Die US-Botschaft in Ankara hat nach Veröffentlichung des Berichts der US-Großbank Goldman Sachs, wonach der Verfall der Türkischen Lira den Kapitalpuffer der türkischen Banken aufzuzehren droht, eine Erklärung veröffentlicht. Über Twitter meldete die US-Botschaft: “Trotz der Spannungen bleibt die Türkei ein treuer Freund und Bündnispartner der USA. Unsere Länder verfügen über lebendige wirtschaftliche Beziehungen. Aus diesem Grund sind Berichte, wonach ein angeblicher US-Offizieller gesagt haben soll, dass bald ein US-Dollar sieben Türkische Lira kosten soll, ohne Fundament und verantwortungslos. Es ist sehr beunruhigend, dass derartige Berichte in den türkischen Medien ihren Platz finden. Es handelt sich dabei um eine Lüge.”
Nach Veröffentlichung der Mitteilung stabilisierte sich die Türkische Lira zum US-Dollar am Dienstag von 5,34 (12:46 Uhr) auf 5,22 (16.42 Uhr).
Fachleute halten die Bedenken hinsichtlich der türkischen Banken für übertrieben. Der unabhängige Ökonom Achim Dübel sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: "Die FX-Exposures sind jedenfalls innerhalb der Banken gehedgt, es geht nur um den Abwertungseffekt auf die Eigenkapitalbasis. Aber da das Eigenkapital in Lira aufgebracht wird, dürfte das kein Problem sein. Schwieriger ist sicher die Kreditrisikoseite der FX-Kreditnehmer. Die türkische Banken gelten dahingehend allerdings als sehr konservativ, z.B. was Beleihungswerte angeht. Im Immobiliensektor, der vielleicht preislich nicht mit der Abwertung anzieht, dürfen nur Lira-Kredite vergeben werden."
Der türkischsprachige Dienst von Bloomberg meldete, dass eine türkische Delegation innerhalb von zwei Tagen zu Gesprächen nach Washington fliegen wird. Die neunköpfige Delegation wird angeführt von Vize-Außenminister Sedat Önal. Ihr werden nur Beamte aus dem türkischen Energieministerium und dem türkischen Justizministerium angehören.
Währenddessen berichtet die Hürriyet, dass der türkische Außenminister Mevlüt Mevlüt Çavuşoğlu ein Telefongespräch mit seinem US-amerikanischen Kollegen Mike Pompeo geführt habe. “Wir haben uns darauf geeinigt, auch künftig eng zusammenzuarbeiten, um alle Probleme zu lösen”, zitiert das Blatt den türkischen Außenminister. Die Sprecherin des US-Außenamts Heather Nauert sagte in Washington, es sei positiv, dass Gespräche geführt würden. Die Möglichkeit einer Auslieferung des Predigers Gülen, die von der Türkei gefordert wird, wollte Nauert weder bestätigen noch dementieren.