Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Christian Hirte, hat an Politik und Medien appelliert, bei ostdeutschen Bürgern den Eindruck zu vermeiden, «dass wir paternalistisch den Leuten vorschreiben, was sie denken oder reden sollen». Das fange «bei Veranstaltungen in Chemnitz an, bei denen es natürlich viele stört, wenn da Bands auftreten mit linksextremen Hassbotschaften», sagte er der Welt. Dabei bezog er sich offensichtlich auf den Auftritt der Band Feine Sahne Fischfilet bei dem großen Konzert gegen Rechtextremismus vor einigen Tagen. Die Band wurde früher wegen Gewaltaufrufen gegen Polizisten im Verfassungsschutzbericht genannt.
«Und wenn dann die Politik den Eindruck vermittelt, da müsse man unbedingt dabei sein, um nicht als Rechter zu gelten, fragen die Ostdeutschen zu Recht: Muss man sich jetzt so wie früher entschuldigen, wenn man am 1. Mai nicht mitdemonstrieren gehen wollte?» Er fügte hinzu: «Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Politiker und Journalisten in einer anderen Welt leben als die Mehrheit der Menschen draußen und dass wir oft auch eine andere Sprache sprechen.»
Hirte, der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium ist, zeigte sich überzeugt, dass nur ein sehr kleiner Teil der AfD-Wähler wie der Thüringer AfD-Fraktions- und Landeschef Björn Höcke denkt. «Die Mehrheit der Bürger will mit Spinnern am rechten und linken Rand nichts gemein haben und lehnt Gewalt, verbale Übergriffe oder Hitlergrüße ab», sagte er. Viele seien frustriert. «Wir müssten zum Beispiel akzeptieren, dass manche die derzeitige Flüchtlingspolitik ablehnen und keine vernünftige Partei im Parlament finden, die das geschlossen ebenso sieht.»