Finanzen

Italien: Zentralbank warnt vor Liquiditäts-Problemen bei Banken

Die italienische Zentralbank warnt in einem Bericht vor drohenden Liquiditätsproblemen bei den Banken des Landes.
26.11.2018 17:31
Lesezeit: 2 min

Die italienische Zentralbank warnt in einem am vergangenen Freitag erschienenen Bericht vor Liquiditätsproblemen bei Banken und Versicherungen des Landes. Wie die Financial Times berichtet, sollen insbesondere die gestiegenen Renditen für italienische Staatsanleihen für die gestiegene Instabilität verantwortlich sein.

Sollten sich die Renditen der Staatsanleihen auf dem gegenwärtigen Niveau einpendeln, müsste der Staat im Jahr 2020 rund 9 Milliarden Euro mehr an die Gläubiger ausschütten als derzeit geplant, was die Finanzlage von Banken und Versicherungen erschüttern würde.

Der Zentralbank zufolge sank der durchschnittliche Eigenkapitalanteil (Tier 1) der Banken in den ersten 6 Monaten des laufenden Jahres um rund 60 Basispunkte auf einen Wert von 13,2 Prozent. Im zweiten Quartal seien zudem die durchschnittlichen Solvenzraten der Versicherer um 23 Prozent auf 225 Prozent gesunken.

Vor dem Hintergrund eines Abverkaufs an den Anleihemärkten durch ausländische Investoren hatten die heimischen Banken ihre Bestände an Staatsanleihen im laufenden Jahr deutlich ausgebaut. Zwischen Mai und September stiegen diese um rund 39 Milliarden Euro.

Bei den Banken sei eine Verschlechterung „hinsichtlich der Liquidität und Indikatoren für den Kapitalbedarf“ zu beobachten, heißt es in dem Bericht. Weitere Renditeanstiege bei den Staats- und Unternehmensanleihen könnten demnach „signifikante Auswirkungen auf die Solvenz von Versicherungen“ haben die „Risiken für die Stabilität“ erhöhen.

Der Renditeanstieg bei den Staatsanleihen hat sich in einer Verteuerung der Finanzierungsbedingungen für Banken und Unternehmen niedergeschlagen. In den sechs Monaten bis Ende Oktober verdoppelte sich die durchschnittliche Verzinsung von vorrangigen gedeckten fünfjährigen Unternehmens-Anleihen auf 1 Prozent, während sich die durchschnittliche Verzinsung auf gleichwertige ungedeckte Anleihen auf 2,4 Prozent verdreifachte, heißt es in dem Bericht. Der Zinssatz, den Firmen für neue festverzinsliche Schulden zahlen, ist von 1,5 Prozent im ersten Quartal dieses Jahres auf 3,5 Prozent im dritten Quartal gestiegen - der höchste Stand seit dem Jahr 2014. Das Emissionsvolumen in den letzten zwei Quartalen von erstmaligen Emittenten halbierte sich gegenüber dem Vorjahr auf 1,4 Milliarden Euro.

Die Rendite für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren beträgt derzeit etwa 3,22 Prozent, nachdem dieser Wert im Jahr 2016 noch knapp über 1 Prozent gelegen hatte, wie aus Daten von Tradingeconomics hervorgeht. Im vergangenen Monat hatte die Rendite vor dem Hintergrund des Streits der Regierung in Rom mit der EU-Kommission um das künftige Haushaltsbudget mit etwa 3,40 Prozent den höchsten Wert seit 2014 erreicht.

Die beiden Vizepremiers Matteo Salvini und Luigi Di Maio zeigten sich am Montag bereit, mit der EU über die Höhe der Neuverschuldung im kommenden Jahr zu verhandeln. Gefragt danach, ob das geplante Defizitziel von 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Stein gemeißelt sei, sagte Lega-Chef Salvini der italienischen Nachrichtenagentur Adnkronos: „Ich denke, da ist niemand festgelegt. Wenn es ein Budget gibt, das das Land wachsen lässt, könnte es 2,2 Prozent oder 2,6 Prozent betragen.“

Ähnlich wie Salvini äußerte sich der zweite Vizepremier, Luigi Di Maio: „Wenn wir im Rahmen von Verhandlungen das Defizit leicht reduzieren müssen, ist das für uns nicht wichtig“, sagte er in einem Radio-Interview. Das Problem sei nicht der Streit mit der EU über das konkrete Defizit von 2,4 Prozent. „Wichtig ist, dass das Budget unsere Hauptziele enthält.“

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