Technologie

Bus-Verkehr: Elektroantrieb kann Dieselmotor fürs erste nicht ersetzen

Der Nahverkehrs-Verband setzt auf die Diesel-Technologie. Bis deutsche Hersteller technisch ausgereifte und finanzierbare E-Busse in Großserie produzieren, wird es noch eine Weile dauern.
16.02.2019 22:06
Lesezeit: 1 min

Die Politik will die Umstellung von Diesel- auf Elektro-Busse forcieren – im Dezember erst hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Aufstockung des „Sofortprogramms für saubere Luft“ von eine Milliarde auf 1,5 Milliarden Euro angekündigt. Mit dem Geld will der Bund die Kommunen bei der Reduzierung von Schadstoffen unterstützen. Jetzt hat der Präsident des „Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen“ (VDV), Ingo Wortmann, zu der Angelegenheit Stellung bezogen. In einem Interview mit dem Handelsblatt nennt Worthmann die Unterstützung ein „Strohfeuer“. Allein in München würde die Umstellung auf Elektro-Mobilität rund 400 Millionen Euro kosten (Wortmann ist im Hauptberuf Geschäftsführer der „Münchener Verkehrsgesellschaft“, die in der bayerischen Landeshaupt den öffentlichen Nahverkehr betreibt).

Abgesehen von den Kosten, sei es derzeit auch technisch nicht möglich, E-Busse flächendeckend im Nahverkehr einzusetzen, so Wortmann: „Die deutschen Hersteller sind leider noch nicht so weit, serienreife Busse zu liefern, vor allem aber leistungsfähige Batterien. Da sind wir derzeit in Deutschland im Experimentierfeld.“

Tatsache ist: Die derzeit im Nahverkehr in Deutschland eingesetzten E-Busse stammen größtenteils aus dem Ausland. Und zwar vom chinesischen Großkonzern BYD (dem größten E-Bus-Hersteller der Welt), den beiden niederländischen Firmen „Ebusco“ sowie „VDL“, dem polnischen Hersteller „Solaris“ sowie dem deutsch-türkischen Zusammenschluss „Sileo“, das seinen Sitz in Salzgitter hat. Die deutschen Hersteller hinken bei der Entwicklung hinterher. Daimler hat mit der Produktion 2018 begonnen und im Januar dieses Jahres die ersten Exemplare seines „eCitaro“ verkauft (Kunde war die „Rhein-Neckar-Verkehr GmbH“, die den öffentlichen Nahverkehr in der Region Heidelberg/Mannheim/Ludwigshafen betreibt). MAN hat angekündigt, seinen „Lion´s City E“ Mitte 2020 auf den Markt zu bringen.

E-Busse sind allerdings weitaus teurer als Busse mit herkömmlichem Diesel-Antrieb. Letztere schlagen im Durchschnitt mit 200.000 Euro zu Buche, E-Busse kosten rund das Dreifache. Darüber verfügen E-Busse gerade mal über eine Reichweite von 250 Kilometern (Daimler spricht von 270 Kilometern „unter günstigen Bedingungen“), Diesel-Busse können mit einer Tankladung rund 500 Kilometer zurücklegen. Das heißt, E-Busse sind beim derzeitigen Stand der Technik ausschließlich im Stadtverkehr einsetzbar, nicht im zwischenstädtischen Verkehr. Technisch ausgereift sind E-Busse bisher auch nicht, der Vertreter eines großen deutschen Nahverkehrsbetreibers sprach gegenüber den Deutschen Wirtschaftsnachrichten von einer ganzen Reihe von „Kinderkrankheiten“.

Langfristig werde sich der E-Bus durchsetzen, glaubt Wortmann. Fürs erste aber fordert er die Anschaffung neuer Busse mit Euro-6-Dieselmotor. Das sei die „probate Lösung“ für die derzeitigen Verkehrs- und Umweltprobleme.

Weitere Meldungen aus dem Tech-Report der DWN finden Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt KI trifft DNA: Wie ein Berliner Startup die Genom-Analyse revolutioniert
31.01.2025

„Künstliche Intelligenz ist für die Genomik ideal”, sagt Jakob Hertzberg, Head of Technology bei Lucid Genomics. Bis vor wenigen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kündigungswelle seit Corona: Wie die Pandemie die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer verstärkt
31.01.2025

Viele Unternehmen klagen nach der Corona-Pandemie über eine konstante Fluktuation ihrer Mitarbeiter. Es ist die Rede von der „Great...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitslosigkeit steigt saisonbedingt - bleibt aber unter drei Millionen-Marke
31.01.2025

Zum Jahresbeginn ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland erwartungsgemäß stark angestiegen. Die symbolische Grenze von drei Millionen...

DWN
Politik
Politik Bundestag entscheidet: CDU-Antrag mit knapper Mehrheit abgelehnt
31.01.2025

Die Bundestags-Krimi um die Abstimmung zum „Zustrombegrenzungsgesetz“ endet mit einer Niederlage für Friedrich Merz und die CDU/CSU....

DWN
Technologie
Technologie Cybersicherheit KMU: So schützen Sie Ihr Unternehmen vor Cyberangriffen
31.01.2025

Cyberangriffe treffen den Mittelstand zunehmend und stellen eine erhebliche Gefahr dar. Viele mittelständische Unternehmen unterschätzen...

DWN
Politik
Politik Nach Bundestagsabstimmung: Proteste und Besetzung von CDU-Geschäftsstelle
31.01.2025

Nachdem die AfD im Bundestag einem Unions-Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik zum Erfolg verholfen hat, gibt es bundesweit...

DWN
Politik
Politik Migrationsstreit im Bundestag: SPD hält sich Gang vor das Verfassungsgericht offen
31.01.2025

Der Migrationsdebatte spaltet den Bundestag. Am Freitag könnte die CDU mit ihrem "Zustrombegrenzungsgesetz" mit Unterstützung der AfD,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand: Sprachbarriere Englisch - Deutsche Unternehmen verlieren den Anschluss
31.01.2025

Ohne eine gemeinsame Sprache kann man nicht zusammenarbeiten. Deren Fehlen wird rasch zum Problem, wenn Unternehmen grenzüberschreitend...