Argentinien wechselt mitten in den Verhandlungen mit dem IWF erneut den Notenbankchef aus. Der erst seit Juni amtierende Zentralbank-Präsident Luis Caputo reichte am Dienstag bei Staatschef Mauricio Macri seinen Rücktritt ein. In einer Erklärung der Notenbank wurden dafür persönliche Gründe angeführt. In Medienberichten war zuletzt von wachsenden Spannungen zwischen Wirtschaftsminister Nicolas Dujovne und Caputo die Rede. Zum neuen Notenbankchef wurde der Ökonom und Vize-Wirtschaftsminister Guido Sandleris ernannt, der als rechte Hand Dujovnes gilt.
Die Nachricht platzte mitten in die abschließenden Gespräche des wirtschaftlich angeschlagenen südamerikanischen Staates mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF), von dem sich Argentinien eine Kreditlinie in Höhe von 50 Milliarden Dollar erhofft. Die Wirtschaft ächzt unter hohen Zinsen. Zugleich hat der Peso zum Dollar in diesem Jahr bereits rund die Hälfte seines Wertes eingebüßt. Nach dem Bekanntwerden des Wechsels an der Notenbankspitze ging es mit der Landeswährung weiter bergab. Sie gab zu Handelsbeginn um 4,6 Prozent zum Dollar nach. Auch an der Börse reagierten die Investoren verunsichert. Der Leitindex Merval in Buenos Aires fiel um mehr als zwei Prozent.
Am Vorabend des geplanten Generalstreiks waren in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires zehntausende Demonstranten auf die Straße gegangen, um gegen die Sparpolitik von Präsident Mauricio Macri zu protestieren. In Sprechchören und auf Bannern warfen sie Macri am Montagabend (Ortszeit) auf dem Platz vor dem Präsidentenpalast vor, das Land dem Spardiktat des Internationalen Währungsfonds (IWF) auszuliefern. Für Dienstag ist ein Generalstreik geplant, der das gesamte Land lahmlegen soll. Der Präsident schloss ein Einlenken aus.
Schulen, Behörden, Banken und Teile von Krankenhäusern sollen am Dienstag geschlossen bleiben. Der öffentliche Personenverkehr dürfte stillstehen. Auch die Fluglotsen wollen sich an dem Ausstand beteiligen, weswegen viele Fluggesellschaften ihre Flüge gestrichen haben.
Argentinien steckt derzeit in einer Wirtschafts- und Währungskrise. Macri handelte deswegen mit dem IWF Hilfskredite aus. Argentinien verpflichtete sich im Gegenzug zu weiteren harten Einsparungen, gegen die sich in der Bevölkerung viel Unmut regt.
Macri kündigte am Montag bei einem Besuch in New York eine weitere Zusammenarbeit mi dem IWF an. "Eine Staatspleite in Argentinien werden wir nicht zulassen", sagte er. "Wir arbeiten mit dem IWF-Team, und wir werden Vertrauen wiederherstellen." Sein Sanierungskurs werde dazu führen, "dass die Inflation und unser Bedarf an externer Hilfe dramatisch sinken".
Arbeitsminister Dante Sica kritisierte den geplanten Generalstreik. Dieser treffe Argentinien in einer Zeit, "in der die Wirtschaftsleistung immer noch sinkt und wir einen Aufschwung brauchen", sagte Sica. Seine Regierung werde dennoch mit den Gewerkschaften im Gespräch bleiben.
Der argentinische Peso hat seit Beginn des Jahres bereits 50 Prozent an Wert zum Dollar eingebüßt. Grund ist vor allem die beunruhigende Entwicklung der Inflation. Im Juli betrug sie fast 20 Prozent, bis zum Jahresende könnten es 30 Prozent sein. Das Land steht außerdem am Rande einer Rezession und hat ein hohes Haushaltsdefizit.