Wochensicht mit 1,3 Prozent im Minus, wie der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet. Dies ist der größte Wochenverlust seit  Mitte März.

Als erster deutscher Konzern gab Daimler vor wenigen Tagen bekannt, dass man einen Gewinnrückgang erwartet. Die noch gar nicht geltenden höheren Importzölle in China auf Einfuhren aus den USA könnten Absatz und Gewinnbeitrag von Mercedes-Benz-SUVs drücken, hieß es. Analysten erklärten, auch anderen Autokonzernen - vor allem BMW - drohten Gewinneinbußen. Der Münchner Autobauer bekräftigte indes seine Prognose für den Vorsteuergewinn in Höhe des Vorjahres, allerdings auf Basis unveränderter wirtschaftlicher und politischer Bedingungen.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten!
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die größten Kostenfallen: So sparen Sie bei Fonds, Aktien und Co.
01.05.2024

Viele Anleger unterschätzen die Wirkung von Anlagekosten. Dabei sind Fondsgebühren, Orderkosten und Co. auf lange Sicht enorm...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...