Finanzen

Bitcoin-Elite nutzt verstärkt Leibwächter zum Schutz gegen Räuber

Die wohl größte Bedrohung für die Bitcoin-Elite sind nicht Hacker, sondern Räuber in der realen Welt, die mit physischer Gewalt die Herausgabe von Passwörtern erzwingen wollen.
23.03.2019 12:10
Lesezeit: 3 min

Sicherheit ist für Besitzer von Kryptowährungen von größter Bedeutung. Denn ähnlich wie beim Bargeld gibt es in der Regel keine Möglichkeit, verlorene Guthaben wiederherzustellen.

Daher müssen man Bitcoin-Wallets sicher aufbewahren, am besten offline an mehreren Orten, und seinen Computer schützen. Doch eines der wichtigsten Glieder der Sicherheitskette ist der Bitcoin-Besitzer selbst.

So bringt es nichts, dass man seine privaten Krypto-Schlüssel sicher aufbewahrt, wenn einen die Räuber mit vorgehaltener Waffe dazu zwingen, die Schlüssel preiszugeben.

Wer nur geringe Beträge in Form von Kryptowährungen hat, für den ist dieses Risiko gering. Aber für Investoren, die Hunderttausende oder sogar Millionen von Dollar in Bitcoin besitzen, ist die Gefahr sehr real.

Dies haben zuletzt mehrere Entführungen nachdrücklich gezeigt. Daher ist es kein Wunder, dass immer mehr Kryptomillionäre und CEOs die Dienste persönlicher Leibwächter in Anspruch nehmen.

Der Krypto-Unternehmer Tadas Kasputis hat schon seit längerer Zeit einen persönlichen Leibwächter. Auch wenn er anfangs keinen Grund dafür sah, änderte sich dies, als er im Jahr 2015 entführt wurde.

"Ich in meiner Heimatstadt Kaunas in Litauen entführt", sagte er zu Cointelegraph. "Sie kamen aus dem Nichts, stießen mich in einen Lieferwagen und fuhren durch die Stadt, um mich dazu zu bringen, ihnen die Passwörter für mein Bitcoin-Wallet mitzuteilen."

Die Entführung ging letztlich schief. Die Täter werden jetzt vor einem litauischen Gericht angeklagt. "Das war das einzige Mal ist passiert, aber es war genug", sagt der Unternehmer.

Als Ergebnis dieses Vorfalls beschloss Kasputis, zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, "um mich und meine Familie zu schützen". Doch den genauen Umfang des Schutzes will er nicht nennen, offenbar aus Sicherheitsgründen.

Und er ist nicht der Einzige, der zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen trifft. Anthony Di Iorio, einer der Mitbegründer von Ethereum, beschäftigt sieben Vollzeit-Leibwächter. "Ich bin meine eigene Bank, das hat Folgen, ich bin in Gefahr", sagte er zu The Globe and Mail.

Einige der größten Namen der Branche sind dem Beispiel von Di Iorios Führung gefolgt und haben öffentlich angegeben, wie viele Bodyguards sie einsetzen. Litecoin-Gründer-Charlie Lee hat einen eigenen "Sicherheitschef", John Kim.

Auch viele weniger bekannte Personen der Kryptobranche, nehmen private Sicherheitsdienste in Anspruch, darunter der als "The Dollar Vigilante" bekannte Jeff Berwick.

"Mein Leben lang habe ich es als meine Pflicht betrachtet, mich und meine Familie zu schützen. Daher nutze ich, abgesehen davon, dass ich ein ausgebildeter Kämpfer und häufig bewaffnet bin, immer  private Sicherheitsdienste auf die eine oder andere Weise."

Der in Acapulco ansässige Unternehmer sagte zu Cointelegraph, er würde seine Sicherheit unter keinen Umständen den staatlichen Behörden überlassen, auch weil diese "bürokratisch und langsam" seien.

Bodyguard-Firmen berichten, dass sie zunehmend für Personen in der Krypto-Branche arbeiten. Ein Artikel von Bitcoin.com aus dem letzten Jahr zeigt, dass dies besonders in Russland der Fall ist, aber auch in anderen Teilen der Welt.

So hat beispielsweise das in Großbritannien ansässige Unternehmen Spetsnaz Security International Cointelegraph darüber informiert, dass es mehrere Kunden aus der Krypto-Branche hat.

Fälle von Entführung und Raub sind für jeden, der über bedeutende Krypto-Bestände verfügt, äußerst beunruhigend, und es scheint, dass die einzige Reaktion auf solche Vorfälle darin besteht, sich an eine zuverlässige Sicherheitsagentur zu wenden.

Doch Kasputis, der 2015 entführt wurde, erwartet, dass dies in Zukunft nicht mehr nötig sein wird. "Bald wird es im Kryptowährungsbereich Lösungen geben, die es ermöglichen, Guthaben von vertrauenswürdigen Drittanbietern schützen zu lassen, ähnlich wie derzeit Bankentresore."

Bereits im Oktober gab G4S bekannt, dass es eine Tresor-Verwahrung für Kryptowährungen eingerichtet hat. Das Unternehmen verfügt über reichhaltige Erfahrung zum Schutz und zur Aufbewahrung von Geld und hochwertigen Gegenständen.

Jetzt nutzt das in London ansässige multinationale Sicherheitsunternehmen diese Erfahrung, um die Kryptowährungen seiner Kunden in "Fragmente" aufzuteilen, die dann in einer Reihe von Hochsicherheits-Tresoren aufbewahrt werden.

Laut Dominic MacIver, Senior Risk Analyst bei G4S Risk Consulting, wird dieser Service nicht nur als Bollwerk gegen Hacking angesehen, sondern auch als Schutz gegen physische Raubüberfall.

"Offline-Speicherung hat sich zu einer etablierteren und sichereren Methode zur Aufbewahrung von Krypto-Assets entwickelt. Gleichzeitig haben gewalttätige Raubüberfälle und Entführungen in den letzten Jahren gezeigt, dass der Sektor immer noch konventionellen kriminellen Bedrohungen ausgesetzt ist."

Abgesehen von G4S gibt es Anzeichen dafür, dass sich andere Unternehmen in einem „Wettlauf“ befinden, um Depotdienstleistungen für Kryptowährungen bereitzustellen, berichtete CNBC im September.

Auch die Firmen BitGo, Gemini, ItBit und Coinbase Custody bieten ihren Kunden die sichere Verwahrung von Kryptowährungen. Zwar ist dies mit Gebühren verbunden. Doch dafür spart man die Kosten für den privaten Bodyguard.

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