Finanzen

Konten in der EU: Risiken für deutsche Sparer steigen je nach Land

Deutsche Sparer legen Milliarden auf Tages- und Festgeldkonten im EU-Ausland an. Damit gehen sie teilweise ein hohes Risiko ein.
09.03.2019 17:34
Lesezeit: 2 min

Portale, die Sparern höher verzinste Tages- und Festgeldanlagen im Ausland bieten, sind in Deutschland auf dem Vormarsch. So hat die Berliner Firma Raisin, die in Deutschland die Plattform Weltsparen betreibt, nach eigenen Angaben mehr als 10 Milliarden Euro Kundeneinlagen an Banken in Europa vermittelt - etwa in Italien, Portugal oder Zypern. Seit Dezember 2017 habe sich das Volumen von seinerzeit rund 4 Milliarden mehr als verdoppelt.

Auch der Hamburger Konkurrent Deposit Solutions, der die Portale Zinspilot und Savedo betreibt, berichtet von starkem Wachstum. Kunden hätten über diese Plattformen mehr als 12 Milliarden Euro bei Partnerbanken angelegt, Ende 2017 seien es noch 4 Milliarden gewesen.

Die Plattformen zeigen auf einen Blick die besten Zins-Konditionen in Europa und vermitteln das Geld an Banken, so dass Kunden kein extra Konto brauchen. "Das Vermitteln von Tages- und Festgeld über nationale Grenzen ist eine deutsche Erfindung", sagt der Berater Peter Barkow. Zwar seien die Marktanteile der Portale gering angesichts von 2,3 Billionen Euro Tages- und Festgelder sowie Spareinlagen in Deutschland. Doch sie würden schnell wachsen.

So bietet die estnische Bigbank AS bis zu 2 Prozent Zinsen auf Festgeldkonten mit einer maximalen Laufzeit von 10 Jahren. Die portugiesische Banco BNI Europa bietet bis zu 1,15 Prozent Zinsen auf Festgeldkonten mit einer maximalen Laufzeit von 5 Jahren. Die französische Bank Crédit Agricole bietet bis zu 1,46 Prozent Zinsen auf Festgeldkonten mit einer maximalen Laufzeit von 7 Jahren, berichtet das Portal Bankratgeber. Die österreichische Infrastrukturbank Kommunal Kredit Invest bietet 2,00 Prozent Zinsen auf Festgeldkonten mit einer maximalen Laufzeit von 10 Jahren. Die kroatische Kentbank bietet bis zu 1,10 Prozent Zinsen auf Festgeldkonten mit einer maximalen Laufzeit von 7 Jahren.

Die Portale betonen, Einlagen bei ausländischen Banken seien durch die Einlagensicherung in der EU, die 100.000 Euro je Bank und Sparer gesetzlich schützt, gesichert. Doch die Einlagensicherung ist nur dann wirklich sicher, wenn auch die Bonität, also die Zahlungsfähigkeit, des Staats, in dem das Festgeldkonto angelegt wurde, gegeben ist. An dieser Stelle sollten sich potenzielle Kunden von Festgeldkonten an den Länderratings der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) orientieren. Diese geben an, wie sicher ihre Festgeldkonten in dem jeweiligen Land sind.

Eine relativ hohe Sicherheit bei Festgeldkonten besteht in den folgenden Ländern: Deutschland (Rating: AAA), Österreich (Rating: AA+), Niederlande (Rating: AAA), Schweden (Rating: AAA), Frankreich (Rating: AA) und Luxemburg (Rating: AAA). In diesen Ländern gibt es ein geringes Ausfallrisiko. Das Finanzberatungsportal Biallo empfiehlt in allen Ländern Festgeldkonten anzulegen, die ein S&P-Rating von AAA bis AA- haben.

Länder mit einem Rating zwischen BB+ und B- sind relativ unsichere Länder für Festgeldkonten, da sie eine geringe Bonität aufweisen. Dazu zählen: Bulgarien (Rating: BBB-), Kroatien (Rating: BB+), Zypern (Rating: BBB-), Italien (Rating: BBB) und Portugal (Rating: BBB-).

Auf der Webseite Countryeconomy.com können die Länderratings von S&P, Fitch und Moody’s eingesehen werden. Zu beachten ist nach Angaben von Biallo, dass die Einlagensicherung in Höhe von 100.000 Euro pro Person gilt. Sollte jemand mehrere Festgeldkonten im EU-Ausland eröffnen, sollte er dies bedenken.

Anleger in bestimmten Staaten außerhalb der EU, sollten bedenken, dass dort andere Vorschriften für die Einlagensicherung gelten. In Island liegt die Einlagensicherung bei 20.887 Euro, in Russland bei etwa 18.500 Euro, in der Schweiz bei etwa 96.500 Euro, in Kanada bei etwa 76.000 Euro und in den USA bei etwa 231.000 Euro. Wer in Norwegen ein Festgeldkonto anlegen will, kann mit einer Einlagensicherung von etwa 236.000 Euro rechnen.

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