Nach dem Mord an einem Chemnitzer und dem danach folgenden Aufmarsch hunderter Menschen am Sonntag in Chemnitz hat die Polizei Ermittlungen eingeleitet, berichtet die dpa. Neue Erkenntnisse gab es am Montagmorgen zunächst nicht, wie eine Polizeisprecherin sagte. In der Nacht habe es keine weiteren Vorkommnisse gegeben. Das am Freitag begonnene Stadtfest wurde aus Sicherheitsgründen abgebrochen.
Am Sonntagnachmittag hatten sich rund 1.000 Menschen in der Chemnitzer Innenstadt versammelt und in Bewegung gesetzt. Wie die Bild-Zeitung berichtete, waren unter den Demonstranten gewaltbereite Gruppen, die gegen Ausländerkriminalität protestierten. Videos in sozialen Medien zeigten Übergriffe auf Migranten. Dazu konnte die Polizeisprecherin am Montag jedoch zunächst nichts sagen.
Hintergrund der Demonstration war ein tödlicher Streit in der Nacht zum Sonntag nach dem Chemnitzer Stadtfest. Dort wurde ein 35-jähriger Deutscher erstochen. Die Polizei nahm zwei 22 und 23 Jahre alte Männer vorläufig fest, die sich vom Tatort entfernt hatten. Zu deren Nationalität wollten die Beamten zunächst keine Aussage machen, da noch geprüft werde, ob und wie diese in die Auseinandersetzung involviert gewesen seien. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln wegen Totschlags.
Zwei weitere verletzte Männer im Alter von 33 und 38 Jahren wurden ebenfalls ins Krankenhaus gebracht. Am Sonntag wurden Zeugen vernommen, wie eine Sprecherin weiter sagte. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte die Polizei zunächst keine weiteren Angaben machen.
Die Bundesregierung hat die Ausschreitungen in Chemnitz am Montag als nicht hinnehmbar verurteilt, wie AFP berichtet. "Was in Chemnitz zu sehen war, das hat in unserem Rechtsstaat keinen Platz", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Zusammenrottungen und Hetzjagden auf Menschen anderen Aussehens seien inakzeptabel: "Das nehmen wir nicht hin." Der Tod des Mannes sei schrecklich und Tatverdächtige müssten der Justiz zugeführt werden. Das Innenministerium erklärte, die sächsische Behörden würden von Bundessicherheitsbehörden unterstützt. Zu dem Tweet eines AFD-Bundestagsabgeordneten, der Verständnis für die Ausschreitungen gezeigt hatte und indirekt zu Selbstjustiz aufrief, sagte Seibert: "Solche Forderungen disqualifizieren sich selbst."
Der AfD-Abgeordnete Markus Frohnmaier hatte getwittert: "Wenn der Staat die Bürger nicht mehr schützen kann, gehen die Menschen auf die Straße und schützen sich selber. Ganz einfach!" Und: "Heute ist es Bürgerpflicht, die todbringende... 'Messermigration' zu stoppen!"
Unterdessen erwartet die Polizei neue Auseinandersetzungen. Verschiedene Gruppierungen haben für Montag zu weiteren Demonstrationen aufgerufen. Linke Gruppen wie "Chemnitz nazifrei" und "Leipzig nimmt Platz" kündigten eine Demonstration gegen eine von der "Bürgerbewegung Pro Chemnitz" geplante Kundgebung an.