Der von US-Präsident Donald Trump ausgelöste Handelsstreit kommt der deutschen Wirtschaft teuer zu stehen. "Die neue Form der amerikanischen Handelspolitik kostet uns allein diesem Jahr einen zweistelligen Milliardenbetrag", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Ausgangspunkt seien die seit Juni geltenden Strafzölle auf Aluminium- und Stahlimporte aus der EU, die allein für die hiesigen Unternehmen mit Kosten von 1,2 Milliarden Euro in den nächsten zwei Jahren zu Buche schlagen würden.
Auch der Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften USA und China sei für die deutsche Wirtschaft mit Zusatzkosten in Milliardenhöhe verbunden. Die Volksrepublik hat als Revanche auf US-Maßnahmen ihre Zölle auf Auto-Importe aus den USA kräftig angehoben, doch stammt die Mehrzahl der von dort eingeführten Pkw aus US-Werken deutscher Hersteller wie BMW. "Die Handelskonflikte sind alles andere als ein Umfeld, das Unternehmen zu Investitionen veranlasst", sagte Treier. "Die Verunsicherung ist dafür Gift." Die deutsche Wirtschaft wiederum ist auf Investitionsgüter wie Maschinen, Anlagen und Fahrzeuge spezialisiert. Deshalb sei das der Hauptfaktor für die auftretenden Kosten.
Hinzu käme die Bevorzugung heimischer Produktionsstandorte durch das neue nordamerikanische Freihandelsabkommen sowie die verschärften US-Sanktionen gegen Russland und den Iran mit extraterritorialer Wirkung, durch die der deutschen Wirtschaft ebenfalls viele Geschäfte entgingen. Trump drohte nach Inkrafttreten der Sanktionen gegen den Iran den Handelspartnern der Islamischen Republik mit Konsequenzen. "Wer mit dem Iran Geschäfte macht, wird keine Geschäfte mit den USA machen", sagte er.
Das Wachstum der gesamten deutschen Ausfuhren von Waren und Dienstleitungen falle daher im zu Ende gehenden Jahr mit knapp drei Prozent nur halb so kräftig aus wie angenommen. "Das kostet der deutschen Exportwirtschaft 55 Milliarden Euro", sagte Treier.
2019 sei kaum Besserung in Sicht. Dann erwartet der DIHK sogar nur ein Plus von 2,5 Prozent. "Das ist noch ein optimistisches Szenario", betonte Treier. Spitze sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China zu oder würden amerikanische Strafzölle auf europäische Autos eingeführt, könne das Exportgeschäft noch schlechter laufen.
Einen abrupten Konjunktureinbruch befürchtet der DIHK allerdings nicht. "Arbeitsmarkt und Binnennachfrage florieren weiter", betonte der Experte. Der private Konsum dürfte weiter zulegen, auch der Baumboom setze sich angesichts niedriger Zinsen und des hohen Bedarfs an Wohnraum in den Großstädten fort.