Politik

Rückschlag für Finanzplatz Zürich bei Börsengängen

Lesezeit: 1 min
09.07.2018 12:25
Oerlikon hat den Börsengang seiner Getriebe-Tochter GrazianoFairfield abgesagt.
Rückschlag für Finanzplatz Zürich bei Börsengängen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Reuters analysiert die Lage an der Schweizer Börse:

Der Anlagenbauer Oerlikon hat den Börsengang seiner Getriebe-Tochter GrazianoFairfield abgeblasen. Damit ist in der Schweiz der dritte Börsengang in diesem Jahr bereits geplatzt. Oerlikon machte für die Absage am Montag die Unsicherheit an den Finanzmärkten verantwortlich. Begraben will das Unternehmen die Börsen-Pläne aber nicht. "Oerlikon glaubt, dass ein IPO die beste Option für das Getriebe-Geschäft ist", erklärte ein Sprecher. Wenn die Marktbedingungen sich verbesserten, werde der Konzern das Thema wieder aufgreifen. Nach Einschätzung von Experten wird dies im laufenden Jahr aber kaum mehr der Fall sein.

Ursprünglich sollten die Aktien von GrazianoFairfield am Mittwoch ihr Debüt an der Börse in Zürich geben. Das Unternehmen wäre auf einen Börsenwert von bis zu 620 Millionen Franken (533 Millionen Euro) gekommen. GrazianoFairfield stellt Getriebe für Landwirtschaftsfahrzeuge, Busse oder Golfwagen her und ist in Teilbereichen ein Wettbewerber der wesentlich größeren ZF Friedrichshafen. Die in der Endphase einer jahrelangen Restrukturierung steckende Firma steigerte den Umsatz 2017 um ein Fünftel auf 730 Millionen Franken.

Die zunehmende Risikoscheu der Investoren angesichts der globalen Handelsstreitigkeiten machten Oerlikon bei der geplanten Aktienemission nun einen Strich durch die Rechnung. Der Anlagenbauer, dessen größter Aktionär der russische Oligarch Viktor Vekselberg ist, steht allerdings nicht alleine da. Europaweit geriet der Markt für Börsengänge nach einem schwungvollen Jahresstart ins stottern, sodass in der ersten Jahreshälfte über ein Dutzend Transaktionen auf dem Kontinent scheiterten. In der Schweiz wurden die Börsengänge der beiden zum hochverschuldeten chinesischen Mischkonzern HNA gehörenden Firmen Gategroup und Swissport abgesagt.

Einschließlich der Rohstoffgesellschaft Blackstone Resources, die ihr Debüt an diesem Montag gaben, ließen überdurchschnittliche acht Firmen ihre Aktien im bisherigen Jahresverlauf an der Schweizer Börse SIX listen. Dass davon allerdings sechs an Wert verloren, hielt nach Aussage von Händlern viele Anleger davon ab, bei GrazianoFairfield einzusteigen. "Die Investoren haben sich die Finger verbrannt", sagte ein Finanzmarkt-Experte. Im zweiten Halbjahr rechnet er mit höchstens drei IPOs an der SIX, im ersten Halbjahr 2019 dann mit bis zu fünf.

Oerlikon will trotz des Rückschlags an der bestehenden Strategie festhalten und weiterhin in die beiden anderen Divisionen, das Oberflächen- und das Textilmaschinengeschäft, investieren. Für Baader Helvea-Analyst Reto Amstalden hat damit die Wahrscheinlichkeit eines Verkaufs des Getriebegeschäfts an eine Industriefirma oder einen Finanzinvestoren zugenommen. Insidern zufolge war ein solcher Verkauf bisher allerdings an mangelndem Käufer-Interesse gescheitert.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...