Politik

Banken aus Südeuropa in Sorge um Türkei-Exposure

Lesezeit: 2 min
12.08.2018 00:06
Banken aus Spanien, Frankreich und Italien sind besonders stark in der Türkei engagiert.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Financial Times berichtete am Freitag, die Europäische Zentralbank (EZB) prüfe die Auswirkungen der Währungskrise auf Banken wie die spanische BBVA, die italienische UniCredit und die französische BNP Paribas, die besonders exponiert seien, da türkische Unternehmen und Banken bei ihnen hohe Schulden hätten. Ebenfalls stark in der Türkei engagiert ist die niederländische IN Groep.

Die spanische BBVA erwirtschaftet einem Bericht des englischsprachigen Dienstes von Reuters zufolge rund ein Drittel ihres Vorsteuergewinns in der Türkei. Sie hat ihren Anteil an der Turkiye Garanti Bankasi über die Jahre hinweg stetig ausgebaut. Uni Credit kontrolliert zusammen mit der Koc-Gruppe die Yapi Kredi Bankasi.

Die deutschen Banken haben in der Türkei rund 21 Milliarden Euro im Feuer. Die Bundesbank bezifferte am Freitag die Gesamtforderungen der Kreditinstitute im Juni auf 20,77 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Gegenüber dem Euro-Land Griechenland sind es den Angaben zufolge 19,17 Milliarden Euro. Insgesamt haben die deutschen Geldhäuser im Ausland Forderungen von rund 1,85 Billionen Euro.

Die meisten Banken wollten sich am Freitag auf Reuters-Anfrage nicht zu ihrem Türkei-Engagement äußern. Mehrere betonten aber, dass Risiko sei sehr überschaubar. Ein Großteil sei durch Kreditversicherungen geschützt. Oft handele es sich nur um kurzfristige Geschäfte. Auch die Finanzaufsicht Bafin wollte sich nicht äußern.

Die Commerzbank hatte vor wenigen Tagen in ihrem Halbjahresbericht erklärt, sie beobachte "vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Entwicklungen" unter anderem die Türkei eng. Das Türkei-Engagement habe Ende Juni bei 2,5 Milliarden Euro gelegen.

Mit Blick auf andere Schwellenländer wie Brasilien, Argentinien und China spielen deutsche Banken aber keine große Rolle. In Südamerika sind insbesondere spanische Banken stark vertreten. So ist Brasilien der wichtigste Auslandsmarkt für die spanische Großbank Banco Santander, berichtet Bloomberg.

Spanische Banken sind es auch, die am stärksten von den Schwierigkeiten in Argentinien betroffen sind. Die Großbanken Santander und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria unterhalten bedeutende Filialnetze in dem Land, welches vor einigen Wochen eine Kreditlinie des Internationalen Währungsfonds im Umfang von 50 Milliarden Dollar in Anspruch nehmen musste, weil die Inflation außer Kontrolle geriet.

In China sind besonders britische Banken stark vertreten. Die mit Abstand wichtigste ausländische Bank ist die HSBC, gefolgt von der Hongkonger Bank of East Asia und der britischen Standard Chartered Bank. Die britische Bank Barclays besitzt zudem einen Aktienanteil von 16 Prozent an der drittgrößten Bank Südafrikas, Barclays Africa Group.

US-Banken sind in den Schwellenländern vergleichsweise wenig investiert. Einer Untersuchung der Beratungsgesellschaft Deloitte zufolge waren diese Ende 2016 insbesondere in den entwickelten Staaten Großbritannien, Japan, dem Steuerparadies Cayman Islands, Deutschland, Frankreich, Kanada, Schweiz und Australien vertreten. Erst dann folgten mit Brasilien und Mexiko zwei Schwellenländer.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...