Politik

Briten und Franzosen wollen endlich wieder Waffen an Saudi-Arabien verkaufen

Die Bundesregierung hat ein Verbot von Waffenverkäufen nach Saudi-Arabien erlassen. Davon betroffen sind auch europäische Gemeinschaftsunternehmen. London und Paris erhöhen nun den Druck.
26.03.2019 14:30
Lesezeit: 1 min

Die französische und die britische Regierung drängen die Bundesregierung zu einer Wende in der Rüstungsexportpolitik. Die französische Botschafterin Anne-Marie Descotes drohte zugleich damit, dass immer mehr Firmen in Gemeinschaftsprojekten keine deutschen Teile mehr verbauten. Die Rechtsunsicherheit über die deutsche Exporterlaubnis für gemeinsam entwickelte Waffensysteme führe bei Firmen dazu, "dass immer mehr von ihnen sich für 'German-free'-Strategien entscheiden, um so Ausrüstungen ohne deutsche Komponenten produzieren zu können", schreibt Descotes in einem Beitrag für die Bundesakademie für Sicherheitspolitik.

Der britische Außenminister Jeremy Hunt wiederum verteidigte die britischen Waffenexporte nach Saudi-Arabien, die die Bundesregierung wegen des Kriegs in Jemen ausgesetzt hat. Wegen deutscher Bauteile kann Großbritannien Eurofighter-Kampfflugzeuge im Milliardenwert nicht ausliefern.

Die EU-Partner drängen Deutschland seit Monaten, das Moratorium für Saudi-Arabien auslaufen zu lassen, weil davon auch Gemeinschaftsprodukte betroffen sind. Die Bundesregierung hatte bis Ende März einen Exportstopp auch für bereits genehmigte Rüstungsgüter verkündet. Die SPD-Fraktion will das Moratorium bis Oktober verlängern, weil Saudi-Arabien nach wie vor Kriegspartei im Jemen ist. Kanzlerin Angela Merkel hatte dagegen gewarnt, dass Deutschland kein verlässlicher Partner mehr für europäische Rüstungsprojekte sei.

Vor allem der öffentliche Beitrag der französischen Botschafterin ist angesichts des engen deutsch-französischen Verhältnis ungewöhnlich, auch wenn Descotes betonte, dass sie ihre persönliche Meinung wiedergebe. Merkel sollte am Dienstag in Paris Präsident Emmanuel Macron, dessen chinesischen Kollegen Xi Jinping und den EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker treffen.

Descotes verwies darauf, dass Deutschland nicht nur bei der Genehmigung für Saudi-Arabien einen Sonderweg gehe. Sie kritisierte eine insgesamt sehr schleppende Genehmigungspraxis für Rüstungsausfuhren in Deutschland. "Dieses Problem geht weit über die Länder hinaus, die am Jemen-Krieg beteiligt sind und betrifft auch Exporte nach Senegal, Indien, Indonesien oder den Niger." Sehr oft seien davon Firmen in anderen EU-Staaten betroffen. Die Bundesregierung müsse sich entscheiden: Man könne nicht gleichzeitig eine wettbewerbsfähige europäische Verteidigungsindustrie wollen "und andererseits einseitig Ausfuhrkontrollen durchsetzen, die verhindern, dass gemeinsam produzierte Güter exportiert werden". Frankreich will erst dann grünes Licht für geplante Projekte wie einen neuen gemeinsamen Kampfjet geben, wenn es Exportzusicherungen von Deutschland erhält.

Der britische Außenminister Hunt schrieb in einem am Dienstag veröffentlichten Gastbeitrag für "Politico", dass ein Rüstungsstopp für Saudi-Arabien nichts an der Situation im Jemen ändern würde. Saudi-Arabien habe den Krieg nicht begonnen und agiere in Übereinstimmung mit der UN-Resolution 2216. Zudem gebe es jetzt Jemen-Friedensverhandlungen in Stockholm. Großbritannien habe strategische Partnerschaften mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die nicht aufs Spiel gesetzt werden dürften.

 

DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...