Weltweit haben in diesem Jahr deutlich weniger Unternehmen den ersten Schritt aufs Börsenparkett gewagt als 2017. Die Zahl der Börsengänge sank einer am Mittwoch veröffentlichten Auswertung der Unternehmensberatung EY zufolge um ein Fünftel auf 1359. Anders entwickelte sich hingegen der deutsche Markt. Hier stieg die Zahl der Börsengänge von 14 auf 18. Die Unternehmen nahmen damit so viel Geld ein wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr.
Weltweit stieg das Emissionsvolumen trotz des Rückgangs der Börsengänge um sechs Prozent auf knapp 205 Milliarden Dollar (181 Milliarden Euro). Größte Transaktion wird laut EY der Börsengang der Mobilfunk-Tochter des japanischen Technologie-Investors Softbank am 19. Dezember. Softbank will dabei 21 Milliarden Dollar einnehmen - der größte Börsengang aller Zeiten an der Tokioter Börse.
Auf Platz zwei folgt der chinesische Sendemastbetreiber China Tower mit 7,5 Milliarden Dollar. Auf Platz drei kommt der chinesische Smartphone-Produzent Xiaomi, der bei seinem Börsendebüt 5,4 Milliarden Dollar erlöste. Insgesamt halbierte sich die Zahl der chinesischen Börsendebüts zwar auf 307, die Unternehmen nahmen aber insgesamt 57 Milliarden Dollar ein. Das waren 13 Prozent mehr als im Vorjahr.
In Europa ging die Zahl der Transaktionen um 16 Prozent auf 228 zurück. Die Börsenneulinge nahmen 17 Prozent weniger ein als 2017, nämlich 39 Milliarden Dollar. Entgegen dem europäischen Trend hat sich das Emissionsvolumen in Deutschland im Vergleich zu 2017 allerdings von 3,1 auf 13,5 Milliarden Dollar mehr als verdreifacht.
Mit der Gesundheitstechnik-Tochter Healthineers von Siemens und dem Autozulieferer Knorr-Bremse stellt Deutschland dieses Jahr die Nummern vier und fünf in der weltweiten Rangliste der größten Börsengänge. Siemens nahm 5,2 Milliarden Dollar ein, Knorr-Bremse 4,4 Milliarden Dollar.
Die US-Börse boomt dieses Jahr, mit einer Zunahme der Debüts von 180 auf 205 und einer Steigerung des Emissionsvolumens um ein Drittel auf 52,8 Milliarden Dollar. Der Boom wird sich nach Einschätzung des EY-Experten Martin Steinbach kommendes Jahr fortsetzen. Weltweit erwartet Steinbach aber einen leichten Rückgang der Zahl der Börsengänge.
Angesichts andauernder politischer Risiken und der schwankenden Aktienmärkte würden die Investoren vor allem auf stabile Unternehmen setzen. Unternehmen mit Börsenplänen werden seiner Einschätzung nach abwarten, wie sich der Brexit entwickelt und ob sich die Handelskonflikte zwischen den USA und Europa beziehungsweise China beruhigen.