Politik

Trump stoppt Milliarden-Deal von Siemens im Irak

Lesezeit: 2 min
17.10.2018 15:42
Siemens könnte nach einer Intervention von US-Präsident Trump den großen Teil eines Milliarden-Deal im Irak verlieren.
Trump stoppt Milliarden-Deal von Siemens im Irak

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der US-Rivale General Electric wird Siemens laut Reuters "wohl einen großen Teil eines staatlichen Milliardenauftrags für den Aufbau der Energieversorgung" im Irak abnehmen. Die US-Regierung habe zugunsten von GE interveniert und Druck auf die Regierung in Bagdad ausgeübt, berichtete die Financial Times am Mittwoch unter Berufung auf Insider. Der angeschlagene US-Konzern könnte seinen Erfolg womöglich schon mit den Geschäftszahlen für das dritte Quartal am 30. Oktober melden. Siemens hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben: "Unsere Gespräche mit der Regierung gehen weiter und wir freuen uns darauf, uns über eine günstige, verlässliche und stabile Energieversorgung des Irak zu einigen", sagte ein Sprecher am Mittwoch in München zu Reuters.

Die FT schreibt:

"Die Hoffnungen von Siemens, einen großen Vertrag zur Lieferung von Strom an den Irak zu gewinnen, wurden zunichte gemacht, nachdem die Trump-Regierung im Namen des US-Rivalen General Electric intervenierte, so die mit der Angelegenheit vertrauten Personen. In den vergangenen Wochen hatte es so ausgesehen, als ob Siemens mit Sitz in München kurz vor dem Abschluss eines Vertrags über die Lieferung von 11 Gigawatt Stromerzeugungsanlagen für den Irak stehen würde, was einem Deal von 15 Milliarden Dollar entspricht. Aber als der Wettbewerb zwischen der deutschen Ingenieursgruppe und GE seine Endphase erreichte, übte die Trump-Regierung Druck auf die irakische Regierung aus und erinnerte Bagdad daran, dass nach der Invasion von 2003 7.000 Amerikaner gestorben seien, um Saddam Hussein zu stürzen. Es wird erwartet, dass GE nun einen wesentlichen Teil des Verkaufs übernimmt. Ein großer Vertragsgewinn wäre eine willkommene gute Nachricht für GEs unter Druck geratene Energie-Sparte, die in den vergangenen zwei Jahren Gewinneinbußen meldete und davor warnte, dass es im dritten Quartal zu einer nicht liquiditätswirksamen Abschreibung von bis zu 23 Milliarden Dollar kommen würde Quartal. Es wird erwartet, dass das Unternehmen bald seinen Erfolg bekannt geben wird, möglicherweise wenn es am 30. Oktober Ergebnisse im dritten Quartal meldet."

Vorstandschef Joe Kaeser war im September eigens nach Bagdad gereist, um mit dem damaligen Regierungschef Haider al-Abadi über den Auftrag zu sprechen. Seit Anfang Oktober ist aber Adel Abdul Mahdi Ministerpräsident. Siemens hatte bereits im Februar angeboten, in den nächsten vier Jahren im Irak Kraftwerke mit einer Leistung von elf Gigawatt zu bauen. Mit einer Erhöhung der Energieproduktion um 50 Prozent ließen sich 23 Millionen Iraker zuverlässig mit Strom versorgen. Der Münchner Industriekonzern könnte mit dem auf rund elf Milliarden Euro veranschlagten Auftrag seine schwächelnde Energie-Sparte besser auslasten.

Dem "FT"-Bericht zufolge haben die Regierungen der USA und des Irak bereits eine unverbindliche Absichtserklärung unterzeichnet, wie sie bei der Öl- und Gasförderung und bei der Energieerzeugung zusammenarbeiten wollen. Die Amerikaner wollten auch einen kritischen Punkt "pragmatisch" aus dem Weg räumen. 35 bis 40 Prozent des irakischen Stroms wird bisher mit Gas aus dem Iran erzeugt, gegen den die USA Sanktionen verhängt haben. Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, drängt deutsche Unternehmen massiv, keine Geschäfte mehr mit dem Iran zu machen


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handwerksbetriebe in Not: Geschäftslage trübt sich ein
05.05.2024

Die aktuelle Lage im Handwerk bleibt düster, mit einer spürbaren Verschlechterung der Geschäftslage im ersten Quartal 2024 aufgrund...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...