Finanzen

Investoren ziehen sich aus riskanten Unternehmens-Anleihen zurück

In den USA steigen die Renditen für Anleihen riskanter Unternehmen deutlich an.
27.11.2018 17:31
Lesezeit: 2 min

Aus Daten der US-Großbank Morgan Stanley geht hervor, dass die Renditen von Unternehmensanleihen mit schlechter Kreditwürdigkeit in den USA in den vergangenen Wochen deutlich angestiegen sind. Dies berichtet Business Insider. Die dadurch steigenden Zinskosten könnten für viele der häufig hochverschuldeten und unproduktiv arbeitenden Unternehmen schon in den kommenden Monaten zu einem ernsten Problem werden.

Morgan Stanley zufolge ist ein Bärenmarkt bei Unternehmenskrediten angelaufen. Die schwierigen Kreditbedingungen würden sich demnach voraussichtlich im Jahr 2019 verschärfen, da die Liquiditätszufuhr durch die Zentralbanken weltweit weiter zurückgefahren werden dürfte.

Insgesamt ist seit einiger Zeit ein Ansteigen der Renditen in allen Bonitätsklasse und auf allen Kontinenten zu beobachten. So steigen nicht nur die Renditen von europäischen Investment-Grade-Anleihen (IG) und Anleihen aus Schwellenländern an, sondern auch die Renditen von Anleihen von US-Unternehmen mit guter Bonität.

Besonders auffallend jedoch ist, dass die sich Spannen zwischen risikoreicheren US-Hochzinsanleihen (High Yield - HY) und einigen Standart-Anleihezinsen in den USA wie den zehnjährigen Staatsanleihen in letzter Zeit deutlich ausgeweitet haben. Die Spannen gingen bis vor etwa einem Monat weitgehend zurück. Seitdem sind sie jedoch um fast 100 Basispunkte gestiegen, berichtet Morgan Stanley.

Beobachtern zufolge ist das höhere Risikobewusstsein der Geldgeber und der damit zusammenhängende Anstieg bei den Renditen hauptsächlich Folge des restriktiveren geldpolitischen Kurses der US-Zentralbank Federal Reserve sowie anderer Notenbanken. Dieser führe inzwischen dazu, dass Liquidität aus dem globalen Geldsystem abgezogen wird.

„Grundlegende Probleme lassen sich leichter verbergen, wenn Liquidität in die Märkte strömt“, wird ein Analyst von Business Insider zitiert. Mit Blick auf die Zukunft erwartet Morgan Stanley, dass sich der Abzug der globalen Liquidität 2019 beschleunigen wird – zugleich werde sich das US-Wirtschaftswachstum verlangsamen. „In diesem Fall können sich Risiken im späten Zyklus in Ängste am Ende des Zyklus verwandeln“.

Insbesondere US-Unternehmen hatten in den vergangenen Jahren in enormem Umfang neue Schulden aufgenommen. Viele dieser Unternehmen hätten sich unter normalen geldpolitischen Bedingungen nicht in solcher Höhe verschulden können – dies wurde aber durch die Nullzinspolitik der Zentralbank Fed ermöglicht.

Dem Ökonomen Daniel Stelter zufolge ist das Volumen an Anleihen in den USA mit einer Bonität von BBB (dies ist eine Stufe über dem riskanten Bereich) seit 2009 um fast 230 Prozent auf jetzt etwa 2500 Milliarden US-Dollar angewachsen. Rund die Hälfte aller Investment Grade Anleihen verfügten nun nur noch über ein BBB-Rating. Etwa 1000 der 2500 Milliarden Dollar Anleihen, welche gerade noch mit BBB bewertet sind, hätten einen Verschuldungsgrad auf Ramsch-Niveau, müssten also eigentlich ihre Bewertung verlieren und herabgestuft werden. „Das Fazit dieser Überlegungen liegt auf der Hand: Wir stehen vor erheblichen Verlusten im Markt für Unternehmensanleihen. Besonders gefährdet sind Junk-Bonds und Anleihen von Unternehmen, die von den Ratingagenturen besser eingestuft werden, als es ihrem Verschuldungsgrad entspricht“, schreibt Stelter.

Doch nicht nur die abebbende Liquidität wird zum Problem für hochverschuldete und unproduktive Unternehmen. Wichtig ist auch, dass die Wirkung neuer Schulden immer mehr abnimmt. Dem Portal Real Investment Advise zufolge werden inzwischen 3 Dollar neuer Schulden benötigt, um 1 Dollar an realer Wirtschaftsleistung zu generieren. Andere Beobachter kommen nach der Analyse der Daten zur globalen Wirtschaftsentwicklung des laufenden Jahres zu dem Schluss, dass inzwischen rund 8 Dollar Schulden notwendig sind, um einen Dollar an Wirtschaftsleistung zu generieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik Musk gegen den Staat: Wie ein Tech-Milliardär den US-Haushalt ruinierte
04.06.2025

Elon Musk wollte den US-Haushalt wie ein Start-up führen – heraus kam ein Desaster aus Kürzungen, Chaos und gescheiterten Sparzielen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wöchentliche Höchstarbeitszeit geplant: Schub für die Wirtschaft oder kontraproduktiv?
04.06.2025

Steht der 8-Stunden-Arbeitstag auf der Kippe? Die Bundesregierung will statt einer täglichen Höchstarbeitszeit eine wöchentliche...

DWN
Politik
Politik Trump zündet den Handelskrieg – doch Europa hat das bessere Spiel
03.06.2025

Donald Trump droht mit Strafzöllen, doch Europas Antwort steht längst: Mit stabilen Finanzen und strategischem Kurs könnte die EU zum...

DWN
Politik
Politik Vergessener Kontinent: Afrikas Fluchtkrisen- Milliarden fehlen für humanitäre Hilfe
03.06.2025

Fluchtkrisen in Afrika schneiden bei medialer Aufmerksamkeit, Hilfsgeldern und politischem Engagement besonders schlecht ab. Kamerun ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Rücksetzer nach Kurssprung – was Anleger jetzt wissen müssen
03.06.2025

Der Goldpreis ist auf Richtungssuche – trotz Krisen und Zinssorgen. Was steckt hinter der aktuellen Entwicklung, und wie sollten Anleger...

DWN
Politik
Politik Krim-Brücke: Ukrainischer Geheimdienst SBU meldet Angriff auf Kertsch-Brücke
03.06.2025

Die Krim-Brücke ist erneut Ziel eines spektakulären Angriffs geworden. Doch wie schwer sind die Schäden wirklich – und was bedeutet...

DWN
Politik
Politik Ehemalige US-Generäle zur Operation der Ukraine in Russland: Militärische Leistung, die dem Trojanischen Pferd gleichkommt
03.06.2025

Mitten in die Verhandlungen trifft Russland ein Schlag, der tief sitzt: Eine ukrainische Drohnenoffensive zerstört rund 40 strategische...

DWN
Politik
Politik Brüssels Pensionsflop: Milliardenvision scheitert kläglich
03.06.2025

Mit großem Tamtam gestartet, nun ein Desaster: Der EU-weite Rentenplan PEPP sollte Milliarden mobilisieren – doch kaum jemand macht mit....