Politik

Nato-Staaten gründen Cyber-Einheiten

Mehrere Staaten wollen im Bereich der Cyber-Kriegsführung aufrüsten.
05.10.2018 01:06
Lesezeit: 2 min

Am Donnerstag fand in Brüssel ein Treffen der Verteidigungsminister der 29 NATO-Staaten statt. Gesprächsgegenstand des Treffens war die "Cybersicherheit" in den NATO-Staaten. Die USA, Großbritannien, Dänemark und die Niederlande gaben der Nachrichtenagentur AP zufolge bekannt, dass sie neue Cyber-Einheiten gründen wollen.

Die britische Premierministerin Theresa May und der niederländische Premierminister Mark Rutte veröffentlichten fast zeitgleich eine gemeinsame Erklärung, in der sie den russischen Militärgeheimdienst GRU für globale Cyber-Angriffe verantwortlich machten. Sie führten aus, dass sie "internationale Institutionen vor denen beschützen, die ihnen Schaden zufügen wollen". Die Erklärung erfolgte AP zufolge direkt nach den Vorwürfen Großbritanniens und der Niederlande gegen Russland.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte: "Die NATO-Bündnispartner solidarisieren sich mit der Entscheidung der niederländischen und britischen Regierungen, Russland wegen seiner eklatanten Versuche, internationales Recht und internationale Institutionen zu unterminieren, anzuprangern."

US-Verteidigungsminister Jim Mattis sagte, dass die USA bereit seien, ihren NATO-Verbündeten gegen Cyber-Angriffe durch Russland zu helfen. "Wir sind heute bereit, unseren Verbündeten Cyber-Unterstützung zu gewähren. Und zwar jetzt (...) Ich habe genug Beweise gesehen, um zu sagen, dass die Niederländer und die Briten zu 100 Prozent akkurat dabei sind, wem sie das zugeschrieben haben."

Zu den Vorwürfen sagte ein Sprecher der russischen Botschaft in London nach Angaben der TASS: "Wie üblich, wird diese unverantwortliche Aussage nicht durch irgendwelche Beweise erhärtet und ist ein weiteres Element im antirussischen Kreuzzug, der von der britischen Regierung ausgeführt wurde."

Der Vorwurf sei nicht zufällig zu einem Zeitpunkt erfolgt, an dem ein Treffen der NATO-Chefs in Brüssel stattfindet, um die Schaffung von Cyber-Einheiten in einigen westlichen Staaten zu beschließen, meint der Sprecher.

Das russische Außenministerium bezeichnete die Vorwürfe als “unwürdig”. Sie seien Teil einer Desinformationskampagne, um russischen Interessen zu schaden, und stammten von Menschen mit einer “blühenden Fantasie”.

Die US-Regierung hat Strafanzeigen gegen sieben russische Geheimdienstler angekündigt. Aus einer Mitteilung des US-Justizministeriums geht hervor: "Eine Grand Jury im westlichen Distrikt von Pennsylvania hat sieben Angeklagte, alle Offiziere in der russischen Hauptinspektionsabteilung (GRU), einem militärischen Geheimdienst des Generalstabs der Streitkräfte der Russischen Föderation, wegen Computer-Hacking, Telegrammbetrug, schwerer Identitätsdiebstahl und Geldwäsche." Die Ankündigung der Abteilung für nationale Sicherheit der US-Justizbehörde erfolgte am Donnerstag, nachdem niederländische Beamte behaupteten, sie hätten einen russischen Cyberangriff auf den die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) vereitelt.

Der Angriff sei im April von russischen Agenten geplant gewesen, teilte Verteidigungsministerin Ank Bijleveld am Donnerstag mit. Vier russische Staatsangehörige mit Spionageausrüstung wurden dem militärischen Abwehrdienst zufolge in einem Hotel in der Nähe der OPCW festgenommen und nach Russland ausgewiesen, berichtet Reuters. Die unabhängige Organisation untersuchte damals unter anderem Vorwürfe von angeblichen Chemiewaffeneinsätzen im syrischen Bürgerkrieg und den angeblichen Giftanschlag auf den britisch-russischen Doppel-Spion Sergej Skripal in Großbritannien. Wegen des Vorfalls bestellte die niederländische Regierung den russischen Botschafter ein.

Die britische Regierung hatte bereits zuvor dem russischen Militärgeheimdienst GRU vorgeworfen, hinter einer Reihe von Cyber-Angriffen auf westliche Staaten und Institutionen in den vergangenen Jahren zu stecken. GRU sei etwa mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in die Hacker-Attacke BadRabbit und den Angriff auf die Welt-Anti-Doping-Behörde 2017, auf das Komitee der Demokraten in den USA 2016 und den Diebstahl von Emails eines TV-Senders in Großbritannien 2015 involviert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...