Politik

China erwägt Militär-Einsatz in Syrien

China prüft erstmals einen direkten Militär-Einsatz in Syrien.
07.08.2018 00:34
Lesezeit: 2 min

Am 1. August 2018 hatte der chinesische Botschafter in Damaskus, Qi Qianjin, der regierungsnahen syrischen Zeitung Al Watan gesagt, dass das chinesische Militär bereit sei, sich an der bevorstehenden Militäroperation auf Idlib zu beteiligen. “Es gibt eine positive militärische Zusammenarbeit zwischen China und Syrien im Bereich der Terrorismusbekämpfung. Wir wissen, dass der Krieg gegen den Terror und die syrische Kampagne gegen die Terroristen nicht nur den Interessen des syrischen Volkes, sondern auch den Interessen des chinesischen Volkes und aller Völker der Welt dient”, so Qianjin.

In einer ähnlichen Erklärung an Al-Watan sagte der chinesische Militärattache in Syrien, Wong Roy Chang: “Erstens, die chinesische Regierung widersetzt sich jeder Art von Terrorismus (...) Zweitens bedauern wir, dass einige chinesische Staatsangehörige, ermutigt durch extremistische Organisationen, nach Syrien kamen und eine terroristische Organisation gebildet haben, die gegen die [syrischen] Bürger und die Regierung kämpft. Wir sind dagegen und verurteilen das und bekunden unsere Trauer über die Verbrechen, die diese Organisation gegen das syrische Volk und die syrische Regierung begangen hat.”

Die türkische Zeitung Birgün berichtet, dass sich in Syrien zwischen 10.000 und 20.000 Uiguren mit ihren Familien befinden würden. Sie würden sich in der syrischen Stadt Dschisr asch-Schughur in der Provinz Idlib befinden. Sie würden über Drohnen, Panzerabwehrraketen und Raketen verfügen, die allesamt US-amerikanischen Ursprungs seien.

Das Washington Institute for Near East Policy (WINEP) bestätigt die Präsenz von Uiguren als Söldner in Syrien. Der TIP umfasse mehrere tausend uigurische Kämpfer aus Xinjiang, die in Syrien kämpfen und mit ihren Familien zwischen Dschisr asch-Schughur und Ariha leben, so das WINEP. Mittlerweile ist HTS, die Nachfolgeorganisation der Al-Nusra-Front, die größte Söldner-Truppe in Syrien und Idlib. Die TIP ist ein Verbündeter von HTS. Von den etwa 30.000 HTS-Kämpfern in Syrien befinden sich etwa zwei Drittel in der Provinz Idlib. Aufgrund seiner militärischen Siege zieht HTS oft zusätzliche Rekruten aus China und anderen Teilen der Welt an.

Ein aktives militärisches Engagement Chinas in Syrien wäre dem US-Informationsdienst Stratfor zufolge ein wesentlicher Schritt für das gesamte Engagement Chinas im Nahen Osten und im globalen Sinne. Mit Ausnahme von Operationen im Rahmen des Friedensmandats der UN hat China Militäreinsätze weitgehend über seine Grenzen oder seine unmittelbare Region hinaus vermieden. Eine Militäroperation in Syrien könnte die Tür für weitere chinesische Engagements rund um den Globus öffnen.

China beschäftigt sich seit langem mit militanten Uiguren der Islamischen Partei Turkestan (TIP), die in Idlib operieren. Angesichts der umfangreichen Kampferfahrung der TIP-Söldner in Syrien und ihrer beträchtlichen militärischen Fähigkeiten hat Peking ein Interesse daran, die TIP-Söldner in Syrien rechtzeitig zu eliminieren, bevor einige von ihnen nach Zentralasien oder gar nach China zurückkehren. Vor allem aus diesem Grund ist es für China sinnvoll, eine aktivere Beteiligung an einem Kampf zur Rückeroberung von Idlib in Erwägung zu ziehen.

Stratfor führt aus: “Aber selbst wenn China an der Kampagne zur Rückeroberung von Idlib teilnimmt, wird das Engagement des Landes ziemlich gering ausfallen. Chinas Fokus in Idlib wäre es, wichtige TIP-Führer und Kämpfer getötet zu sehen. Zu diesem Zweck würde der wahrscheinlichste chinesische Einsatz in erster Linie Militärberater, Geheimdienstpersonal und vielleicht einige Spezialeinsatzkräfte für spezifische Direkteinsätze umfassen. In Bezug auf die Letzteren würde dies wahrscheinlich kleine Einsätze von spezialisierten und bewaffneten Polizeieinheiten, wie die ,Schneeleoparden-Kommandoeinheit’, die über beträchtliche Anti-Terror-Erfahrung verfügt. Dennoch würde selbst ein solch geringes Engagement Chinas eine bemerkenswerte Abkehr von der chinesischen Gesamtstrategie bedeuten und würde einen neuen Ansatz von Peking für sein Engagement im Nahen Osten und darüber hinaus signalisieren.”

Allerdings sei eine Koordination mit Syrien, Russland, der Türkei und dem Iran unabdingbar. Eine sorgfältige Koordinierung wäre für Peking notwendig, um schwere Komplikationen in Syrien zu vermeiden, insbesondere angesichts seiner wesentlich kleineren Präsenz in Syrien im Vergleich zu den anderen Ländern.

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