General Electric bekommt die schwache Nachfrage nach Kraftwerkstechnik und den Preisverfall bei Windrädern zu spüren. Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft brach im zweiten Quartal um 28 Prozent auf 736 Millionen Dollar ein, wie der US-Industriekonzern am Freitag mitteilte. Der Umsatz zwischen April und Juni stieg um drei Prozent auf 30,1 Milliarden Dollar. Damit übertraf GE immerhin die Schätzungen der Analysten. "Das zweite Quartal entsprach den Erwartungen", sagte Vorstandschef John Flannery. Er will den Konzern aus Boston mit dem 20 Milliarden Dollar schweren Verkauf ganzer Sparten schlanker machen. "Wir machen Fortschritte dabei, GE einfacher und stärker zu machen."
Der Gewinneinbruch bei General Electric hat eine Bedeutung, die über den Konzern an sich hinausgeht. Dem Unternehmen wird allgemein eine Signalfunktion für den Zustand der US-Industrie und eingeschränkt auf für den Zustand der Weltwirtschaft beigemessen.
GE will sich auf künftig das Geschäft mit Flugzeugantrieben, Kraftwerken und erneuerbaren Energien konzentrieren, um wieder auf die Beine zu kommen. Flannery hatte im Juni angekündigt, das Medizintechnik-Geschäft an die Börse zu bringen und das Geschäft mit Gasmotoren und Stromaggregaten um die österreichische Tochter Jenbacher an den Finanzinvestor Advent abzugeben. Auch von der erst vor gut zwölf Monaten übernommenen Mehrheitsbeteiligung am Öl- und Gas-Dienstleister Baker Hughes will sich GE in den nächsten zwei bis drei Jahren wieder trennen, um Geld in die Kasse zu bekommen. Die Zug-Sparte soll Anfang 2019 mit dem Rivalen Wabtec fusionieren. Das Licht-Geschäft mit der Autoindustrie in Europa ist verkauft, der Rest der Sparte soll bis Ende des Jahres folgen.
Vom Ziel, das laufende Jahr mit einem Mittelzufluss (Cash-flow) aus dem Industriegeschäft von sechs bis sieben Milliarden Dollar abzuschließen, rückte Flannery am Freitag ab: Rund sechs Milliarden Dollar seien noch drin. Das zweite Quartal schloss GE mit einem positiven Cash-flow von 258 Millionen Dollar ab, in den drei Monaten davor waren noch 1,7 Milliarden Dollar abgeflossen.
Am Ziel eines operativen Gewinns je Aktie von 1,00 bis 1,07 Dollar hielt GE fest. Dazu soll auch ein Sparprogramm beitragen: Der Konzern will die Kosten in diesem Jahr um zwei Milliarden Dollar drücken, 1,1 Milliarden seien zur Jahresmitte bereits erreicht.
In der Kraftwerks-Sparte, an der GE festhält, brach der Gewinn im zweiten Quartal um 58 Prozent ein, das Neugeschäft um 26 Prozent. Alles deute darauf hin, dass der Gasturbinen-Markt in diesem Jahr auf weniger als 30 Gigawatt schrumpfen werde. GE gehe es deshalb primär darum, aus den installierten Turbinen das Beste zu machen. Der größte Rivale Siemens hat in der Kraftwerkssparte, die unter der Energiewende leidet, ein großes Programm zum Abbau von gut 6.000 Mitarbeitern gestartet. "Wir erwarten, dass der Markt herausfordernd bleibt", sagte Flannery. Doch auch das zukunftsträchtigere Geschäft mit Wind- und Wasserkraft zog GE nach unten. Die Nachfrage sei zwar hoch, der Preisverfall ließ aber Umsätze und Gewinne schrumpfen.
Zuwächse bei Flugzeug-Triebwerken und in der Medizintechnik konnten die Einbußen nicht wettmachen. Baker Hughes profitierte von der Fusion, verfehlte mit einem Umsatzzuwachs um 85 Prozent aber die Erwartungen der Analysten. In der Finanzsparte GE Capital stiegen die Verluste auf 207 (Vorjahr: 172) Millionen Dollar.