Gemischtes

Tesla bekommt Produktion in den Griff

Tesla legt zum Jahresende einen starken Endspurt hin.
23.12.2018 21:04
Lesezeit: 2 min

Der Elektroauto-Pionier Tesla vermeldet zum Jahresende gute Zahlen – sowohl im Hinblick auf den Börsenwert als auch in der Produktion.

Aktuell kostet eine Tesla-Aktie 320 Dollar, womit das Unternehmen mit Sitz in Palo Alto (Kalifornien) höher bewertet ist als beispielsweise der deutsche Autobauer BMW, der mehr als das Fünffache an Umsatz macht und darüber hinaus Gewinn erzielt – Teslas Verluste dürften dieses Jahr rund eine Milliarde Dollar betragen (der vierte Quartalsbericht liegt noch nicht vor). Allerdings erzielte Tesla von Juli bis September dieses Jahres mit 311,5 Millionen Dollar den ersten Quartalsgewinn seit Jahren (den dritten überhaupt), und auch fürs vierte Quartal erwarten Marktbeobachter einen Gewinn in dreistelliger Millionenhöhe.

Grund für den starken Wertzuwachs dürften unter anderem die positiven Produktions-Kennzahlen sein. Nach Angaben des „CAR – Center Automotive Research“ der Universität Duisburg-Essen hat es das Unternehmen von Gründer und CEO Elon Musk offenbar Anfang Dezember geschafft, an einem Tag 1.000 Exemplare seines Hoffnungsträgers „Model 3“ vom Band laufen zu lassen. Prof. Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center prognostiziert, dass Tesla im Jahr 2019 bei E-Autos „Marktführer in Europa und Deutschland“ werden wird. Dudenhöffer: „Bei dem Tempo, das Musk vorlegt, kann im Jahr 2019 mit einer Produktion des Model 3 um die 350.000 Fahrzeuge gerechnet werden. Damit dürften mehr als 100.000 Model 3 im Jahr 2019 in Europa verkauft werden.“

In Deutschland käme Tesla die günstigere Versteuerung von Elektroautos als Dienstwagen entgegen, so Dudenhöffer. Arbeitnehmer, die ihren Firmenwagen privat nutzen, müssen ihn monatlich mit einem Prozent des Listenpreises als geldwerten Vorteil versteuern – für Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge gilt ab 2019 der halbe Satz von 0,5 Prozent.

Positive Nachrichten kann Tesla auch aus China vermelden: Die sich derzeit im Bau befindliche Fabrik soll deutlich früher fertig werden als erwartet. Die ersten Autos könnten bereits ab Mitte 2019 vom Band laufen. In circa zwei bis drei Jahren sollen dort per annum 500.000 Exemplare des Model 3 sowie des neuen Mini-SUVs „Model Y“ (soll im März vorgestellt werden) produziert werden.

Ob Tesla wirklich die Trendwende geschafft hat und „über den Berg“ ist, wie Musk im November in einem Interview mit dem US-Technikblog „Recode“ sagte, bleibt allerdings abzuwarten. Langfristig kann das Unternehmen nur dann profitabel sein, wenn es schafft, das Model 3 für einen Listenpreis von 35.000 Dollar massenmarkttauglich anzubieten. Derzeit kostet allein die Produktion des Hoffnungsträgers 38.000 Dollar (weswegen Musk in einer Email an seine Mitarbeiter auch darauf hinwies, dass es notwendig sei, die Herstellungskosten zu senken, und zwar centweise pro verbautem Einzelteil und einzelnem Fertigungsschritt). Gefahr droht Tesla vom Elektroauto-Engagement der etablierten Autobauer – wenn die in Kürze mit ihren überlegenen Produktionstechniken und Lieferketten auf den Markt drängen, wird sich zeigen, ob Tesla ein ernstzunehmendes Unternehmen ist oder doch nicht viel mehr als eine Luftnummer.

Einer Reihe von Börsenexperten ist der derzeitige Höhenflug der Tesla-Akte suspekt. David Tamberrino von Goldman Sachs erwartet einen Kursabfall auf 225 Dollar und rät zum Verkauf, Adam Jones von Morgan Stanley glaubt, die Aktie habe ihren Höhepunkt bei Preis und Stimmung erreicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...