Deutschland-Bashing ist in Mode: Der ehemalige Chef der zypriotischen Zentralbank attackierte Berlin wegen seiner Zypern-Politik (hier).Im Zentrum der Kritik steht Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der Zypern vorwarf ein falsches Geschäftsmodell zu haben: Der Banken-Sektor sei zu aufgebläht, das Land habe mit niedrigen Steuern Unternehmen aus aller Welt angezogen. Das sei nicht zu akzptieren.
Aufgeblähter Banken-Apparat? Steurparadies? Da fühlte sich auch einer angesprochen, der aus dem Herzen der EU kommt - aus einem Land, dessen Probleme denen Zyperns ähneln wie ein Ei dem anderen.
So tobte denn auch der luxemburgische Außenminister, als ginge es um sein Land: „Ich komme auch aus einem ganz kleinen Land, da ist nicht nur der Bankplatz überdimensioniert, sondern auch die Satellitenindustrie zum Beispiel“, sagte Asselborn am Freitag in Dublin beim Treffen der EU-Außenminister. „Verschiedene Länder haben ganz legal, wie mein Land und wie Zypern auch, in den letzten Jahrzehnten etwas aufgebaut“, fuhr er fort. „Und das sollte man im Prinzip jetzt nicht herabwürdigen.“
Aber bei der aktuellen Krise geht es leider nicht um die Satelliten-Industrie.
Asselborns Unwille erinnert die EU schlagartig daran, dass auch Luxemburgs riesiger Finanzsektor bald zum Problem für Europa werden kann. „Luxemburgs Finanzsektor ist außergewöhnlich groß und global vernetzt“, schrieb der IWF in seinem Finanzreport 2011 zu Zypern. Dieser Finanzsektor repräsentiert demnach ein Viertel des gesamten BIPs des Landes und ein Drittel der Steuereinnahmen.
Allein die Bilanzsumme des Bankensektors ist 20 Mal höher als das BIP, die der Investmentfonds sogar 50 Mal höher, so der IWF. „Luxemburg ist das weltweit zweitgrößte Zentrum für Investmentfonds nach den USA.“ Zudem ist der Finanzsektor des Landes unter den Top-Ten hinsichtlich der Vernetzung. Ein hohes Risiko. 18 Prozent der Verbindlichkeiten der luxemburgischen Banken beispielsweise bestehen gegenüber Deutschland (Stand Februar 2010).
Aktuell sieht es für die luxemburgischen Banken nicht besser aus. Die Daten der Deutschen Bundesbank zeigen, dass sich allein die Gesamtforderung deutscher Banken gegenüber Luxemburg auf 108,965 Milliarden Euro belaufen. 34 Milliarden davon sind Verbindlichkeiten der luxemburgischen Banken, 74 Milliarden entfallen auf die Unternehmen des Landes und 604 Millionen auf die öffentlichen Haushalte Luxemburgs.