Drei Monate nach der Verhaftung von Rupert Stadler hat der Volkswagen-Aufsichtsrat die Entscheidung über die Zukunft des Audi-Chefs vertagt. An diesem Dienstag sollen die Gespräche fortgesetzt werden, wie am Freitag aus gut informierten Kreisen bekannt wurde.
Demnach waren die beiden Vertreter des Landes Niedersachsen im VW-Aufsichtsrat, Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU), mit der Lösung einer Vertragsaufhebung samt Abfindung für den Chef der VW-Tochter nicht einverstanden. Zuvor hatte das «Handelsblatt» darüber berichtet.
Stadler war im Juni wegen Betrugsverdachts und Verdunkelungsgefahr im Zusammenhang mit dem Diesel-Abgasskandal verhaftet worden. Die Aufsichtsräte von VW und Audi entbanden ihn daraufhin von seinen Aufgaben als VW-Vorstand und Audi-Chef, «bis der Sachverhalt geklärt ist, der zu seiner Verhaftung geführt hat». Seitdem leitet Audi-Vertriebsvorstand Bram Schot das Unternehmen als kommissarischer Vorstandschef.
Die Ermittlungsbehörden werfen dem Audi-Chef vor, nach Bekanntwerden der Abgasbetrügereien den Verkauf von Dieselautos mit falschen Abgaswerten zugelassen zu haben. Dabei habe er von den Manipulationen gewusst oder sie bewusst ignoriert. Stadler soll zudem bei einem abgehörten Telefonat erwogen haben, einen Zeugen im Ermittlungsverfahren der Stuttgarter Staatsanwaltschaft gegen Porsche zu beeinflussen.
Bereits vor einigen Tagen war der Aufsichtsrat zusammengekommen. Bei der Gelegenheit wurde dem Vernehmen nach aber über den Fall Stadler lediglich beraten. Der Vertrag des 55-Jährigen als Mitglied des Volkswagen-Konzernvorstandes läuft Ende 2019 aus, sein Vertrag als Audi-Chef läuft noch bis 2022.
VW hatte im Juli einen Wechsel von BMW-Einkaufschef Markus Duesmann in den Konzernvorstand von Volkswagen bekanntgegeben. Er könnte neuer Audi-Chef werden. Allerdings ist er durch seinen Vertrag bei BMW noch zwei Jahre gebunden.